Sozialer Straßenfußball, Sonne, Regen und viele SiegerInnen beim European Street Football Festival in Graz

10. July 2018 in ÖFBL

Österreich und Wales als Turniersieger, 44 spannende Straßenfußball-Matches, hunderte begeisterte Zuschauer vor dem Rathaus, knapp 1.000 Nächtigungen und mehr als 80 Sportlerinnen und Sportler aus 11 europäischen Nationen, die von Mittwoch, dem 4. Juli, bis zum Freitag, dem 6. Juli, für internationales Flair in der Grazer Innenstadt sorgten. Dazu ein sozialpädagogisches Rahmenprogramm, das die SportlerInnen mit Fluchthintergrund, Suchtkrankheit oder Erfahrungen mit Obdachlosigkeit nachhaltig auf ihrem Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft unterstützt.

Drei Tage lang beherrschte mit dem European Street Football Festival 2018, einem Ableger des Homeless World Cups, der soziale Straßenfußball das Grazer Stadtbild. Nach anfänglicher Hitze, konnte auch der am Donnerstagabend einsetzende Regen die SportlerInnen der acht Frauen- und sechs Herren-Teams nicht davon abhalten, auf dem Straßenfußballfeld vor dem Grazer Rathaus alles zu geben. Und selbst während des starken Regens ließen sich einige Zuschauer nicht vom Mitfiebern mit den SpielerInnen abhalten, bevor sich die Tribünen dann rechtzeitig zur heißen Finalphase am späten Freitagnachmittag wieder füllten.

Rein österreichisches Finale bei den Herren

Vor allem für Österreichs Herren (als Gastgeberland wie auch die österreichischen Frauen mit zwei Teams vertreten) verlief das Turnier erfolgreich, sodass das Homeless World Cup Team in einem rein österreichischen Finale mit 4:3 knapp gegen das Team Initiative Goal gewinnen konnte.

Für die österreichischen Frauenteams, die das erste Mal unter Homeless World Cup Regeln angetreten waren, war es ein erwartet schwieriges Turnier: das Homeless World Cup Team belegte den achten und letzten Platz, das Team Kicken ohne Grenzen landete auf einem guten 5.Platz. Trotzdem konnten die Spielerinnen laut Thomas Jäger, Festival Organisator und für die Caritas Steiermark Projektleiter des Homeless World Cup Österreich, einen Schritt nach vorne machen: „Sie haben das erste Mal HWC-Luft geschnuppert und konnten sich während des Turniers steigern.“

Im Finale der Frauen konnte sich Wales mit 6:1 gegen Finnland durchsetzen.

„Sehr gute Stimmung“

Unabhängig von Sieg und Niederlage, war die Stimmung aber durchwegs bei allen Mannschaften gut, so Jäger: „Es haben sich alle von Anfang bis Ende wohl gefühlt. Es war auch ein großer Vorteil, dass alle Teams gemeinsam untergebracht waren und sie sich so gut untereinander austauschen können. Wenn dort am Abend mit anderen Teams Drehfußball gespielt wird, ist das natürlich ein gutes Zeichen.“

Weg in die Mitte der Gesellschaft

Unabhängig von den Ergebnissen am Fußballplatz, können sich laut Thomas Jäger ohnehin alle SportlerInnen als SiegerInnen fühlen: „Es geht beim sozialen Straßenfußball darum, aus dem Randgruppendasein herauszukommen und vom Einzelgänger zum Teamspieler zu werden.“ Das könne der Sport laut dem Projektleiter bewirken. Darüber hinaus erleben die SpielerInnen während eines Turniers auch einen Perspektivenwechsel: „Raus aus der klassischen Rolle als Obdachlose(r) oder Flüchtling – in dieser Woche sind alle Fußballer. Das macht total viel mit den Menschen!“ Dazu gehöre auch die veränderte Wahrnehmung des Publikums: „Es gibt einen doppelten Perspektivenwechsel. Die SpielerInnen werden vom Publikum nicht mehr als Außenseiter wahrgenommen und nehmen sich dadurch auch selbst anders wahr.“ In verschiedenen sozialpädagogischen Workshops, die immer am Vormittag und bereits am Dienstag, dem 3. Juli, ganztägig stattfanden, war es das Ziel, diesen Perspektivenwechsel bei den SpielerInnen nachhaltig zu verfestigen – und damit dem eigentlichen Ziel des sozialen Straßenfußballs näher zu kommen: Den Weg vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zu finden.

Foto: (c) Caritas

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