Dieser Mann verkörpert den Begriff Multikulti wie kaum ein anderer. Er heißt wie ein US-Bundesstaat, hat nigerianische Wurzeln, ist in Holland und England aufgewachsen, er steht bei RB Leipzig in Deutschland unter Vertrag und spielt aktuell als Leihspieler für die Austria in Wien. Noah Ohio. Wird aus dem 18-Jährigen einmal ein Star, dann hat sein Biograph viel Stoff zu verarbeiten. Drei Jahre spielte der Stürmer in der Jugend von Manchester City, davor eineinhalb Jahre für Manchester United. Jetzt wirbelt er als schnellster Austria-Spieler durch die österreichische Liga und hat mit zwei Toren und einem Assist schon seine Gefährlichkeit unter Beweis gestellt.
Noah Ohio: „Ich will den Fans in Erinnerung bleiben!“
Dem Edeljoker par excellence sind in Österreich seine ersten Treffer als Profispieler gelungen. „Der gegen den LASK auswärts war sehr wichtig, denn es hat unseren Sieg fixiert, der gegen die Admira war besonders schön. Momente, die ich nie vergessen werden. Vor allem das Tor zuhause, da war viel Adrenalin und Gänsehaut dabei, wenn die Fans deinen Namen rufen.“ Die Rolle als Einwechselspieler nimmt Noah gut an: „Es ist okay, weil ich weiß, der Trainer wird mich bringen und dann kann ich mit Toren, Vorlagen und guten Leistungen helfen. Natürlich ist es aber mein Ziel in die Stammformation zu kommen. Dafür trainiere ich jeden Tag.“ Für einen Leihspieler, bei dem der Trainer weiß, dass er nicht ewig auf ihn bauen kann, natürlich nicht leicht: „Aber ich will mein Bestes tun, dass sich die Austria-Fans einmal positiv an mich erinnern und sagen: Der war gut. Der hat alles für die Austria gegeben.“
Bei RB war nur Hwang schneller
Besonders kommt dem Striker dabei seine unglaubliche Geschwindigkeit entgegen. „Bei der Austria bin ich sicher der Schnellste“. Möglicherweise sogar in der Liga. Bei einem 20-Meter-Lauf wurde Ohio von RB Leipzig zuletzt mit einer Zeit von 2,67 Sekunden geblitzt. Nur Hwang war eine Hundertstel schneller. Bei seiner ersten Profistation Vitesse Arnheim lief es dennoch nicht nach Wunsch. Nur 26 Einsatzminuten insgesamt waren es das ganze Frühjahr. „Es war nicht leicht, weil ich hatte zuerst eine Knieverletzung. Und ich war zum ersten Mal alleine im Ausland, weil meine Mutter konnte wegen Corona nicht mitkommen. Auch wenn ich nicht viel Spielpraxis gekriegt habe, habe ich aber viel gelernt. Immerhin war es meine erste Station im Männerfußball.“
In Wien fühlte sich Ohio aber auf Anhieb sehr wohl. Wenn er sich die Zeit nicht daheim mit FIFA oder Call of Duty vertreibt und mit vielen Videotelefonaten Kontakt zu seiner Familie hält, die noch in Manchester lebt, ist er mit Patrick Pentz und Lukas Mühl gerne in der Stadt unterwegs: „Wien ist sehr schön, schöner als Manchester – eher wie London, würde ich sagen. Der Tiergarten in Schönbrunn ist toll. Und in der Innenstadt habe ich ein unglaubliches Schnitzel gegessen.“ Dabei schwört Ohio normalerweise auf Speisen mit Garnelen.
Darum verlängerte er nicht bei Manchester City
Nur die Kaffeehauskultur hat ihn noch nicht mitgerissen. Denn Noah trinkt lieber Heiße Schokolade als Kaffee. Möchte man gar nicht meinen, wenn man sieht, wie der Stürmerblitz wie aufgezogen durch die gegnerischen Abwehrreihen flitzt. Übrigens: Mit 16 wurde Noah ein weiterer 3-Jahres-Vertrag bei Manchester City angeboten. Er lehnte ab und ging lieber den Weg über RB Leipzig. „In England hätte ich wohl in der U23 oder in der dritten Liga gespielt. Da wäre der Sprung zu den Profis zu groß gewesen.“ Die Leihe nach Österreich sieht er als perfekten Schritt: „Es ist eine sehr gute Liga für junge Spieler. Viele schaffen es von hier aus zu größeren Vereinen. Die Liga wird von Jahr zu Jahr besser. Das sieht man im Europacup. Und Szoboszlai hat mir viel Positives über Österreich erzählt.“ Auf jeden Fall noch ein interessantes Kapitel in Noahs jetzt schon so bunter Karriere.
Noah Ohio beim Interview mit bundesliga.at-Redakteur Christoph König