Andreas Heraf und die Suche nach dem Einfall

30. July 2021 in ADMIRAL Bundesliga Seit Andreas Heraf im April die SV Guntamatic Ried übernommen hat, haben die „Wikinger“ erst ein Spiel verloren. Am Sonntag steht die Erfolgsserie bei Red Bull Salzburg auf dem Prüfstand. Heraf weiß allerdings, wie schwer es ist, die Jungbullen Adeyemi, Sesko & Co. zu bändigen.

Heinz Hochhauser, Helmut Kronjäger und Alfred Tatar haben vor gut 20 Jahren nacheinander jeweils 16 Punkte geschafft, aber so gut wie Andreas Heraf, der in seinen ersten elf Bundesligaspielen 20 Punkte angehäuft und dabei nur ein Match verloren hat (0:3 in Altach), ist noch nie ein Ried-Trainer in seine Amtszeit gestartet. „Da gehört schon immer auch ein bisschen Glück dazu“, will der 53-Jährige die glänzende Statistik nicht überbewerten. Schließlich seien ihm in seinen ersten zehn Spielen in der Qualifikationsrunde die stärksten Teams der ADMIRAL Bundesliga erspart geblieben gewesen.

Wissen, was man kann und was nicht

Erstaunlich war es aber allemal, wie er aus einer Mannschaft, die unter seinen Vorgängern von zehn Spielen kein einziges gewonnen hatte, eine solche Serie herauskitzelte. „Einen Plan, wie ich es sportlich anpacken will, habe ich schon gehabt“, denkt Heraf, der erst kurz davor als Co-Trainer von Miron Muslic zu den Riedern zurückgekehrt war, zurück. „Ich habe gewusst, was diese Mannschaft gut kann – und das ist kompakt stehen. Es ist wichtig, den Fokus darauf zu setzen, was man kann. Genauso wie es wichtig ist, zu wissen, was man nicht kann. Das brauche ich gar nicht lange trainieren, weil da kommt eh nix raus.“

Bei seinem Premierenspiel gegen Hartberg ist gleich ein 3:2-Sieg herausgekommen. „Dass wir dabei einen 0:2-Rückstand gedreht haben, hat ein Übriges zur positiven Entwicklung beigetragen. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie gewinnen kann, nachdem sie inklusive Winterpause ja fast vier Monate nichts gewonnen hatte.“ Danach ergab ein Erfolgserlebnis das nächste.

„Leider ein Blödsinn…“

Der Lauf der Rieder „Wikinger“ hielt auch zum Start der neuen Saison an. Nach dem 2:1-Sieg gegen die Austria herrschte Volksfeststimmung im Innviertel. Doch am Sonntag ist die Fortsetzung der Erfolgsserie schwer in Gefahr. Oder fällt Andi Heraf, bekannt dafür, auch einmal zu einem unorthodoxen Matchplan zu greifen (Stichwort Doppel-Fünferkette bei der U20-WM 2015 gegen Argentinien), auch gegen den schier unbesiegbaren Serienmeister aus Salzburg etwas ein? „Ich bin zwar schon die ganze Zeit am Grübeln, aber ich weiß es noch nicht“, lacht Heraf vier Tage vor dem Match. „Mir ist wirklich noch nichts eingefallen. Weil die so verdammt gut sind. Ich habe auch geglaubt, sie sind in dieser Saison ein bisschen schwächer geworden, aber dann habe ich sie gegen Sturm gesehen und gewusst, das ist ein Blödsinn.“

Als er selbst vor mittlerweile 30 Jahren eine halbe Saison in der Mozartstadt zugebracht hat, setzte Salzburg noch auf ausgediente Rapidler wie Heri Weber, Gerald Willfurth oder Kurt Garger,  „heute ist die Philosophie einzigartig, weil auch die finanzielle Unterstützung von Red Bull einzigartig ist“, gerät der langjährige Nachwuchs-Teamchef des ÖFB beinahe ins Schwärmen. „Sie können wirklich die besten Jungen aus der ganzen Welt holen. Das sind hervorragend ausgesuchte Spieler, die alle eine unfassbare Schnelligkeit, Präsenz und Mentalität auszeichnet. Und diese Mixtur ist so wuchtig, dass es extrem schwer ist, gegen diese Mannschaft zu bestehen.“

Warum nicht Basketballer?

Erst recht als SV Ried. „Wenn ich schaue, was wir in Ried für neue Spieler ausgeben können, und dann geht Red Bull her und zahlt für einen Sesko und Adeyemi 2,5 und 3 Millionen, als diese 16 waren, das ist nicht vergleichbar.“ Dass die beiden seiner Mannschaft das Leben schwer machen werden, ist Heraf nur zu bewusst: „Adeyemi ist schon vor ein paar Jahren als Jahrgangsbester ausgezeichnet worden. Und wer die Deutschen kennt, weiß, dass sie die Fritz-Walter-Medaille nicht nach Lust und Laune vergeben. Sesko hat nicht von ungefähr in der Basketball- UND Fußball-Nationalmannschaft gespielt. Zumindest für Sonntag wäre mir lieber gewesen, er hätte sich für Basketball entschieden.“

Also doch Ende der Serie? „Ich will normal überall hinfahren und gewinnen. Wenn ich mir aber die Statistik und das Verhältnis zwischen Salzburg und Ried anschaue, wäre alles andere als eine Niederlage eine Überraschung. Aber gut, dann will ich eben die Überraschung!“ Und vielleicht hat Andreas Heraf dafür ja doch noch rechtzeitig den richtigen Einfall.

Fotos: Daniel Shaked & GEPA pictures

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