Rieds Rapid-Schreck Reifeltshammer: „Extrem emotionale Siege!“

26. November 2021 in ADMIRAL Bundesliga Am Sonntag empfängt die SV Guntamatic Ried den SK Rapid – und will eine bemerkenswerte Serie fortsetzen. Denn die letzten vier Heimspiele konnten die Innviertler allesamt gewinnen, Sensationssiege inklusive. Immer über 90 Minuten dabei: Urgestein Thomas Reifeltshammer, der seit dieser Saison auf Funktionärsebene für die Rieder werkt. Er verspricht: „Wir werden auch ohne Fans alles dafür geben, auch diesmal die drei Punkte bei uns zu behalten.“ Im Interview mit bundesliga.at erinnert er sich an die Husarenstücke.

Im Sommer beendete Thomas Reifeltshammer für viele überraschend seine Karriere. Das Rieder Urgestein wechselte ins Management und kümmert sich im Trainingszentrum um alles, was das Tagesgeschäft der Profis und Trainer umfasst. „Eine extrem spannende Aufgabe“, sagt er. „Aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass es bis jetzt nicht bei jedem einzelnen Spiel in den Füßen gekribbelt hätte.“

Das wird erst recht am Sonntag der Fall sein, wenn ab 17 Uhr Rapid in der Josko Arena antritt. Denn die letzter vier Male konnten die Hütteldorfer in der heimischen Festung bezwungen werden. Teils verdient, teils glücklich, oft mit spektakulären Begleitumständen. „Auch wenn die Erfolge, die man sich von so einem Verein erwartet, zuletzt weniger wurden – Spiele gegen Rapid sind für den ganzen Verein etwas Spezielles, Siege besonders emotional. Es ist nur ewig schade, dass diesmal aufgrund des Lockdowns keine Fans dabei sein dürfen. Sie sind natürlich ein Garant für unsere insgesamt starke Heimserie in dieser Saison.“

Der 33-Jährige kramt für bundesliga.at in seinen Erinnerungen und taucht noch einmal in die Emotionen der letzten vier Heimsiege gegen Rapid ein.

22. November 2020, 4:3

„Es war ein ständiges Hin und Her, total spannend, mit einem dramatischen und für uns total emotionalen Ende“, erinnert sich Reifeltshammer an das bis dato letzte Match der beiden Teams in der Josko Arena. Die Rieder Aufsteiger empfingen (nach dreieinhalb Rapid-losen Jahren in der 2. Liga) damals eine Mannschaft, die mit einem Sieg Tabellenführer hätte werden können. „Eine Konstellation, die uns liegt, wir sind gerne Spielverderber“, sagt Reifeltshammer mit einem Lachen. Sieg-Torschütze zum 4:3 war ein gewisser Marco Grüll, heute bärenstarker Offensivgeist in Hütteldorf. „Ihn hätte ich lieber bei uns als bei Rapid, wir wissen um seine herausragenden Qualitäten. Leider hat die auch Rapid erkannt und ihn uns weggeschnappt. Bitter! Ich hoffe, dass er sich in diesem einen Spiel zurückhalten kann.“

8. April 2017, 3:0

In der Rieder Abstiegs-Saison 2016/17 gelangen den Innviertlern nur zehn Siege in damals noch 36 Runden – zwei davon allerdings gegen Rapid. „An das Spiel kann ich mit gut erinnern, es war unsere beste Saisonleistung. Unvorstellbar, was damals im Stadion abging“, sagt Reifeltshammer. Ried war zu diesem Zeitpunkt bereits Tabellen-Schlusslicht und zog die strauchelnden Hütteldorfer mit in den Abstiegskampf hinein. Dass es am Ende trotzdem nicht reichte, empfindet der damalige Innenverteidiger heute noch als extrem schade. „Es war eine komische Saison, wir hatten zwei Trainerwechsel, wurden oft unter Wert geschlagen. So schön Erfolge über Rapid sind, aber mir wäre lieber gewesen, wir hätten das Spiel verloren und dafür zwei andere gewonnen. Dann wären wir wohl gerettet gewesen.“

2. Oktober 2016, 4:2

Dieses Spiel der 10. Runde hat eine spezielle Vorgeschichte. Denn neun Spieltage zuvor waren die Rieder bei der Pflichtspiel-Eröffnung des brandneuen Allianz Stadions zu Gast – und kamen mit 0:5 so richtig unter die Räder. „Wir lagen zur Pause 0:3 hinten, waren ein Mann weniger und hatten in der Kabine das Gefühl, dass es an dem Tag richtig arg werden könnte.“ Umso erstaunlicher, dass das Heimspiel ein paar Wochen später eine derart klare Angelegenheit wurde. „Naja, es passt genau in die kuriose Situation, dass wir auswärts bei Rapid immer schlecht aussahen, daheim dafür unsere Sternstunden hatten“, sagt Reifeltshammer, der an diesem Tag sein einziges Tor gegen Rapid schoss – ein wuchtiger Kopfball zum 3:1 nach Vorarbeit von Clemens Walch. „Das wird Sonntag nicht passieren, leider“, sagt er. „Aber dieses Spiel steht exemplarisch dafür, dass es uns oft gelungen ist, mit unserer Aufgabe zu wachsen.“

20. März 2016, 1:0

„Mein vielleicht schönster Sieg über Rapid“, sagt Reifeltshammer. Was nicht nur daran liegt, dass Rapid damals mit Titelambitionen ins Innviertel kam und mit leeren Händen zurückfuhr. Sondern vor allem daran, dass der kürzlich überraschend verstorbene Paul Gludovatz auf der Bank der Rieder saß. Reifeltshammer emotional: „Paul war der Trainer, unter dem ich mein Profidebüt feiern durfte. Mit seiner fachlichen, vor allem aber menschlich überragenden Art passte er wunderbar zu unserem Verein. Kein Wunder, dass wir unter ihm so erfolgreich waren.“ Goldtorschütze war damals Jakob Kreuzer in der 57. Minute – es sollte sein einziger Treffer in der höchsten Spielklasse bleiben. „Er spielt heute in Gurten, nicht weit weg von uns. Er hat damals viel bei uns gelernt. Schade, dass er sich nicht langfristig durchgesetzt hat.“ Dass der Sieg unter die Kategorie „glücklich“ fällt, ist dem Rotschopf herzlich egal. „Gegen Rapid zählt am Ende des Tages immer nur eines: die Punkte.“

Das dürfte aus Sicht der Rieder wohl auch für das Match am Sonntag gelten.

Artikel teilen: