WAC-Abräumer Dominik Baumgartner: Die Karriere hing am seidenen Faden

24. September 2021 in ADMIRAL Bundesliga Am Samstag trifft der RZ Pellets WAC auf die Abo-Sieger von Red Bull Salzburg. Für Abwehr-Ass Dominik Baumgartner kein Grund, die Flinte schon vorher ins Korn zu werfen. „Salzburg wird nicht alle Spiele der Saison gewinnen“, sagt der 25-Jährige, der vor zwei Jahren aus Bochum kam, um in Wolfsberg sein Glück zu finden. Dabei drohte seiner Karriere aufgrund einer Knieverletzung schon kurz nach dem Wechsel das Aus.

Ein enger Spielplan hat auch unbestritten seine Vorteile. Denn hätte es am vergangenen Dienstag nicht das Cupspiel beim ASV Siegendorf (6:1) gegeben, hätte sich Dominik Baumgartner noch länger über das 3:3 bei der SV Guntamatic Ried ärgern müssen. „Eine 3:0-Führung aus der Hand zu geben bei einem Spiel, das man 60 Minuten total unter Kontrolle hat – das nervt so richtig“, sagt der Innenverteidiger. „So haben wir wieder einmal zwei Punkte weggeworfen.“ Wie schon gegen Austria Klagenfurt oder die WSG Tirol gelang es nicht, eine Führung nach Hause zu spielen, was zu einer insgesamt durchwachsenen Bilanz beim Saisonstart führt. „Wir sind wirklich nicht zufrieden, wie wir aus den Startlöchern kamen, es wäre mehr drin gewesen.“

Detailverliebter Robin Dutt

Zwei Jahre ist es her, da war Baumgartner schon mal dabei, als ein 3:0 in ein 3:3 verwandelt wurde. Damals stand er noch beim VfL Bochum unter Vertrag, der Gegner im Duell der 2. Deutschen Liga hieß Wehen Wiesbaden, und er war auf der Seite der Aufholjäger, wenn auch nur auf der Ersatzbank. Das Kuriose: Nur kurze Zeit später trennte sich der Revier-Klub von Trainer Robin Dutt, Baumgartner selbst stimmte einer Leihe zum Wolfsberger AC zu, wo sich in diesem Sommer die Wege wieder kreuzten. So klein ist die Fußball-Welt.

Seit Dutt das Zepter im Lavanttal schwingt, hat sich die Statik des Klubs ein wenig verändert, wie Baumgartner verrät. Mit dem Deutschen, vorher unter anderem in Leverkusen, Bremen, Freiburg oder dem DFB tätig, kehrte eine Spur mehr Professionalität ein, es wird mehr auf Details geachtet. „Ob es ums Schlafen oder die Ernährung geht – Robin Dutt schaut auf viele vermeintliche Kleinigkeiten. Und er findet auch mehr Gehör bei den Entscheidungsträgern, wenn es um Dinge wie Hotels oder Veränderungen in der Kabine geht“, sagt Baumgartner, der Dutt bei dessen Ankunft in einem Interview als „menschlich sehr netten Trainer“ beschrieben hat. Gilt das auch nach einer verspielten 3:0-Führung? „Unmittelbar nach dem Spiel hat er uns in Ruhe gelassen, wir waren ohnehin alle angefressen. Am Tag danach hat er uns die Fehler aufgezeigt, aber den Fokus sofort auf das nächste Spiel gerichtet.“

„Diese Qualität hat nur Salzburg“

In seinen ersten zwei Saisonen beim WAC hat Baumgartner stets im Europacup gespielt, ein Rhythmus, der ihm insgesamt sehr gelegen kommt. Mehr Spiele, weniger Training – genau nach dem Geschmack des Abwehrspielers. „Ich fühle mich sogar fitter, wenn jeden dritten Tag ein Match ist“, sagt er. Und gibt unumwunden zu: „Die Erlebnisse, die man auf europäischer Ebene sammeln kann, gehen mir ab.“ Selbst als es im Februar dieses Jahres in der Zwischenrunde der Europa League gegen Tottenham acht Gegentore gab, konnte der Bruder von Hoffenheim-Star Christoph Baumgartner dem Erlebten etwas Positives abgewinnen. „Weil wir gelernt haben, dass auf diesem Level jeder noch so kleine Fehler gnadenlos bestraft wird. Wir haben nicht mal schlecht gespielt und trotzdem zweimal klar verloren. Diese Qualität hat in Österreich nur Salzburg.“

In seinem ersten WAC-Jahr kam er allerdings nicht in den Genuss der Europacup-Abende. Während die Kollegen gegen Gladbach und Roma für Furore sorgten, quälte er sich mit einem angeschlagenen Knie herum. Und musste sogar befürchten, dass es mit der Laufbahn vorbei sein könnte. „Als ich nach einem eigentlich ausgeheilten Meniskusriss wieder mit dem Training anfing, gingen die Schmerzen nicht weg. Dann wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert.“ Eine Verletzung, bei dem so mancher Fußballprofi weiche Knie bekommt. Baumgartner: „Es gab Ärzte, die meinten: Das hat schon einigen Fußballern die Karriere gekostet. Das lange Warten, wie es bei mir weitergeht, hat an den Nerven gezerrt.“

Adeyemi – der schnellste Stürmer der Liga

Schnee von gestern, heute ist Baumgartner komplett beschwerdefrei und fitter denn je. Und freut sich auf die kommende Aufgabe, bei der es am Samstag (17 Uhr) gegen keinen Geringeren als Tabellenprimus Red Bull Salzburg geht. Für den 45-fachen Junioren-Nationalspieler kein Grund, die Flinte schon vorher ins Korn zu werfen. „Ich traue mich zu prognostizieren, dass Salzburg nicht alle Saisonspiele gewinnen wird. Und wir haben in der vergangenen Saison bewiesen, dass wir in der Lage sind, gegen sie etwas mitzunehmen.“ Wohl wahr: Vier Punkte aus den jüngsten drei Spielen lautet die beachtliche Bilanz, auf die sich der Optimismus stützt. „Wenn man das Ziel hat, nur nicht hoch zu verlieren, braucht man gar nicht erst anzutreten. Wir wissen um die Schwere der Aufgabe, wollen aber trotzdem drei Punkte holen.“

Eine spezielle Vorbereitung auf Stürmer Karim Adeyemi, der derzeit national wie international für Furore sorgt, macht er allerdings nicht. „Wenn man pro Saison viermal aufeinandertrifft, kennt man seine Gegenspieler“, sagt Baumgartner, der dem Deutschen ein paar Rosen streut: „Er ist der wohl schnellste Spieler der Liga, kann beidbeinig abschließen und hat aufgrund seiner Tore ein enormes Selbstvertrauen. Aber klar, warum sollte man bei einem deutschen Nationalspieler auch viele Schwächen finden?“ Eine hat er dann allerdings doch noch ausgemacht. „Er ist aufgrund seiner Größe nicht der beste Kopfballspieler. Aber das braucht er auch nicht, bei so vielen außergewöhnlichen Qualitäten.“

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