In dieser Woche startet die Champions League in ihr brandneues Format mit 36 Mannschaften und nur einer großen Tabelle (alle Infos dazu gibt es hier). Mit dabei auch zwei österreichische Mannschaften, die sich als Meister (Sturm Graz) beziehungsweise über die Qualifikation (FC Red Bull Salzburg) für die Königsklasse qualifiziert haben. Ebenfalls hautnah am Geschehen dran ist Sky-Experte Marko Stankovic, der die Spiele pointiert und messerscharf analysiert und dabei Fehler wie geniale Aktionen gleichermaßen für den Zuseher seziert. Vor den Auftaktspielen der beiden Bundesligisten gegen Sparta Prag (Salzburg, Mittwoch, 18.45) und Stade Brest (Sturm, Donnerstag, 21 Uhr) spricht der frühere Profi von (u.a.) Austria Wien und Sturm Graz über…
… die Tatsache, dass erstmals zwei österreichische Teams im Hauptbewerb der CL am Start sind:
„Das ist ein echtes Upgrade! Was ich richtig cool finde: Die vier Mannschaften, die normalerweise um die ersten vier Plätze in der Meisterschaft rittern, sind alle im Europacup dabei. Rapid und der LASK in der Conference League, Sturm und Salzburg in der Champions League. Deswegen glaube ich auch, dass wir wieder ein ganz spannendes Rennen um den Meistertitel sehen werden, da alle Mannschaften bis Ende Jänner europäisch am Start sind. Die größte Challenge hat dabei Sturm Graz, wo ich einige Parallelen zu 2013 sehe, als ich mit Austria Wien in die CL kam. Auch wir wurden damals sensationell vor Salzburg Meister, kamen in die Champions League und haben mittwochs gegen Atletico Madrid und am Wochenende gegen Grödig gespielt. Nicht, dass man als Profi nicht in Grödig spielen will… aber das Adrenalin in der CL ist einfach ein ganz anderes!“
… die Chancen seines Ex-Klubs Sturm, über die Trainer Chris Ilzer sagte, dass das Erreichen der Play-off-Runde (Plätze 9 bis 24) eine „Welt-Sensation“ wäre:
„Das sehe ich nicht so, auch wenn ich an seiner Stelle genau das Gleiche sagen würde. Bei den Gegnern der Grazer sind Mannschaften dabei, denen man durchaus Paroli bieten kann, ganz ehrlich. Sie haben in der Vorsaison gegen Sporting bei der knappen Heim-Niederlage (1:2) gezeigt, dass sie mithalten können und haben gegen Atalanta einen Rückstand in ein Remis gedreht (2:2). Und ich behaupte jetzt mal, dass Stade Brest nicht viel besser ist als Sturm. Warum sollte man gegen diese Mannschaften nicht voll punkten? Daher sage ich: In die Top 24 zu kommen wird verdammt hart, von einer Welt-Sensation sind wir aber weit entfernt.“
… den Nachteil der Grazer, nach Klagenfurt ausweichen zu müssen:
„Ganz ehrlich: Das sehe ich nicht dramatisch! Ich habe selbst mit Sturm in Klagenfurt gegen die damalige Kärntner Austria gespielt, als die Sturm-Fans das Motto ausgerufen haben „Heimspiel in Kärnten“. Damals waren 8.000 Blackies dabei. Unglaublich, eine Wahnsinns-Atmosphäre. Und die Entfernung ist ja auch nicht übertrieben groß. Wenn Spieltag ist, wird sich kein einziger Grazer denken: Mein Gott, warum spielen wir in Klagenfurt? Das Stadion ist prädestiniert für Sturm, außerdem hat man dort die letzten beiden Cup-Titel gewonnen. Das passt!“
… die Möglichkeiten des FC Red Bull Salzburg, der zum sechsten Mal nacheinander im Konzert der Großen dabei ist:
„Ich war in Salzburg dabei, als sie gegen Kiew die Qualifikation geschafft haben. Wer Trainer Pep Lijnders mal erlebt hat, weiß: Der sagt seinen Jungs nicht, lasst uns mal schauen, was nach diesen acht Spielen drin ist. Der geht in jedes Spiel mit der 100prozentigen Überzeugung, es gewinnen zu wollen. So ist er gepolt, so lebt er Fußball – und so vermittelt er es auch seiner Mannschaft. Ohne Furcht und großen Respekt vor dem Gegner. Gegen Zagreb, Brest und Sparta Prag traue ich ihnen neun Punkte zu, gegen die anderen fünf Teams werden sie auch nicht alles verlieren, auch wenn da richtig große Kaliber dabei sind. Daher meine klipp und klare Ansage: Salzburg kommt weiter!“
… seine Sicht auf den neuen Modus, der in dieser Saison Premiere feiert:
„Ganz ehrlich: Ich weiß es noch nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher ist, wie fair es ist, kein Hin- und Rückspiel zu haben und ob es durch die verschiedenen Gegner nicht unmöglich ist, echte Vergleiche zwischen den Stärken der Mannschaften zu ziehen. Ich bin aber keiner der sagt: Was für ein Blödsinn! Ich bin Neuem gegenüber offen und möchte dem Modus definitiv eine Chance geben. Toll ist, dass wir acht statt sechs Spiele haben, allein das finde ich als Fan und Experte schon gut. Und richtig spannend wird es dann zum Schluss, wenn man bei zeitgleichen Partien permanent rechnen muss, wer bei welchem Spielstand weiterkommt. (lacht) Ich hoffe nur, dass unsere Livetabellen-Server nicht heiß laufen und zusammenbrechen.“
… seine persönlichen Erinnerungen an die Champions League, als er 2013 mit der Austria gegen den FC Porto, Atletico Madrid und Zenit St. Petersburg spielte:
„Wenn mich heute wer nach meinem Lieblingslied fragt, sage ich ohne zu zögern: die Champions-League-Hymne! Als ich dieses Lied das erste Mal am Spielfeld gehört habe, ist mir tatsächlich anders geworden. Das Logo mit dem CL-Ball habe ich mir im Anschluss an die Gruppenphase auf meinen Rücken tätowieren lassen. Champions League ist anders als alles andere im Fußball. Man hört oft den Satz, dass ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist – bei der Champions League ist es tatsächlich so. Davon träumt wirklich jedes Kind. Das Besondere dieses Bewerbs spürst du in jeder Sekunde, von der Fahrt mit dem Bus angefangen. Das müssen die Spieler aufsaugen Ende nie.“
Fotos: GEPA pictures