FC Flyeralarm Admira, SV Guntamatic Ried, TSV Prolactal Hartberg, CASHPOINT SCR Altach – dass in der letzten Runde noch vier Klubs absteigen können, gab es zuletzt in der Saison 2012/13, als Mattersburg – trotz bester Ausgangslage – den Weg in die Zweitklassigkeit antreten musste. Eine brutale Konstellation, die an Spannung kaum zu überbieten ist. „Ich bin heilfroh, dass ich nicht in dieser Stressmühle drin bin. Was diese Teams und Trainer schon seit Wochen aushalten müssen, ist nichts für Nerven und Gesundheit, brutal anstrengend“, sagt Helmut Kraft, bei Stationen wie Innsbruck, Ried oder Wr. Neustadt selbst gestählt. „Das ist nervenzerfetzend!“ Für bundesliga.at analysiert der 63-Jährige, derzeit bei Silz/Mötz in der Tiroler Liga auf Aufstiegskurs, die Lage bei den vier Protagonisten.
SV Guntamatic Ried:
„Für die Rieder ist die Situation fast am schlimmsten“, fasst Kraft die Lage bei seinem Ex-Klub zusammen. „Sie standen schon mit einem Bein in der Meistergruppe, haben vom Kampf um Europa geträumt und müssen jetzt um den Klassenerhalt zittern.“ Auch das verlorene Cupfinale ist Teil des Gewichts, das in ihrem Rucksack liegt. „Bis zum 1. Mai war es super, dass sie das Endspiel überhaupt erreicht haben. Nach der Niederlage ist es als Negativerlebnis in den Köpfen drin.“ Verrückt: Mit einem Sieg in Hartberg wäre (bei einer Niederlage des LASK) sogar noch das Europacup-Play-off drin. „Ich würde das nicht thematisieren, sondern mich auf das Wichtigere konzentrieren, das ist der Klassenerhalt“, sagt Kraft. „Dafür ist die Aufgabe bei den heimstarken Hartbergern auch schon kompliziert genug.“ Erst recht für die Wikinger, die in dieser Spielzeit erst zwei Auswärtssiege feiern konnten. „Gerade für den Kopf ist diese Konstellation eine brutale Challenge.“
TSV Prolactal Hartberg:
Was für eine Achterbahnfahrt, die die Steirer sowohl im Grunddurchgang als auch in der Qualifikationsrunde hingelegt haben. „Für mich sah es lange so aus, als würden sie ganz unten reinrutschen“, sagt Kraft. „Dann haben sie sich drei Runden lang ‚derrappelt‘, dabei auch gut gespielt und Selbstvertrauen getankt. Deswegen glaube ich nicht, dass sie sich von der Niederlage gegen Wattens zurückwerfen lassen, das stecken sie weg.“ Mit Klaus Schmidt haben sie den Trainer an der Seitenlinie, der von den vier involvierten Klubs über die mit Abstand größte Erfahrung verfügt. Aus Krafts Sicht ein kleiner, aber doch vorhandener Vorteil. „Von seinen erfolgreichen Missionen mit der Admira oder Innsbruck kann er sich zwar nichts mehr kaufen. Aber die Spieler wissen, dass er noch nie abgestiegen ist und vertrauen ihm deswegen. Er kann sich des Rückhalts des Teams zu 100 Prozent gewiss sein.“
FC Flyeralarm Admira
Für Kraft ist klar, dass die Südstädter in der letzten Runde mit dem Match beim LASK die denkbar schwerste Aufgabe vor der Brust haben. „Für die Linzer geht es noch um Platz zwei, außerdem will Didi Kühbauer nach zwei Unentschieden endlich einen Sieg einfahren. Für mich die unangenehmste aller möglichen Konstellationen.“ Was die reine Leistung angeht, hätte der Tiroler die Admira nicht mehr zittern gesehen. „Aber sie haben in den Phasen, in denen sie gut gespielt haben, zu oft Unentschieden gespielt. Dadurch ist dieses Damoklesschwert entstanden, das jetzt über ihnen schwebt. Mit diesen vier, fünf Punkten mehr wären sie längst im sicheren Hafen.“ So aber ist die See noch rauer geworden, erst recht nach dem 0:3 gegen Altach. „Ein Schlag in die Magengrube“, findet Kraft, der aber auch einen Vorteil auf Seiten der Südstädter sieht: „Sie sind den Abstiegskampf seit Jahren gewohnt, haben Spieler, die in dieser Trainingswoche beruhigend auf die unerfahrenen Akteure einwirken können. Das kann schon helfen.“
CASHPOINT SCR Altach:
Totgesagte leben länger – selten hat der Spruch so gut gepasst wie auf die Situation bei den Vorarlbergern. Seit Wochen als Fixabsteiger gehandelt, haben sie nun die Chance, mit einem Sieg bei der WSG Tirol den Klassenerhalt zu schaffen. „Ich habe das Gefühl, dass diese ‚Alles-oder-nichts-Spiele‘ den Altachern liegen“, sagt Kraft, der vor allem die Kommunikationsstrategie lobt. „Sie haben nie Vollstress aufkommen lassen, auch nicht, als sie abgeschlagen hinten lagen. Sie haben das kleine Feuer der Hoffnung immer lodern lassen, sind nie in Panik verfallen. Das zahlt sich aus.“ Und zwar auch für die interne Motivation, denn die Spieler haben in ihren Köpfen fest verankert, dass sie einem Plan folgen. Kraft: „Die wissen was sie tun und glauben daran, dass sie ihr Ziel erreichen. Mit dieser Marschroute in den Köpfen marschieren sie bis zur allerletzten Minute.“ Dazu kommt, dass der Gegner am Freitag schon als Sieger der Qualifikationsgruppe feststeht und bereits das Europacup-Play-off im Hinterkopf haben könnte. „Das ist sicher kein Nachteil für die Altacher.“