14. Nov. 2025
11 Fragen an… Elias Havel: „Ein richtiger Hexenkessel!“
Elias Havel vom TSV Egger Glas Hartberg gehört zu den Männern der Stunde in der ADMIRAL Bundesliga. Mit sieben Toren steht er an der Spitze der Torschützenliste, in den letzten drei Spielen traf er immer. Vor seinem 50. Bundesliga-Spiel gegen die SV Ried (22. November, 17 Uhr), das gleichzeitig die Einweihung der rundum erneuerten Profertil Arena ist, stellt sich der 22-Jährige unserer Rubrik „11 Fragen an…“
1. In einer Woche bestreitest du dein 50. Bundesliga-Spiel, mit dem ihr auch die Rückkehr in euer komplett renoviertes Wohnzimmer feiert. Kribbelt es schon?
Das mit dem 50. Spiel hatte ich gar nicht auf dem Schirm… Es ist ja in dieser Saison erstmals so, dass ich öfter von Anfang an spiele und mir die Partien dadurch erst so wie richtige Spiele vorkommen. Aber ich freue mich schon extrem auf das Match: endlich mal wieder vor unseren Fans spielen und keine lange Auswärtsfahrt… das wird richtig cool!
2. Bei den 49 Spielen bis jetzt – ragt da eines besonders heraus?
Ja, da würde ich mein erstes nennen, als ich für den LASK gegen die WSG Tirol mit meinem allerersten Ballkontakt überhaupt getroffen habe. Daran werde ich mich wohl immer erinnern, das war richtig Hammer! Es war das Tor zum 1:1-Endstand, wir haben leider nur Unentschieden gespielt. Kurz darauf habe ich sogar noch ein Tor erzielt, was aber wegen Abseits nicht gezählt hat. Das war sicher kein schlechter Start… (lacht)
3. Du wirst das renovierte Stadion schon in Augenschein genommen haben… Warum ist es ein echtes Schmuckkästchen geworden?
Es schaut viel kompakter aus als im Vergleich zu vorher. Die Lücken zwischen den Tribünen wurden geschlossen, jetzt wirkt es wie ein kleiner Hexenkessel. Wenn hier volles Haus ist, kann eine richtig tolle Stimmung entstehen. Darauf freuen wir uns schon sehr.
4. Das Spiel gegen Ried wird das erste echte Heimspiel seit 17. Mai. Wie nervig war es, mit dem Bus zu einem „Heimspiel“ in die Datenpol Arena in der Südstadt zu fahren?
Ach, so problematisch war es gar nicht… Ich fand die Stimmung in der Südstadt schon richtig gut, vor allem gegen die Wiener Vereine. Auch wenn es vielleicht nicht so viele Hartberg-Fans waren, aber allein die Masse war cool. Aber es wird natürlich nochmal geiler, wenn wieder vermehrt Hartberg-Fans uns im eigenen Stadion supporten.
5. Das Spiel gegen Ried ist der Auftakt zu einer Serie von vier Heimspielen in Folge, ihr spielt bis Weihnachten ausschließlich daheim – wie entspannt wird das?
Extrem entspannt! Das haben wir uns aber auch verdient, nachdem wir jetzt an jedem Spieltag immer quer durch Österreich immer irgendwo hingefahren sind. Jetzt können wir uns vier Wochen auf unserem Trainingsgelände auf die Spiele vorbereiten, viele Spieler können zu Fuß zum Match kommen. Es ist sicher ein Vorteil, nicht mehr mit dem Bus zum Heimspiel anreisen zu müssen.
6. Dir persönlich hat das Reisen nicht geschadet, du stehst bei insgesamt sieben Saisontoren, hast in den letzten drei aufeinanderfolgenden Spielen immer getroffen. Warum läuft es für dich in dieser Saison so gut?

Bis zu dieser Saison habe ich noch nie von einem Trainer so ein Vertrauen bekommen wie von Manfred Schmid. Jetzt darf ich mehrere Spiele nacheinander von Anfang an bestreiten, kann mich entwickeln, mich von Spiel zu Spiel verbessern. Aber natürlich liegt es auch an der Mannschaft. Das ist einfach eine geile Truppe, in der sich jeder gegenseitig pusht, jeder arbeitet extra neben dem Training, das Verhältnis untereinander ist sehr stimmig. Unter diesen Umständen kann man sich leichter entwickeln. Das ist bei mir vor allem im körperlichen Bereich sichtbar. Als schnellerer Typ tut man sich schwer, wenn man keinen Rhythmus und dadurch weniger Ausdauer hat. Für mein Spiel sind Sprints extrem wichtig, umso öfter ich sprinten kann, desto mehr Chancen bekomme ich. Daher ist das Körperliche für meinen Stil total wichtig. Aber es gibt sicherlich noch Luft nach oben, ich kann noch effektiver werden, mehr Chancen kreieren.
7. Hartberg ist seit fünf Spielen unbesiegt, steht – trotz der vielen Auswärtsspiele – auf einer Top-Position im Kampf um die Meisterrunde. Führt da überhaupt ein Weg an den Top 6 vorbei?
(schmunzelt) Ich hoffe nicht! Die Liga ist aber brutal eng, und zur Wahrheit gehört ja auch, dass wir ein paar Punkte hergeschenkt haben. Wobei: Ohne diese Erlebnisse hätten wir vielleicht andere Punkte nicht geholt, es ist ja alles Teil eines Prozesses, aus dem wir als Mannschaft lernen. Wenn man wie gegen den LASK drei so späte Gegentore kassiert, löst das in den Spielern etwas aus. Jeder denkt sich: Jetzt müssen wir es wieder gutmachen, zusammenstehen, weiterarbeiten! Aber wir wollen uns weiter verbessern, wollen im Ballbesitz noch stärker werden. Das wird uns auch gelingen. Ziel ist jedenfalls, in die Top 6 zu kommen.
8. Du bist zwar erst 22 Jahre alt, hast aber schon viel erlebt: Youth League mit Salzburg, Europa League mit dem LASK mit Spielen gegen Liverpool, jetzt der Kampf um die Meisterrunde mit dem TSV Hartberg. Wie siehst du deine gesamte Entwicklung?

Derweil bin ich schon sehr zufrieden. Ich bin gesund und fit, das ist das Wichtigste. Mein Ziel ist, jedes Spiel von Anfang an bestreiten zu können, das passt auch momentan. Man muss immer hart an sich arbeiten, mit mehr Spielzeit steigt auch die Lernkurve.
9. Was geht dir durch den Kopf, wenn du heute Spieler wie Luis Diaz oder Mo Salah im TV siehst und weißt: Mit denen stand ich auch schon mal am Platz…
Das ist schon etwas surreal, ehrlich gesagt. Ist auch schon etwas länger her. Aber damals war es ein richtig geiles Erlebnis. In Linz haben wir richtig gut mitgehalten, haben 1:0 geführt. Da hat sich Liverpool schwergetan. In Anfield gab es dann eine Klatsche. Aber es war cool zu sehen, was das höchste Niveau im Fußball ist. Virgil Van Dijk, Luis Diaz, es war beindruckend zu sehen, was die können, was die ausmacht. Das ist was anderes als im Fernsehen.
10. Dein Leihvertrag vom LASK mit Hartberg läuft mit Saisonende aus, es soll eine Kaufoption geben. Was machst du im Sommer 2026?
Ich habe keine Ahnung… Ob sie die Option ziehen oder nicht, weiß ich nicht. Es gab auch noch keine Gespräche. Im Endeffekt kann ich daran aber auch nichts ändern. Ich kann nur beeinflussen, was ich am Platz mache. Mein Fokus liegt darauf, in dieser Saison mit Hartberg das Größtmögliche zu erreichen, mit der Mannschaft große Erfolge zu feiern. An alles andere denke ich grad nicht.
11. In den kommenden Tagen entscheidet sich, ob Österreich erstmals seit 1998 wieder zu einer WM fährt. Du warst 1998 noch gar nicht auf der Welt. Schaffen sie es?
Ich denke schon! Österreich hat riesige Qualität, einen Kader mit vielen gestanden Profis aus Top-Ligen. Dazu einen Teamchef mit Ralf Rangnick, der das Team nochmal stärker gemacht und ein starkes Teamkonstrukt geschaffen hat. Natürlich ist das A-Team auch für mich ein Traum, wie für viele andere Spieler auch. Klar ist das im Hinterkopf. Aber das geht nur über gute Leistungen im Verein. Wenn das gelingt, hoffe ich, es eines Tages zu schaffen.
Text: Markus Geisler; Fotos: GEPA pictures