#BundesligaTeamwork: Zeitreise 1995/96

28. April 2020 in ADMIRAL Bundesliga

Wir nehmen euch auf eine Zeitreise in längst vergangene Bundesliga-Saisonen mit. Wir fassen kompakt zusammen, was es zur damaligen Spielzeit zu sagen gibt, wer die Helden waren und was sonst so in der Welt los war. Außerdem öffnen wir erstmals exklusiv das – soweit digitalisiert - komplette Bundesliga-Journal-Archiv. Lest die damaligen Journal-Ausgaben, schwelgt in Erinnerungen und schmunzelt über kultige Fotos und Typen!
 
Reiseleiter: Mathias Slezak
Fotos: GEPA Pictures
 
Die Saison: 1995/96
 
Der Meister: SK Rapid Wien
 
Das Meisterschaftsfinale: In der Saison 1995/96 werden erstmals drei Punkte für einen Sieg vergeben und es sollte die Saison des SK Rapid werden – auch wenn der Auftakt nicht nach Wunsch verläuft, denn in Runde 1 verlieren die Hütteldorfer mit 1:2 beim Bundesliga-Aufsteiger aus Ried. Gar nicht nach Wunsch verläuft die Saison auch für Austria Salzburg. Nach zwei dominanten Jahren kommen die Salzburger nicht wie gewünscht aus den Startlöchern, Trainer Otto Baric tritt nach dem Aus in der Champions League-Qualifikation zurück, auf ihn folgen Hermann Stessl und etwas später Heribert Weber und Platz 8 in der Endtabelle. An der Spitze kristallisiert sich ein Zweikampf zwischen Rapid und Sturm Graz heraus. Und obwohl die Hütteldorfer zeitweise bis zu acht Punkte vorne liegen, dauert das Titelrennen bis zum großen Finale in Runde 36. Rapid geht mit drei Punkten Vorsprung und derselben Tordifferenz ins direkte Duell gegen Sturm. Somit ist klar: Sturm benötigt einen Sieg, Rapid reicht ein Unentschieden zum Titelgewinn. 48.000 Zuschauer (bis heute Bundesliga-Rekord) verfolgen das Spiel im Ernst-Happel-Stadion und sehen wie Roman Pivarnik Rapid nach einem Stöger-Querpass bereits nach sieben Minuten in Führung bringt. Kurz vor Schluss nickt Christian Stumpf eine Kühbauer-Flanke zum 2:0 ins Tor. Rapid ist erstmals seit 1988 wieder Meister, Sturm muss noch etwas auf den ersten Titelgewinn warten.

 

 

Die Abschlusstabelle:

Der Meistertrainer: Ernst Dokupil, der die Hütteldorfer bereits in der Vorsaison zum Cupsieg geführt hat, kann über seinen ersten Meistertitel jubeln. Als Spieler war er einmal Cupsieger geworden.
 
Die Bomber der Liga: Ivica Vastic ist mit 20 Treffern das Um und Auf im Angriff des SK Sturm und damit auch Ligaspitze. Hinter ihm liegt der Rapidler Christian Stumpf mit 15 Treffern auf Platz 2, auf Rang 3 folgen Gernot Krinner (FC Tirol) und Heimo Pfeifenberger (Austria Salzburg) mit jeweils 14 Toren.
 
International: Meister Salzburg (der nach dem Umzug ins Happel-Stadion in den Jahren zuvor wieder in Salzburg-Lehen antritt) scheitert in der Qualifikation zur Champions League am rumänischen Vertreter Steaua Bukarest. Nach einem 0:0 im Hinspiel verlieren die Salzburger in Rumänien in Unterzahl (nach Gelb-Rot für Hütter) mit 0:1. Die Europacup-Saison ist damit früh zu Ende.

Der FC Tirol kann sich im UI-Cup unter anderem mit Siegen über Köln und Bayer Leverkusen bis in die UEFA-Cup-Vorrunde spielen, scheitert dort jedoch am französischen Vertreter Racing Strasbourg. Auch für Sturm Graz und Austria Wien ist im UEFA-Cup rasch Endstation. Die Grazer scheitern in der Quali an Slavia Prag, die Austria schafft es über Kapaz Ganja (Aserbaidschan) in die 1. Runde, scheidet dort jedoch gegen Dinamo Minsk aus.

Der internationale Weg des SK Rapid im Cup der Cupsieger dauert deutlich länger. In Runde 1 überstehen die Hütteldorfer die rumänische Hürde Petrolul Ploiesti und ziehen ins Achtelfinale ein, wo Sporting Lissabon wartet. Nach einem 0:2 in Portugal ist die Ausgangssituation nicht die beste, doch im Rückspiel bringt Didi Kühbauer von der Strafraumgrenze die Grün-Weißen in Minute 25 in Führung. Um in die Verlängerung zu kommen, benötigt Rapid jedoch noch einen weiteren Treffer. In der Nachspielzeit setzt Trifon Ivanov im Luftduell seinen Körper gut ein, bekommt den Ball zur Mitte und dort bringt Christian Stumpf per Kopf sein Team mit dem 2:0 in die Verlängerung.

Und es sollte nicht der letzte Streich des „Büffel“ in diesem Spiel gewesen sein, denn in Minute 105 sorgt er abermals per Kopf fast von der Strafraumgrenze für das 3:0. Auch Sturmpartner Carsten Jancker trifft in Minute 110 (ebenfalls per Kopf) und sorgt so für den 4:0-Endstand.

Im Viertelfinale wartet Dinamo Moskau. Beim Hinspiel in Russland bringen sich die Hütteldorfer mit einem 1:0-Auswärtssieg (Stumpf-Tor nach einem Solo aus der eigenen Hälfte) bereits in eine gute Ausgangslage. Im Rückspiel schlägt die Stunde des „Turban-Bombers“. Carsten Jancker, nach einem Cut mit Kopfverband unterwegs, trifft kurz nach der Halbzeit mit links zur 1:0-Führung. Danach wird der Deutsche im Strafraum gefoult und Peter Stöger erhöht per Elfmeter auf 2:0. Zum Abschluss trifft Jancker noch einmal selbst zum 3:0. Rapid steht im Halbfinale. Dort wartet Feyenoord Rotterdam, unter anderem mit klingenden Namen wie Ronald Koeman, Giovanni van Bronckhorst oder Henrik Larsson. Koeman bringt die Niederländer per Elfmeter in Führung, doch Carsten Jancker erzielt den wichtigen Auswärtstreffer zum 1:1-Endstand. In Wien überrollt Rapid Feyenoord in den ersten 45 Minuten. Jancker erzielt in Minute 2 das 1:0, Sturmpartner Stumpf legt in Minute 32 mit dem 2:0 nach und zwei Minuten später macht Jancker mit einem Seitfallzieher alles klar. Rapid gewinnt 3:0 und steht im Europacupfinale.

In Brüssel wartet Paris St.-Germain auf die Mannschaft von Ernst Dokupil. Mehr als 12.000 Rapid-Fans begleiten ihre Mannschaft in die belgische Hauptstadt. Nach einer halben Stunde gerät Rapid unglücklich in Rückstand. Peter Schöttel fälscht einen Freistoß von Bruno N’Gotty ab und es steht 1:0 für Paris St.-Germain. Die Ausgleichsbemühungen der Rapidler bleiben unbelohnt. Zumindest auf dem Spielfeld, denn dort bleibt es beim 1:0. Auf den Rängen feiern die mitgereisten Fans aber noch 20 Minuten nach Abpfiff ihre Mannschaft.

Heimkino-Tipp: Für all jene, die den internationalen Siegeszug den SK Rapid in Bewegtbildern sehen wollen, zeigen die Hütteldorfer am 30. April an ihrem „Heimkinoabend“ die ORF-Dokumentation „Der Weg ins Finale“. Alle Infos dazu finden Sie hier: https://www.skrapid.at/de/startseite/news/news/aktuelles/2020/04/film-ab-wir-laden-zum-sk-rapid-heimkino-abend

 
Kuriositäten: Gleich drei Spiele werden strafverifiziert. Beim Spiel Steyr-LASK streikt das Flutlicht, die Partie wird ebenso abgebrochen wie Tirol-Ried (Zuschauerausschreitungen). Austria Salzburg-LASK wird nachträglich strafverifiziert, da die Linzer vier Spieler eingewechselt haben. Sturm-Präsident Hannes Kartnig verliert eine Wette und muss vor dem Grazer Derby gemeinsam mit GAK-Präsident Harald Fischl GAK-Fanartikel verkaufen.

 
Bildergalerie zum Durchklicken:

Weltgeschehen & Politik: Mit dem Vertrag von Dayton endet im Dezember 1995 der Bosnienkrieg. Windows 95 wird veröffentlicht, der Nationalrat wird gewählt, die SPÖ bleibt stimmenstärkste Partei und Vranitzky Kanzler. Teile der EU einigen sich auf den Euro als gemeinsame Währung. Französische Kernwaffentests sorgen für Proteste. Mit Waltraud Klasnic ist erstmals eine Frau Landesoberhaupt der Steiermark. Die EU verhängt wegen BSE ein Import-Verbot für Rindfleisch aus Großbritannien. Nintendo veröffentlicht den Nintendo 64.
 
Sport: Das Bosman-Urteil ändert den Fußball grundlegend: Profi-Fußballer können nach Ablauf ihres Vertrages ablösefrei wechseln und auch die Beschränkung von EU-Ausländern wird aufgehoben. Miguel Indurain gewinnt zum fünften Mal die Tour de France. Die Schach-WM zwischen Gerri Kasparow und Viswanathan Anand wird am New Yorker World Trade Center ausgetragen. Michael Schumacher wird zum zweiten Mal Formel 1-Weltmeister und Deutschland gewinnt durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff die Fußball-Europameisterschaft in England. Thomas Muster ist für insgesamt sechs Wochen die Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste.
 
Musik: Rednex mit „Wish You Were Here“ (10 Wochen) und Coolio mit „Gangsta’s Paradise“ (9 Wochen) stehen in den Charts ganz oben.
 
Kino: „Braveheart“ gewinnt den Oscar als bester Film.

 

Exklusiv: Bundesliga-Journal Saison 1995/96

Im Zuge der „Zeitreise“-Serie öffnet die Österreichische Fußball-Bundesliga erstmals ihr komplettes Bundesliga-Journal-Archiv, soweit die Ausgaben bereits digital vorhanden sind.

In dieser Ausgabe lesen Sie unter anderem eine Story über das oft wortgewaltige Duell zwischen den beiden Grazer Präsidenten Hannes Kartnig und Harald Fischl, über den Aufstieg des damals 20-jährigen Stürmertalents Mario Haas, einen Lokalaugenschein in Lustenau und ein Porträt über FC Tirols Neuzugang „Stani“ Tschertschessow.

Außerdem zu sehen: Bundesliga-Geschichte von 1979 bis 1984, eine Home-Story mit Ernst Dokupil, weitere Handywerbungen (diesmal für das „GSM-Handyphone M-Com 714“) sowie die Medienbilanz der Liga (rund 50 Stunden TV-Berichterstattung im Herbst 95 sowie 4062 Printartikel. Zum Vergleich: Heute gibt es pro Saison rund 1.300 Stunden TV-Berichterstattung und mehr als 100.000 Print- und Online-Artikel über die Liga).

--> hier geht’s zur Herbstausgabe 1995

--> hier geht’s zur Frühjahrsausgabe 1996
 

#BundesligaTeamwork ist eine Online-Initiative der Österreichischen Fußball-Bundesliga. Als Fußball haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung, die über den Sport hinausgeht. In Zeiten, in denen viele Menschen auf ihre Mitmenschen Rücksicht nehmen und zur Eindämmung des Coronavirus zuhause bleiben, soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten vermeiden, stellen wir insbesondere auf unseren digitalen Kanälen verstärkt Inhalte zur Verfügung. Die komplette Übersicht finden Sie auf www.bundesliga.at/teamwork

Artikel teilen: