Jamie Lawrence spielte im Bayern-Nachwuchs mit Joshua Zirkzee und Jamal Musiala, seit Sommer verteidigt der ehemalige deutsche U20-Teamkapitän mit den Maßen eines Basketballers für die WSG Tirol. Auf bundesliga.at erzählt der 21-Jährige, was er bei den Bayern gelernt hat und warum er immer noch auf einen Döner von Leroy Sané wartet.
1) Jamie, es gab zuletzt viele Spieler in Österreich, mit denen du bei den Bayern gespielt hast: Torben Rhein, Nicolas Kühn, Chris Früchtl, dein U17-Trainer Miroslav Klose war Trainer in Altach, wen hast du zuerst über die ADMIRAL Bundesliga ausgefragt?
Ich hab' mich gar nicht bei den Bayern-Spielern erkundigt, weil ich bei Magdeburg zwei Kollegen hatte, die in Österreich gespielt haben – Jean Hugonet und Bryan Teixeira. Mit ihnen habe ich oft über die Liga geredet, da stand der Wechsel noch gar nicht fest. Überzeugt haben mich dann Trainer Philipp Semlic und Sportdirektor Stefan Köck.
2) Es kommt nicht jeden Tag vor, dass Deutschlands ehemaliger U20-Teamkapitän, der noch dazu bei den Bayern Vertrag bis 2026 gehabt hätte, nach Österreich kommt. Was war ausschlaggebend für deinen Wechsel?
Ich habe nach zwei Leihjahren in Magdeburg mit dem FC Bayern eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden und bin jetzt fest bei der WSG. Mein Gedanke war, wieder möglichst viel Spielzeit auf möglichst hohem Niveau zu bekommen. Dafür bieten mir der Verein und die Liga gute Möglichkeiten.
3) Du bist jahrelang von den Bayern ausgebildet worden. Was ist das Wichtigste, das man da mitnimmt?
Was man bei den Bayern zuallererst lernt, ist einfach, dass du wirklich jedes Spiel gewinnen willst. Schon in der Jugend ist es so, dass man von Bayern München einfach Siege erwartet. Du lernst, gewinnen zu wollen. Das Mia-san-mia kommt nicht von ungefähr. Diese Mentalität nimmst du einfach mit, wenn du bei den Bayern ausgebildet wurdest.
4) Du hast in Bayerns zweiter Mannschaft gespielt, aber auch mit den Profis trainiert. Wie bist du von den Bayern-Stars aufgenommen worden?
Das war für mich deshalb recht einfach, weil viele Spieler wie Zirkzee, Musiala oder auch Chris Früchtl, die ich von der zweiten Mannschaft kannte, schon oben waren, als ich dazugekommen bin. Aber auch von den Arrivierten hat mich jeder einzelne gut aufgenommen, da will dir einfach jeder helfen.
5) Hat Leory Sané schon seine Wettschulden eingelöst?
Ja, bei ihm hätte ich noch einen Döner gut, weil ich in der Sommer-Vorbereitung 2020 einen Wettbewerb gegen ihn gewonnen habe. Doch das ist schon so lange her, er wird sich nicht mehr erinnern können. Aber Leroy ist auch einer, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe.
6) Stimmt es, dass du fast bei den Bayern-Basketballern gelandet wärest, bevor du zu den Fußballern gekommen bist?
Ja, zwei meiner Brüder haben im Bayern-Nachwuchs Basketball gespielt. Als ich sie in der Halle besucht habe, hat ihr Trainer ein paar Würfe von mir gesehen und hat mich eingeladen, doch mal ein paar Trainingseinheiten mitzumachen. Aber das habe ich vielleicht zwei, drei Monate neben dem Fußball-Training bei meinem kleinen Verein gemacht. Als es sich dann zeitlich nicht mehr ausgegangen ist, habe ich mich ganz klar für den Fußball entschieden.
7) Wenn das Internet recht hat und du 2,01 Meter misst, bist du der größte Feldspieler der ADMIRAL Bundesliga. Kennst du auch noch den mit 2,02 Meter größten Bayern-Spieler aller Zeiten?
Ich habe schon lange nicht mehr nachgemessen, aber die 2,01 müssten stimmen. Aber wer ist der größte Bayern-Spieler?
8) Das war Stefan Maierhofer, über ihn kannst du dich auch bei der WSG erkundigen. Ob er wie du Schuhgröße 50 hatte, ist uns nicht bekannt. Ist es immer noch so schwierig, Fußballschuhe in deiner Größe zu finden?
Das hat sich sehr gebessert. Ich spiele seit über einem Jahr mit Puma, da gibt es mehr Auswahl und die sind deutlich leichter als die Copa, mit denen ich ewig gespielt habe, weil mir sonst nichts gepasst hat. Irgendwie vermisse ich sie trotzdem. Also wenn Puma wieder einmal einen coolen schwarzen Schuh rausbringt, hätte ich nichts dagegen.
9) Opta, der Datendienstleister der ADMIRAL Bundesliga, hat unlängst ermittelt, dass du sowohl auf dem Boden, als auch in der Luft die zweitmeisten Zweikämpfe (nach Dominik Baumgartner) gewonnen hast. Wie sieht es eigentlich mit Offensiv-Kopfbällen aus?
Oh, die Statistik kenne ich noch gar nicht. Das freut mich natürlich. Als Innenverteidiger gehören Zweikämpfe ja zur Kernkompetenz. Wenn die so erfreulich aussehen, ist das schon mal gut. Was die Torgefährlichkeit mit dem Kopf angeht: Ich habe im Nachwuchs als Stürmer begonnen, weiß also wie man Tore schießt. Im Laufe der Jahre entwickelt man andere Eigenschaften, aber das ist schon eine Sache, an der ich arbeite.
10 Wie hast du die Liga in deinen bisher fünf Spielen wahrgenommen?
Es ist so gut, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Liga hat eine gute Qualität, man sieht jedes Wochenende, dass jeder jeden schlagen kann oder zumindest eine Chance hat. Auch das Leben in Wattens ist top, die Berge sind sehr schön und tun mir gut und es ist auch nicht weit zu meiner Familie in München. Es gefällt mir hier.
11) An diesem Wochenende wartet Red Bull Salzburg auf die WSG. Hast du die jahrelange Dominanz der Salzburger mitbekommen?
Klar, das weiß ich als Fußballer natürlich, dann kennt man sie ja auch aus der Champions League. Das ist eine sehr gute Mannschaft und eine schwere Aufgabe für uns. Aber Ich freue mich darauf.
Fotos: GEPA pictures