Die Hitparade der Bundesliga-Kicker

16. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga Vier Schweden in knallbunten Klamotten haben mit ihrem Song-Contest-Hit „Waterloo“ gerade ihren Siegeszug durch die Musikwelt angetreten, als Österreich am 21. April 1974 mit 158 zu 38 Stimmen die Einführung der Bundesliga beschloss. In den folgenden fünf Jahrzehnten waren es nicht selten die Fußballer selbst, die für den Soundtrack der Bundesliga sorgten.

Als Hannes Demantke am 9. August 1974 beim 6:0 der Admria gegen Eisenstadt das erste Tor der neugeschaffenen Bundesliga erzielte, waren „ABBA" zwar noch immer nicht aus der rotweißroten Hitparade wegzudenken, auf Platz eins schmachtete Albert West aber seine „Sheila“ an, ehe er eine Woche später den „Rubettes“ und „Sugar Baby Love“ Platz machen musste. Bei den Kickern gut angekommen ist sicher die nächste Nummer 1 – Gunter Gabriels „Hey Boss, ich brauch mehr Geld.“ Für einige vielleicht der Grund, bald selbst zum Mikro zu greifen. Denn singende Kicker hat die ADMIRAL Bundesliga in den 50 Jahren ihres Bestehens einige hervorgebracht.

 

Die Hitparade der Bundesliga-Kicker

 

11. Alois „Zipflo" Weinrich – Miri Menschengi

Im Austria-Nachwuchs geigte der Sohn einer Sinti-Familie neben Toni Polster und Andi Ogris auf, bei der U20-WM 1983 in Mexiko zog er an der Seite von Alfred Tatar die Fäden. Als Geiger debütierte „Zipflo“ in der Band seines Vaters schon mit 15 im Jazzland. Seine Konzerte spielte er oft im Austria-Trikot, bei den Violetten war ihm der Durchbruch aufgrund von Verletzungen jedoch nicht vergönnt. Seine einzigen 13 Spiele in der ADMIRAL Bundesliga absolvierte er 1983/84 für den SC Neusiedl, als eine weitere schwere Verletzung seine Fußballerkarriere endgültig beendete. Danach widmete er sich ganz der Musik, die im Gipsy Swing und Modern Jazz zuhause war. 2018 starb „Zipflo“ mit nur 54 Jahren als einer der einflussreichsten Jazz-Violinisten seiner Generation.

10. Jan-Pieter Martens – A Better Me

Ein Blackout von Gilbert Prilasnig im Derby gegen den GAK hätte Sturm beinahe noch den schon sicher geglaubten Meistertitel 1999 gekostet. Doch dann kam Jan-Pieter Martens, traf in Minute 93 noch zum 2:1 und alles wurde gut. Als Dank kaufte „Gili“ seinem Retter die ersten 100 CDs von dessen eben fertiggestelltem musikalischen Erstlingswerks ab. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann“, blies Prilasnig durch. Der Belgier hat nach seinen 74 Bundesliga-Spielen (und 10 Toren) als Aussteiger in Brasilien oder Teammanager auf Schalke noch viel erlebt. Der Musik ist er treu geblieben. Mit seiner Band „Zilverkus“ hat der bald 50-jährige Singer-Songwriter gerade eine Tour in seiner Heimat hinter sich, auch auf steirischen Konzertbühnen war er schon zu sehen.

9. Walter Schachner – Fußball, Das Is’ Mein Leben

„Schoko“ war noch nicht einmal 20 und frischgebackener „Krone-Fußballer des Jahres 1976“, der seichte Fußballschlager gerade modern – damit, so ein paar findige Produzenten, musste sich doch Geld verdienen lassen. Also stellten sie den aufstrebenden Alpine-Torjäger, der seine 141 Bundesliga-Spiele (und 76 Tore) noch vor sich hatte, vor ein Mikro und ließen ihn singen: „Fußball, das is’ mein Leben, i werd’ mein Bestes geben“. Im Tonstudio wurde es für Walter Schachner nicht mehr besser, auf dem Fußballplatz schon. Nach drei Meistertiteln mit der Austria folgten sieben Jahre in Italien, die ihn lange zu einem der Rekord-Legionäre der Serie A gemacht haben. 

8. Toni Polster – Toni, Lass Es Polstern

Bei der Austria und auch beim AC Torino war Toni Polster der unmittelbare Nachfolger von Walter Schachner, in die Hitparade folgte der dreifache Torschützenkönig der ADMIRAL Bundesliga (158 Spiele, 122 Tore) seinem Vorgänger relativ spät. Toni war bereits im Herbst seiner Karriere, als er es zuerst beim 1. FC Köln und dann mit den „Fabulösen Thekenschlampen“ polstern ließ. In der Ö3-Hitparade ging es mit dem Ohrwurm 1997 bis auf Platz 12. Ende der 2000er-Jahre traf der ÖFB-Rekordtorschütze noch „Achtung Liebe“, ähnliche Charts-Erfolge gingen sich aber nicht mehr aus.

7. Andi & Clemens Ivanschitz – Aus Liebe zum Spiel

Klavier und Oboe waren neben dem Fußball die Lieblingsinstrumente des Andi Ivanschitz. Zugunsten der Fußballkarriere (160 Bundesliga-Spiele, 26 Tore) musste die Musik zurückstecken. Aber bei der Heim-EURO 2008 war es aufgelegt, dass sich der Teamkapitän auch mit einem EM-Song versucht. Bruder Clemens (6 Bundesliga-Spiele für Mattersburg), bis dahin Rapper der HipHop-Band „Hörspielcrew“, stellte eine Band zusammen und schon hieß es: „Auf Pomali feat. Andi Ivanschitz – Aus Liebe zum Spiel“. Allzu viel Zeit dürfte der damalige Panathinaikos-Legionär vor der EURO aber nicht gehabt haben. Seine einzige Textzeile, die über den Song gelegt wurde: „Mia san a Mannschaft, hoid’n z’samm. Und es seid's da zwölfte Mann.“

6. Hans Pirkner – Tuat's Net Schimpfen Über Mi

Fast schon im Big Band Sound kam 1976 Hans Pirkner (177 Bundesliga-Spiele, 73 Tore), Teil des legendären „100-jährigen Sturms der Wiener Austria“, mit seiner Single daher, mit der er sich selbst ein wenig auf die Schaufel nahm. Er reimte „Tuat’s net schimpfen über mi, i bin in Hochform wie noch nie, mein Typ ist wieder sehr gefragt“, was man auch als Anspielung auf seine einjährige Sperre verstehen konnte, die er 1972 ausfasste, weil er mit Schalke 04 in den „Bundesliga-Skandal" verwickelt war.

5. Harry Gamauf – Santa Lucia Bei Nacht

Zu lokaler Berühmtheit in seiner südburgenländischen Heimat hatte es der Ex-Austrianer, der zur GAK-Legende wurde (insgesamt 283 Bundesliga-Spiele, 12 Tore), noch zu aktiven Zeiten gebracht, als er etwa 1987 die Schnulze „Santa Lucia Bei Nacht" von der „George Baker Selection“ coverte. Als er ab 1990 mit „The Kixx“ unterwegs war, sang schon seine Schwester Elisabeth, viele Jahre Sky-Reporterin, im Chor. Mit dem Fußball ist der mittlerweile pensionierte (steirische) Regierungsrat immer noch verbandelt – durch seine Tochter Nina, die seit einigen Jahren den Nachnamen Prödl trägt.

4. Otto Konrad – D’ Almhütt’n

1994 hat man den Salzburger Europacup-Finalhelden wirklich alles abgekauft. Zuerst stürmten Heimo Pfeifenberger Co. gemeinsam mit „Superchamp“ und dem Song „Wir sind die Sieger" die Austria-Charts. Dann legte Kult-Keeper Otto Konrad (325 Bundesliga-Spiele, 2 Tore!) mit den „Fidelen Technotalern“ die „Almhütt'n“ nach. Die beiden CDs verkauften sich über 40.000 Mal.

3. Hans Krankl – Lonely Boy

Hans Krankls erster musikalischer Versuch „Ohne Ball’n und ohne Netz" war noch eine Jugendsünde. Mit „Rostige Flügel", das er im Duett mit Lukas Resetarits sang, kam der „Goleador“ 1984 aber auf den Geschmack und legte als Johann K. auch noch eine Musiker-Karriere hin. Am erfolgreichsten war sein „Lonely Boy“, der im Jänner 1986 in der Hitparade nur Falcos „Jeanny“ den Vortritt lassen musste. Bis heute singt der Bundesliga-Rekordtorschütze (271 Tore in 360 Spielen) mit „Monti Beton“ und lagt auf Radio Wien als „Nachtfalke“ auf.

2. Toni Pfeffer – Pfeffer & Salz

Was viele schon vergessen haben: Austria-Legende Toni Pfeffer (395 Bundesliga-Spiele, 24 Tore) war mit seinem berühmten Sager beim 0:9 Österreichs in Valencia nicht nur für den wichtigsten Teil der Lyrics von „Hoch g’wimmas (n)imma“ verantwortlich, dem Song mit dem AUT of Orda aktuell die östereichische Nationalmannschaft pushen, er versuchte sich in den späten 90ern auch selbst mit zwei LPs, die durchaus ihre (Austria-)Anhänger fanden.

1. Herbert Prohaska – Freund Sein

Als Hans Krankl 1984 mit „Rostige Flügel" reüssierte, ließ auch Herbert Prohaska nicht lange auf seine Gesangseinlage warten. Sein „Freund Sein“ mit Horst Chmela war freilich nicht ganz so erfolgreich. Heute steigt Österreichs Jahrhundert-Fußballer (399 Bundesliga-Spiele, 83 Tore) ein paar Mal im Jahr zu „The Real Holy Boys“ auf die Bühne – und darf sich (fast) wie Jimmy Hendrix fühlen, dem er in seiner Jugend so gerne nachgeeifert hätte.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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