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29. März 2022

11 Fragen an Andi Herzog: Warum htten Sie Arnautovic und Alaba lieber auf die Bank gesetzt?

Herr Herzog, Sie sind im Sommer mit viel Optimismus in Ihren Admira-Job gestartet, mussten Sie Ihre Erwartungen seither etwas zurückschrauben?

Ich wollte in der Südstadt eine Euphorie und positive Stimmung auslösen. Ganz gelungen ist mir das nicht, so offen und ehrlich muss ich sein. Aber es gab schon auch einige schöne Momente und Bereiche, in denen wir ein Stück weitergekommen sind. In anderen sind wir noch nicht da, wie ich mir das vorgestellt habe.

Sie wollten vor allem auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen, zuletzt war der 22-jährige Malicsek das jüngste Eigengewächs. Geht’s doch nicht so einfach?

Wir haben zwölf Spieler, die noch U21 spielten könnten, das ist die Hälfte das Kaders. Aber nur mit jungen Spielern geht es auch nicht. Zumindest nicht, wenn man nicht wie Salzburg einen Simic oder Sesko um ein paar Millionen verpflichten kann, sondern sie aus der U12 von Wienerberg holt und sie selbst aufbauen muss. Dazu kommen Verletzungen wie bei Onur Babuscu, der sich vor dem Austria-Spiel verletzt hat. Es dauert einfach, bis er wieder so weit ist.

Mit Aiwu und Kronberger haben Sie auch zwei junge Spieler an die Konkurrenz verloren, muss es Ziel der Admira sein, diese Talente länger zu halten?

Das ist part of the business und gehört auch zur Philosophie des Klubs. Wir wollen ja junge Spieler entwickeln, damit sie den nächsten Schritt machen können. Wenn Aiwu bei Rapid gute Leistungen bringt, ist das auch eine Auszeichnung für uns. Aber wichtig ist, dass wir diese Abgänge auch nachbesetzen und mit ähnlicher Qualität weiter arbeiten können.

Mit welcher Entwicklung sind Sie zufrieden?

Ich glaube, dass wir spielerisch schon Fortschritte gemacht haben. Wir wollen auch jetzt in der heiklen Phase nicht die Lockerheit verlieren und uns weiterhin mit spielerischen Mitteln nach vorne orientieren. Das fällt uns auch leichter als nur hinten drin zu stehen und abzuwarten, was der Gegner macht. Obwohl wir defensiv schon ganz gut stehen. Aber dafür bin ich auch der falsche Typ.

Die vier Punkte aus den ersten zwei Spielen der Qualifikationsrunde stimmen optimistisch für die letzten acht Runden?

Die vier Punkte waren super, aber auch sehr wichtig, weil auch Altach vier Punkte geholt hat. Wir müssen schauen, dass der Abstand nach hinten nicht kleiner wird. Aber bis auf den LASK sind ohnehin alle Klubs im Abstiegskampf dabei. Wenn man zwei Mal verliert, wird’s schon gefährlich. Deshalb wollen wir am Wochenende gegen Altach unbedingt nachlegen und uns in den nächsten zwei, drei Spielen schon einen Polster verschaffen.

Altach-Trainer Magnin hat unlängst erzählt, dass er ganz froh war, als Sie aus Bremen weg sind, weil er dann in der Kabine nicht mehr hinter der Tür sitzen musste, die er dauernd auf den Kopf bekommen hat…

Na, wenn ich ihm damals mit meinem Abgang Kopfschmerzen erspart habe, wäre es doch nur fair, wenn er uns am Samstag die drei Punkte überlässt, damit ich kein Kopfweh bekomme.

In Ihr Buch „Andreas Herzog. Mit Herz und Schmäh“ hat er es aber nicht geschafft?

Nein, obwohl ich da 103 Anekdoten reingepackt habe. Für die Anzahl meiner Länderspiele. Obwohl Toni Polster ja behauptet, dass ich nur drei gute Länderspiele gemacht hätte.

Heute wird Aleksandar Dragovic als erster Spieler nach Ihnen sein 100. Länderspiel für Österreich bestreiten. Traurig, dass Sie bald Ex-Rekordspieler sein werden?

Nein. Der Toni Polster hat damals als erster Gerhard Hanappi überholt, weil es in unserer Generation schon viel mehr Länderspiele gab als früher. Bei der jetzigen Generation sind es noch einmal mehr geworden. (Augenzwinkernd:) Dragovic hat ja die U21 übersprungen, aber wenn ich damals als U21-Teamchef gewusst hätte, dass mich Arnautovic und Alaba einmal überholen, hätte ich sie nicht so schnell ins A-Team geschickt, sondern in der U21 auf die Bank gesetzt.

Wie sehen Sie die verpasste WM-Chance des Nationalteams?

Wir haben sehr gute Spieler, aber wir haben Probleme im Offensivbereich. Wir müssen schauen, dass wir auch wieder Mittelstürmer, Torjäger und dribbelstarke Außenstürmer herausbringen, die im eins gegen eins den Gegner überraschen können. Wenn ich sehe, dass mit Kara, Grüll und Kalajdzic die letzten drei Stürmer, die ins Nationalteam gekommen sind, in keiner Akademie waren, dann muss man dort in diesem Bereich nachschärfen. Ich muss nur schauen, wie es in Israel war. Wir waren insgesamt nicht so gut aufgestellt wie Österreich, aber mit Dabbur, Zahavi, Solomon und Weissman haben wir vier Spieler gehabt, die wissen, wo das Tor steht. Das kann schon den Unterschied ausmachen.

Im Rennen um den Teamchefposten haben Sie sich ja schon vor einiger Zeit rausgenommen, als Sie gemeint haben, Sie würden halt dann mit 60 die Malediven übernehmen?

Ich will zu dem Thema gar keine Wasserstandsmeldungen abgeben, ich will mich auf meine Arbeit bei der Admira konzentrieren, da habe ich genug zu tun.