Christoph Freund: Charakter und Mentalität

21. September 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Christoph Freund, Sportdirektor des FC Red Bull Salzburg, über das Suchen und Finden von Talenten, langes Scouting und wodurch sich die Auswahl massiv einschränkt.

 

Bundesliga-Journal: Der weltweite Markt an Talenten ist riesig. Was muss ein Talent erfüllen, damit es wirklich eines Tages in Salzburg landet?

Christoph Freund: Stimmt, es gib international wie auch national sehr viele und richtig gute Talente. Wir beim FC Red Bull Salzburg suchen sehr spezifisch nach Talenten, die von ihrem Naturell schon sehr viel für unsere Art und Weise von unserem Fußball mitbringen. Wir legen beim Scouting neben den fußballerischen Fähigkeiten auch sehr viel Wert auf den Charakter und die Mentalität der jungen Spieler und versuchen, uns da ein bestmögliches Gesamtbild zu machen. Sportliches Talent ist für Experten recht leicht zu erkennen, ob Charakter und Psyche passen, dagegen schwieriger. Wie geht man in diesem Bereich beim Scouting vor? Wenn wir Spieler sehen, die für uns interessant sind, beobachten wir die über einen recht langen Zeitraum. Dabei schauen wir uns nicht nur deren Qualitäten am Platz an, wir versuchen auch, durch Gespräche mit Personen aus ihrem Umfeld etwas über ihre menschlichen Qualitäten und ihren Hintergrund herauszufinden. Für uns ist auch wichtig, wie sich ein Spieler in gewissen Situation im oder vor und nach einem Spiel verhält, oder wie sein Social Media-Auftritt ist. Letztendlich wollen wir uns einfach über den Menschen ein bestmögliches Bild machen, um so viele Risken wie möglich auszuschließen.

Werden die Talente ausschließlich auf eigenes Betreiben geholt oder sind auch welche dabei, die von Beratern angeboten werden?

In erster Linie entdecken wir die Talente auf eigenes Betreiben mit unserer Scouting-Abteilung. Wir verfügen über ein sehr großes, gutes internationales Netzwerk, durch das wir regelmäßig Spieler finden und entwickeln. Durch diesen mittlerweile guten Ruf in der Branche werden uns auch immer wieder interessante Spieler angeboten. Nicht zu vergessen sind aber auch jene Spieler, die über unseren Nachwuchs, die Red-Bull-Akademie, nach oben kommen, wie aus unserer aktuellen Mannschaft ein Nici Seiwald, Luka Sucic, Junior Adamu, Amar Dedic, Justin Omoregie, Samson Baidoo oder Dijon Kameri.

Wie groß ist der Pool an Spielern, die aktuell auf Ihrem Radar stehen?

Das kann man zahlenmäßig nicht genau einschränken. Die Zahl der Spieler schränkt sich für uns aber schon deshalb deutlich ein, weil erstens nur eine gewisse Art von Spielertypen für uns interessant sind, und wir primär nur Spieler im Alter von 16 bis 20 Jahren versuchen, zu uns zu holen. Nur in diesem Alter hat man als kleinerer Klub noch die Chance, auch wirklich die besten internationalen Spieler nach Salzburg zu holen. Ein etwa 27-jähriger internationaler Top-Spieler würde gar nicht nach Österreich kommen, er wäre auch nicht finanzierbar.

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