„Ich hänge an diesem Verein“

7. August 2019 in 2. Liga Kurt Russ war als Spieler erfolgreich und ist es heute als Trainer des KSV 1919. Im Interview erzählt er, ob ihn Dokupil oder Happel mehr geprägt haben.

Kurt Russ, Sie sind schon als Spieler beim Kapfenberger SV groß geworden. Mit zwei Jahren Unterbrechung sind Sie nun seit 2008 als Trainer im Verein tätig. Warum?
Ich bin nur 30 Kilometer von Kapfenberg entfernt, in Langenwang, aufgewachsen und habe von hier aus den Sprung in die Bundesliga zur Vienna geschafft. Ich hänge an diesem Verein.

Bei der Vienna haben Sie unter Ernst Dokupil gespielt, beim FC Tirol unter Ernst Happel. Wer hat Sie mehr geprägt?
Dokupil war ein Trainer, der sehr viel mit uns geredet hat, viele Fehler verziehen hat. Bei Happel stand weniger Spaß an der Tagesordnung, ihm war wichtig, dass man hart arbeitet, er hat aber wesentlich weniger mit uns gesprochen. Beide waren mit ihrer Art erfolgreich. Ich habe von beiden etwas mitgenommen, wie auch von vielen anderen. Unter Per Brogeland beim LASK habe ich etwa die Viererkette kennengelernt. Die Summe dessen, was du lernst, zeichnet dich selbst als Trainer aus.

Sind Sie trotzdem vielleicht etwas mehr Dokupil als Happel? Gerade, weil Sie mit vielen jungen Spielern zu tun haben?
Ich bin eine Mischung. Mich freut es, wenn die Spieler wissen, worauf ich Wert lege. Da kann ich sehr happig sein, aber andererseits gebe ich mich auch gerne locker. Die jungen Spieler von heute sind anders aufgewachsen, man muss mit der Zeit gehen und sich entsprechend darauf einstellen, um zu wissen, was für die Mannschaft gut ist. Man muss sich Respekt verschaffen, aber die Lockerheit darf nicht zu kurz kommen.

Kapfenberg steht heuer einmal mehr vor einem Umbruch.
Ich kenne die Bedingungen und freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die Aufgabe. Natürlich denkt man manchmal, dass man gerne um den Titel mitspielen würde, aber wir können zufrieden sein, wie gut wir mithalten können. Es gibt Vereine, die besser zahlen können als wir und das ist in Ordnung. Schön ist, dass ich schon jetzt im Training wieder sehe, dass wir vier oder fünf Neue dabei haben, die über großes Talent verfügen. Wenn wir es mit Training und Vertrauen in ihre Fähigkeiten schaffen, dass sie sich verbessern, können auch sie Karriere machen. Wie so viele andere, die einmal bei uns gespielt haben.

Von Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.

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