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18. März 2022

11 Fragen an Alex Grnwald: Wieviel Genugtuung ist dabei?

Ausgerechnet Alex Grünwald! Dass das bald 33-jährige Austria-Urgestein zum großen Frühjahrshero wurde und seinen Verein mit den Toren gegen Admira und WAC in die Meistergruppe schoss, hätten ihm die Wenigsten zugetraut. Wurden die Schlagzeilen doch von Austrias jungen Wilden dominiert und der alte Hase für viele bereits als Auslaufmodell bezeichnet. Vor allem auf Facebook häuften sich die negativen Kommentare der Fans, wenn der Veteran, der in den letzten zwei Saisonen sowohl seinen Kapitäns - als auch seinen Stammelf-Status verlor, aufgeboten wurde. Zu alt. Zu langsam. Zu viele Verletzungen hinter sich. So der einhellige Tenor. Doch mit seinem bärenstarken Frühjahr spielte sich Grünwald zurück in die Startelf und Herzen der Fans. Vor dem Wiener Derby am Sonntag (17 Uhr, siehe Spielplan der 24. Runde) hat er bundesliga.at im Zuge unserer Serie „11 Fragen an“ in der Generali-Arena Rede und Antwort gestanden.

1. Hast du dir die Augen reiben müssen als euch die Tabelle auf Platz 2 ausgespuckt hat?

Ich muss ehrlich sagen: Als ich am letzten Matchsonntag heimgekommen bin, hab ich mir bewusst die Tabelle noch einmal angeschaut. Das Austria Wappen in der App auf Platz 2 zu sehen, war sehr schön und ungewohnt, weil es die letzten zwei Jahre nicht so gut gelaufen ist. Aber das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

2. Du hast die meisten Tore aller aktiven Bundesligaspieler geschossen. Überrascht? Was bedeutet dir das?

Ich wusste schon, dass ich das eine oder andere Tor geschossen habe. Aber mitbekommen hab ich das erst, als mich jemand darauf angesprochen hat. Natürlich ist es schön zu wissen, man hat schon so etwas erreicht. Gerade als Mittelfeldspieler ist das Toreschießen ja nicht so einfach.

3. Welches von den 68 Toren war für dich das Schönste?

Spontan fällt mir da ein Auswärtstor 2019 gegen Sturm ein, das war so ein Maradona-Schmäh mit anschließendem Schuss ins lange Eck. Ein paar schöne waren in meiner Karriere schon dabei (lacht).

4. Ist dir dein Spitzname Grüni im Derby unangenehm?

Nein, ich bin schon so lange dabei. Die Austria-Fans haben sich an meinen Namen längst gewöhnt. Violetti hat sich leider nicht durchgesetzt. Solange wir gewinnen und Rapid ärgern, ist mein Name egal.

5. Du hast das Siegestor beim letzten Derby-Auswärtssieg 2018 geschossen – schöne Erinnerungen?

Ja und das war auch ein schönes Tor. Das ist auf jeden Fall ein Spiel, das mir in Erinnerung bleibt. In einem Derby das entscheidende Tor zu schießen, das hat schon einen hohen Stellenwert in meiner Karriere.

6. Ihr seid in 8 Derbys im Allianz-Stadion noch immer unbesiegt. Was bedeutet euch diese Serie?

Das hat sich über die Jahre aufgebaut. Klar, freut es mich. Es zeigt, dass wir dort immer ganz gut aufgetreten sind. Und wir wollen diese Serie am Sonntag fortsetzen. Am besten mit einem Sieg natürlich. Das Derby ist das wichtigste Spiel für jeden Austrianer.

7. Wieviel Genugtuung ist für dich bei deinem starken Frühjahr dabei, wenn man an die schwere Zeit davor denkt?
Das war schon eine Genugtuung. Manfred Schmid und Manuel Ortlechner waren bei der Vertragsverlängerung mit mir letzten Sommer zwar überzeugt, dass ich der Mannschaft etwas geben kann. Von außen ist aber schon einiges auf mich eingeprasselt. Es hieß: Es reicht nicht mehr von der Qualität, ich sei zu langsam, keine Ahnung. Ich hab schon noch gewusst, was ich kann. Und hab das in den letzten Spielen zeigen können. Deshalb ist es schon eine Genugtuung. Wichtig ist, was ich denke, wie ich mich fühle. Aber es ist schon schön, wenn es einem so aufgeht – und man seinen Worten auch Taten folgen lässt. Da ist man einfach glücklich.

8. Wenn man die Kommentare auf Facebook in den letzten Jahren gelesen hat: „Das geht sich nicht mehr aus mit dem Grüni“, „Zu langsam“, „Der bringt nix mehr.“ Wie sehr nagt das an einem?

Ich bin weder auf Facebook noch auf Instagram. Aber natürlich kriegt man das mit, wenn einen Freunde oder Bekannte darauf ansprechen. Als jüngerer Spieler hätte ich mir das sicher mehr zu Herzen genommen, da muss man erst lernen damit umzugehen. Aber jetzt ist das kein großes Problem mehr. Heute kann ja jeder überall seinen Senf dazugeben, im Sport sowieso. Wenn man sieht, dass auf Social Media sogar die besten Spieler der Welt unnötig kritisiert werden, kann ein Alex Grünwald auch kritisiert werden. 

9. Wie wahrscheinlich ist dein Karriereende im Sommer – und was magst du dann machen? Was für eine Rolle spielt, dass du Vater wirst?

Das ist keine leichte Frage. Ich weiß noch nicht genau, wie es bei mir weiter geht. Es kann in jede Richtung gehen. Ich muss jetzt in den nächsten ein bis zwei Monaten eine Entscheidung treffen. Es ist halt die Frage, ob ich mich damit anfreunden kann, aufzuhören. Sportlich sehe ich, ich kann noch Input geben und das hat die Öffentlichkeit jetzt auch gesehen. Aber mit 33 und so vielen Verletzungen stellt sich schon die Frage: Will ich auch Spätfolgen durch eine weitere Verletzung riskieren?

10. Du wirst demnächst Papa. Weißt du schon, was es wird? Wie sehr freust du dich auf deine neue Rolle?
Ein Bub, der Termin wäre Ende April, aber man weiß ja nicht, ob es früher passiert. Ich freue mich sehr. Mit der Geburt werden dann sicher so richtig die Papagefühle einschlagen.

11. Wie fit bist du nach den vielen, vielen Verletzungen – wo zwickt es am meisten?
Ja, da war schon einiges dabei. Leider begleitet mich das schon seit meiner Kindheit. Ich hatte mit 14 schon meinen ersten Kreuzbandriss – insgesamt waren es 3 und dazu kam dann 2018 noch der Knorpelschaden im rechten Knie, der gefühlt nochmal fünfmal ärger war als die Kreuzbandrisse. Als ich zuletzt einmal meine vielen Narben im Spiegel gesehen hab, hab ich mir schon gedacht, dass ich dafür sehr viel aus meiner Karriere rausgeholt habe. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich extrem professionell mit meinem Körper umgehe, sehr viel Aufwand betreibe und alles dem Fußball unterordne. Das ist wohl der Grund, warum ich mit 33 immer noch so performe.