11 Fragen an Marco Djuricin: Warum hast du dich nicht bei Rapid durchgesetzt?

29. August 2021 in ADMIRAL Bundesliga Warum Austrias Marco Djuricin besonders auf das Duell mit Rapid brennt, was ihm auf einen Alaba oder Demir gefehlt hat, welche Freundschaften am Sonntag für 90 Minuten ruhen und wie sein bisher wichtigstes Derbytor für Tränen sorgte.

Vor dem 333. Wiener Derby (Sonntag, 17 Uhr) in der 6. Runde der ADMIRAL Bundesliga steht ein Mann ganz besonders im Fokus: Marco Djuricin. Der 28-Jährige bescherte der Austria ausgerechnet mit einem Doppelpack gegen seinen Ex-Klub-Sturm ein überraschendes Remis – und ein kräftiges Lebenszeichen. Nun trifft er auf Rapid, wo er in seiner Jugend spielte, wo er aber ebenso wie sein Vater Goran als Trainer keinen Abgang im Guten erlebte. Dementsprechend häuften sich vor dem Spiel der Spiele die Medientermine. Dennoch fand der violette Stürmer Zeit für ein Interview mit Bundesliga.at – wo er sich unseren 11 Fragen stellte. Besonders erfreulich, weil der Angreifer sein Herz auf der Zunge trägt und von glattgebügelten Antworten wenig hält.

1. Wieviele Interviews hast du seit dem Abfiff nach dem Sturm-Spiel gegeben?
Pfuu. 10 oder so? Schon sehr viele (lacht). Das Extremste in diese Richtung war sicher nach meinen zwei Toren als 17-Jähriger bei Hertha. Danach hatte ich dann eine Zeit lang Interviewverbot, weil ich noch so jung war.

2. Welche Gefühle kommen auf, wenn du gegen Rapid aufläufst, wenn man deine Vorgeschichte und die deines Vaters bedenkt?
Das erste Derby durfte ich schon spielen, aber ohne Fans und es war eine schlechte Partie. Ohne Emotionen war das schon komisch. Jetzt freuen wir uns natürlich extrem auf das Heimderby. Natürlich ist diese Partie etwas Spezielles. Die Geschichte mit Papa war schon sehr unangenehm für uns als Familie. Jetzt liegt es an mir, was ich am Sonntag zeige.

3. Yusuf Demir hat den Sprung von Rapid zu Barcelona geschafft, dein Freund David Alaba einst von der Austria zu Bayern München. Was hat dir gefehlt, um so eine Karriere zu machen?
Ich bin ja auch mit 15 schon ins Ausland nach Berlin gegangen. Es war aber nie meine Intention Profi zu werden. Ich wollte einfach Spaß haben und schauen, was passiert. Ich war ein schlimmer Bub in der Pupertät. Dann ging es schnell, vielleicht zu schnell für mich. Andere Sachen waren mir wichtiger als der Fußball und ich war nicht so fokussiert. Ich hatte viele Verletzungen und war nicht immer der Fleißigste.

4. Du sagst ja über dich selbst, du warst ein fauler Hund. Hast du dich deshalb damals nicht bei Rapid durchgesetzt?
Nein. Sie haben auf andere Spieler gebaut, was ich damals nicht verstanden habe, aber das ist ja okay. Die wurden dann alle nicht Profi, ich schon, deshalb kann ich damit leben.

5. Mit welchen heutigen Rapidlern hast du gespielt?
Mit Knasmüllner in der Austria-Jugend und im Jugendnationalteam. Mit Schick bei Sturm. Wimmer kenne ich vom A-Team und von unserer Zeit in London, als er bei Tottenham war und ich bei Brentford. Mit Maxi Hofmann bin ich schon am Längsten befreundet. Der ist ja eingefleischter Rapidler von klein auf. Am Sonntag werden wir keine Freunde sein.

6. Du hast in der Jugend bei Austria und Rapid gespielt, wie sehr siehst du dich dennoch als violetter Sproß?
Ich bin ja schon mit der Austria aufgewachsen, deshalb war ich immer schon ein bisserl mehr Austrianer – bzw. war mir der Klub sympathischer, weil ich noch die Zeit erlebt habe, als mein Papa bei Austria Memphis Profi war. Ich war dann bei Rapid, weil er dort Betreuer war. Aber das eine Jahr bei der Austria hat mir schon besser gefallen. Natürlich auch, weil ich mit Spielern zusammengespielt habe wie Alaba und Knasmüllner.

7. Du hast bei deinen bisherigen Stationen in 197 Spielen 75 Tore und 27 Vorlagen geschafft. Das sind tolle Werte. Warum hast du trotzdem so oft den Klub gewechselt?
Salzburg hat mich halt hin und hergeschleudert. Ich wurde oft verliehen ohne Kaufoption, was ich nicht wollte, aber ich konnte sie auch verstehen – sie haben viel Geld für mich bezahlt als ich jung war und wollten das durch eine Ablöse wieder reinholen. Ich wäre gerne bei einigen Vereinen geblieben, aber die Ablöse war zu hoch. So wurde es leider jedes Jahr ein Umzug. 2,5 Millionen waren für mich zu viel, aber ich habs ja nicht bezahlt (lacht), von daher ist es so wie es ist.

8. Aber in Wien fühlst du dich sehr wohl?
Ja, es ist mein Zuhause, meine Heimat. Nach zwölfeinhalb Jahren nicht hier wohnen war die Rückkehr schon ein komisches Gefühl. Ich habe mich extrem gefreut, aber das war schon ungewohnt. Ich musste vier, fünf Monate erst einmal realisieren, dass ich wieder daheim bin. Das ist schon angenehm.

9. Du gibst in Interviews ja immer noch erfrischend ungebügelte Antworten. Ist es nicht schwer, sich das in diesen Zeiten zu bewahren?
Ich habe gesagt, ich werde mich nicht verändern. Weil dann braucht man das Ganze auch nicht machen. Mich selber nervt es ja auch, wenn jeder im Interview den gleichen Blödsinn sagt. Sicher weiß ich, dass manche Aussagen negativ auf mich zurückfallen können, aber ich weiß auch, dass es die Leute irgendwo lustig finden.

10. Bist du abergläubisch?
Nein gar nicht. Aber natürlich habe ich bei anderen Spielern einiges gesehen. Der Marko Stankovic hat seine Schuhe immer perfekt zusammengestellt. Ich hab sie ihm dann zum Spaß immer auf die Seite gehaut.

11. Hätte ein Derbytor für dich eine ganz besondere Bedeutung?
Für mich als Wiener, sicher. Aber ich werde ja hoffentlich noch einige Derbys spielen. Und ich habe in meiner Karriere schon einige Derbytore geschossen. Eines wird da ganz schwer zu toppen sein. Das 1:0 Siegestor für Brentford – weil das war damals der erste Sieg nach 49 Jahren gegen die Queens Park Rangers. Das habe ich erst nach dem Spiel erfahren, als unser Platzsprecher mit Tränen in den Augen vor mir stand. Ein Moment, den ich nie vergessen werde. Noch Jahre später haben mich Leute darauf angesprochen. Sicher will ich am Sonntag treffen, aber das Wichtigste ist gewinnen. Und wenn unser Trainer das Tor schießt, wäre mir das auch wurscht (lacht).

Artikel teilen: