Das ging schnell! Vor gut einem Jahr spielte Michael Madl noch als Innenverteidiger für Austria Wien, jetzt heuert er als Co-Trainer bei der SV Guntamatic Ried an. Dazwischen lag ein Jahr bei der U18 der Violetten, in dem er sich die allerersten Sporen als Trainer verdiente. „Im Fußball kann man nicht planen“, sagt er. „Als Trainer noch weniger als als Spieler.“ Vor dem Trainingsauftakt in der kommenden Woche nimmt sich der 34-Jährige Zeit, um für bundesliga.at 11 Fragen zu beantworten.
1.Wie kam dein Job in Ried zustande?
Die Rieder haben über Flo Mader (Anm.: bis vor Kurzem Akademieleiter bei der Austria) Kontakt aufgenommen, dann haben wir uns getroffen. In den Gesprächen mit Cheftrainer Christian Heinle, Thomas Reifeltshammer (Sportdirektor) und Wolfgang Fiala (Sportkoordinator) kamen wir schnell drauf, dass wir den gleichen Fußball sehen wollen: dominant in jeder Phase, mit Kontrolle im Spiel mit und gegen den Ball. Wir wollen nicht mauern, auch nicht als kleineres Team. Da es auch menschlich passte, sind wir uns schnell einig geworden.
2. Ried hat die Meistergruppe nur haarscharf verpasst, musste aber trotzdem bis zur letzten Runde um den Klassenerhalt zittern. Auf welches Ziel habt ihr euch geeinigt?
Darauf, dass wir besser abschneiden wollen als in der abgelaufenen Saison. Wir haben gesehen, wie brutal es in diesem Modus zugehen kann. Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben – je schneller das feststeht, umso besser ist es. Das wird aber nur funktionieren, wenn wir stabil performen.
3. Christian Heinle ist ein junger Trainer, der vergangene Saison seine ersten Meriten erwarb. Worauf freust du dich in der Zusammenarbeit mit ihm?
Ich kann von ihm, aber auch von Clemens (Zulehner, weiterer Co-Trainer) sicher eine Menge lernen und mitnehmen. Ried ist ein kleiner, familiärer Verein – das taugt mir. Bis jetzt habe ich den Klub nur von außen verfolgt, ich durfte aber schon einiges kennenlernen. Und ich habe mich natürlich informiert. Bei Flo Mader, aber auch bei meinem Freund Andi Schicker (Sportdirektor von Sturm Graz), der hier ein paar Jahre gespielt hat. Alle waren sich einig, dass hier ein tolles Umfeld auf mich wartet.
4. Du hast bis vor einem Jahr noch selbst gekickt. Wie schwer fiel die Umstellung vom Spieler- auf das Trainerdenken?
Das ist ein Unterschied von 1000 zu 1. Ich sage zu jedem Profi: Jungs, spielt so lange es irgendwie geht, es gibt keinen schöneren Beruf, als selbst auf dem Platz zu stehen. Das Trainerleben ist um Längen anstrengender und komplexer, man muss an so viele Sachen denken, die man als Spieler gar nicht mitbekommt.
5. War dir immer schon klar, dass du die Trainer-Laufbahn einschlagen möchtest?
Nein, überhaupt nicht. Ich war allerdings in dem Bereich immer schon wissbegierig und habe versucht, alles von meinen Trainern mitzunehmen. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es immer nur positiv war, wirklich nicht. Aber man kann ja auch daraus die Lehre ziehen, wie man es selbst nicht machen möchte. Dass ich so schnell als Co-Trainer in der Bundesliga landen würde, damit habe ich jedenfalls nicht gerechnet.
6. Du bist Steirer, hast auch mehr als 100 Bundesliga-Spiele für Sturm absolviert. Deinen Durchbruch hattest du allerdings bei der Austria, wo du auch deine Karriere beendet hast. Bist du ein Kind des Verteilerkreises oder von Liebenau?
Puh, da möchte ich mich nicht entscheiden. Ich bin in einer Sturmfamilie aufgewachsen, noch dazu in den erfolgreichen Zeiten mit Vastic, Reinmayr und Haas. Ich war und bin noch immer Sturm-Fan, mich freut ungemein, dass Andi Schicker dort gerade so einen großen Erfolg hat. Andererseits bin ich bei der Austria groß geworden, habe viele schöne Jahre dort verbracht, das ist genauso mein Herzensverein.
7. Jeder junge Kicker träumt vom Ausland, du hast es sogar nach England in die Championship geschafft. War das auch im Nachhinein die Krönung deiner Karriere?
Auch das war damals (2015) ungeplant. Ich habe bei Sturm um drei Jahre verlängert und dachte: Bei Vertragsende bist du 30, hier wirst du wohl die Karriere beenden. Dann ging es plötzlich von 0 auf 100, noch dazu bei einem Kultklub wie Fulham. Das war eine schöne Bestätigung für meine Leistung, darauf bin ich schon sehr stolz.
8. Im Nationalteam bist du ein sogenanntes „One-Hit-Wonder“. Welchen Ansatz verfolgst du: Cool, dass ich es dorthin geschafft habe? Oder hätten es doch ein paar Spiele mehr sein können?
(lacht) Wenn ich mir die Konkurrenz auf meiner Position anschaue, muss ich ehrlich sagen: Es gab einfach bessere Spieler als mich. Ich hatte das Glück, bei der großartigen EURO-Qualifikation dabei gewesen sein zu dürfen, unter Marcel Koller habe ich auch ein Testspiel gegen die Slowakei absolviert. Dafür bin ich dankbar. Ich bin bestimmt nicht so vermessen zu sagen, dass der Trainer einen Fehler gemacht hat, mich nicht öfter aufzustellen. Allein wenn man sieht, dass ein Basti Prödl dabei war, der eine tolle Karriere hingelegt hat, weiß man, wie groß die Konkurrenz damals war und auch bis heute ist.
9. Zusammen mit Prödl hast du bei der U20 WM in Kanada den Laden dicht gemacht. Ein Traumstart in die Karriere, oder?
Wenn man im Nachhinein sieht, wie viele Mitglieder dieses Teams tolle Karrieren gemacht haben, zeigt das, wie hoch unsere Qualität war. Auch wenn unsere größte Stärke das Mannschaftsgefüge war, geformt durch Herrn Gludovatz. Das ist etwas Spezielles, das ewig picken bleiben wird.
10. Paul Gludovatz ist vor einigen Monaten gestorben, er war ein einzigartiger Trainertyp. Ist er einer, von dem du für deine Karriere etwas mitnehmen kannst?
Auf jeden Fall! Er hat mich als Jüngeren immer in den nächsthöheren Jahrgang einberufen und mich über viele Jahre in den U-Nationalmannschaften begleitet. Ein väterlicher Typ, der aber auch fordernd war und so einiges aus einem herausgeholt hat. (lacht) Und manchmal kryptisch in seinen Aussagen, bei denen man nicht immer ganz genau wusste, was er jetzt genau von einem will. Wenn man gesehen hat, wie viele Spieler ihm bei seinem Begräbnis die letzte Ehre erwiesen haben… Das zeigt, dass er nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch eine Menge richtig gemacht hat.
11. Du hattest in deiner Karriere viele Trainer mit großen Namen. Wenn du dich für drei entscheiden müsstest, die dich am meisten geprägt haben…
Da muss ich aufpassen, niemandem Unrecht zu tun. Wenn ich mein Spiel als Innenverteidiger hernehme, denke ich an Franco Foda, der hat mich nochmal auf eine andere Stufe gehoben. Peter Stöger hatte ich bei Wiener Neustadt und bei der Austria, da aber in spezieller Rolle.
Er hat mich in seine Überlegungen einbezogen und nach meiner Meinung gefragt, das rechne ich ihm hoch an. Die Beiden würde ich nennen und Herbert Gager, mein Trainer in der Stronach-Akademie. Ich war damals kein einfacher Typ, er war eine Vaterfigur für mich. Ich kam aus dem Dorf nach Wien und dachte: Ich habe Talent und das reicht aus, um es nach oben zu schaffen. Er hat mir gezeigt: Arbeit und Demut können auch nicht schaden. Eine wichtige Lektion für mich.