Alex Kofler: „Die Glatze? Das war eine meiner besseren Entscheidungen“

2. June 2022 in ADMIRAL Bundesliga

WAC-Keeper Alexander Kofler verlässt nach 215 Bundesliga-Spielen die Bühne. bundesliga.at holte den 35-Jährigen für die berühmten „11 Fragen“ noch einmal vor den Vorhang.

1) Alex, wie denkst du an das Rapid-Spiel in der letzten Runde zurück, als 90 Sekunden über den versöhnlichen Ausgang einer langen Saison entschieden haben?

Die zwei Tore nach 0:1-Rückstand waren schon sehr erlösend. Bis dahin war eine große Anspannung da, weil es um viel gegangen ist. Wir haben uns natürlich gefreut, dass es so ausgegangen ist und wir nicht in die Play-Offs mussten, weil wir immer gesagt haben, dass wir am 21. Mai alles erledigt haben wollen.

2) Für dich war es sogar das letzte Bundesligaspiel, war es deine Entscheidung aufzuhören?

Der Klub und ich, wir haben uns zusammengesetzt und entschieden, dass es der richtige Zeitpunkt ist, um getrennte Wege zu gehen. Ich mache jetzt die Ausbildung zum Tormanntrainer, das ist besser als noch zwei Jahre irgendwie dabei zu sein und dafür wichtige Jahre für Familie und Ausbildung zu versäumen.

3) Dabei hast du einmal gesagt, du wolltest spielen, bis du 60 bist?

Das habe ich immer im Spaß gesagt, weil mir das Tormannspiel einfach immer noch so viel Freude macht. Aber das mit dem Spielen bis 60 ist ja noch aufrecht. Nebenbei will ich schon noch irgendwo unterklassig spielen.

4) Als Vierter mit der geschafften Europacup-Qualifikation abzutreten, ist ein würdiger Abgang?

Wir waren Zweiter nach dem Grunddurchgang, den Platz hätten wir schon gerne gehalten, weil wir damit unsere bisher beste Saison noch übertroffen hätten. Leider ist es nicht passiert, weil wir ein paar Runden lang ausgelassen haben. Wir haben in der Meisterrunde die ersten fünf Spiele verloren, uns aber zum Glück rechtzeitig erfangen und in den letzten fünf Spielen die nötigen Punkte gemacht. Ich habe damit zum Abschluss der Karriere noch einmal etwas Großes erreicht, das ist nicht hoch genug einzuschätzen, wenn man sich anschaut, wo wir waren, als ich beim WAC angefangen habe.

5) Du bist erst mit 26 zum WAC und in die Bundesliga gekommen, zufrieden mit 215 Bundesliga-Spielen?

Damit, dass ich über 200 Bundesliga-Spiele mache, hätte ich nie und nimmer gerechnet. Ich bin ja erst mit 23 Jahren Profi geworden und habe nie eine Akademie besucht. Erst nach meinem Wechsel zu Austria Lustenau habe ich gesehen, was professionelles Tormanntraining bedeutet. Da habe ich zehn Kilo abgenommen und gemerkt, welchen Unterschied zehn Kilo mehr oder weniger beim Umahupfen machen.

6) Und die Haare dürften auch irgendwann gestört haben. Welcher Trainer oder Mitspieler hat dir denn die letzten geraubt?

Das war, glaube ich, 2017 unter Heimo Pfeifenberger. Aber mit dem Trainer hat das nichts zu tun gehabt, das ist eher genetisch bedingt. Es war auf jeden Fall eine meiner besseren Entscheidungen, auch noch die letzten Haare abzurasieren, bei den paar Büscheln, die ich nur mehr gehabt habe.

7) Apropos Trainer, wo würdest du Robin Dutt in deiner persönlichen Rangliste einordnen?

Das ist immer schwer, ohne jemanden Unrecht zu tun. Jeder hat seine positiven und negativen Seiten. Für mich persönlich war Didi Kühbauer wichtig, weil er mich zum ersten Mal zur Nummer 1 gemacht hat, nachdem jahrelang Christian Dobnik der Einser-Tormann war. Ich glaube, es war auch mit Robin Dutt eine gute Zusammenarbeit, wenn am Ende der 4. Platz herausschaut, hat man jedenfalls nicht viel falsch gemacht.

8) Und welche Mitspieler würdest du in dein „Dream Team“ wählen?

Die zwei Innenverteidiger vor mir wären auf jeden Fall „Solli“ Sollbauer und der „Baumi“, Dominik Baumgartner. „Wuschi“ Wernitznig, mit dem habe ich acht Jahre beim WAC verbracht habe, darf nicht fehlen. Sicher Michi Liendl. Und Shon Weissman, war wahrscheinlich der beste Stürmer, mit dem ich jemals zusammengespielt habe. Von früher noch Jacobo und Boris Hüttenbrenner. Sie sind alle gute Freunde und wir sind immer in regelmäßigem Kontakt.

9) Ist es verzeihbar, dass der angesprochene Christopher Wernitznig zu Austria Klagenfurt gewechselt ist, wäre das auch für dich denkbar oder ist die Rivalität gar nicht so groß?

Natürlich gibt es die Rivalität, der eine sieht sie vielleicht extremer als der andere. Aber für „Wuschi“ freue ich mich, weil er dort weiterhin Bundesliga spielen kann. Ich selbst habe mir die Frage gar nicht gestellt, weil das nie ein Thema war.

10) Wirst du weiterhin regelmäßig bei den Spielen in der Lavanttal Arena anzutreffen sein?

Ich werde mir sicher das eine oder andere Spiel anschauen. Dass ich bei der Rückkehr meines Ex-Klubs Lustenau dabei sein werde, habe ich schon angekündigt. Und die Spiele in der Europacup-Qualifikation lasse ich mir auch ganz sicher nicht entgehen.

11) Waren die Europacup-Spiele die Highlights deiner Karriere?

Jeder Sieg gegen einen Großen war ein schöner Moment. Wir haben viele davon gehabt. Aber das 4:0 in Mönchengladbach sticht schon heraus, so wie die zwei Siege gegen Feyenoord, das Erreichen des Europa-League-Achtelfinales. Es ist eigentlich unglaublich, was wir als Mannschaft alles geleistet haben.

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