Sturm Graz hat bei der Rückkehr auf die glanzvolle Champions-League-Bühne einen Auftakterfolg verpasst. Österreichs Fußball-Meister musste sich Stade Brest am ersten Spieltag der neuen Ligaphase auswärts mit 1:2 (1:1) geschlagen geben. Im ersten Königsklassen-Auftritt der Grazer seit März 2001 setzte sich der französische Sensationsdritte des Vorjahres als durchschlagskräftigere Mannschaft durch.
Überschattet wurde die Partie von einer möglicherweise schweren Knieverletzung von Gregory Wüthrich. Ohne den Schweizer Abwehrchef kassierte Sturm Treffer durch Hugo Magnetti (23.) und Abdallah Sima (56.). Der zwischenzeitliche Ausgleich für die Grazer ging auf das Konto von Eigentorschütze Edimilson Fernandes (45.+1). Am 2. Oktober bestreitet Sturm in Klagenfurt gegen den belgischen Meister Brügge sein erstes Heimspiel.
"Am Platz zeigen, was uns ausmacht", wollte Ilzer, der eine eingespielte Mannschaft ohne Überraschungen aufs Feld schickte. Innenverteidiger Emanuel Aiwu lief zunächst als einziger Sommer-Neuzugang auf. Der einzige Österreicher am Feld wurde mit einem kapitalen Fehlpass zum Sinnbild einer von Nervosität geprägten Startphase der Steirer.
Dann geriet sein Nebenmann Wüthrich in den Mittelpunkt, nachdem er in einem Luftduell schlecht am Boden aufgekommen war. Der Abwehrchef wurde mit einer befürchteten Knieverletzung mit der Trage abtransportiert. Die Einwechslung von Rechtsverteidiger Max Johnston löste eine Kettenreaktion in der Viererabwehr aus, an deren Ende nur noch Aiwu auf derselben Position wie zuvor spielte.
Die erste Brest-Drangphase war nach dem großen Grazer Schockmoment aber dahin. Es folgten gute Offensivszenen der Gäste, die in der 14. Minute nach einem Konter sogar jubelten. Seedy Jatta kam nach einer missglückten Hereingabe noch einmal an den Ball und traf. Allerdings hatte der schottische Schiedsrichter Nick Walsh bereits zuvor ein angebliches Abseits gepfiffen. Der VAR konnte sich somit nicht mehr einschalten.
Sturm trat zunehmend mutiger auf, musste aber nach einem Einwurf das 0:1 einstecken. Jon Gorenc Stankovic klärte nur unzureichend, Magnetti schloss aus dem Rückraum platziert und scharf ab. Bei viel Verkehr vor seinem Tor sah Kjell Scherpen den Ball spät (23.).
Brest hatte sich im Vorjahr als funktionierendes Kollektiv ohne großen Star erstmals für den Europacup qualifiziert. Verletzte Leistungsträger und ein sommerlicher Umbruch ließen Österreichs Doublesieger mit leisen Hoffnungen in die Bretagne reisen. Die "Piraten" aber kontrollierten die Partie nach der Führung klar. Punktgenaue lange Bälle auf die Flanken sorgten für Hochbetrieb in der Grazer Defensive. Nach 40 Minuten waren drei Sturm-Akteure gelbvorbelastet.
Gut 400 Sturm-Fans waren ins Ausweichstadion von Brest nach Guingamp mitgereist. Sie durften über den Ausgleich aus dem Nichts in der Nachspielzeit der ersten Hälfte jubeln. Nach einem Eckball erwischte Sturm die Franzosen unsortiert. Jusuf Gazibegovic steckte auf William Böving durch, der den in der Mitte postierten Fernandes mit einem wohl als Schlenzer gedachten Versuch zum Eigentor zwang.
Mit dem Sturm-Debüt von Brighton-Leihgabe Malick Yalcouyé und einer Topchance von Brest begann die zweite Hälfte. Mittelstürmer Ludovic Ajorque fälschte einen Kopfball mit der Ferse knapp neben die Stange ab (49.). Sturm war bemüht, mehr Ruhe ins zuvor so temporeiche Spiel zu bringen. Mit der robusten Gangart der Franzosen hatte die Ilzer-Elf aber weiter Probleme. Dimitri Lavalée und Aiwu verloren nach einem langen Ball zwei entscheidende Zweikämpfe. Sima drehte sich um die eigene Achse und versenkte den Ball aus zentraler Position zum 2:1 (56.).
Ilzer brachte mit Lovro Zvonarek eine Bayern-Leihgabe für die spielerische Note (60.), der unermüdliche Einsatz für das erneute Comeback mündete aber nur in Halbchancen durch Yalcouyé (57./drüber) und Kiteishvili (73./geblockt). Ohne ernsthafte Ausgleichsmöglichkeit ging es ins Finish, wo Scherpen mehrmals das 1:3 verhinderte. Lavalée flog mit dem nächsten rüden Einsteigen mit Gelb-Rot vom Platz (89.).
Text: APA
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