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07. Nov. 2023

11 Fragen an Lukas Spendlhofer: Cassano war nicht immer einfach

Lukas Spendlhofer hat 162 Bundesliga-Spiele für Sturm Graz bestritten. Bevor er bei den Grazern durchstartete, war der heutige Polen-Legionär kurz Teil des Star-Ensembles von Inter Mailand. Was der Italien-Spezialist, der auch für Varese und Ascoli gespielt hat, über die bevorstehenden Europacup-Spiele seiner beiden Ex-Klubs denkt, erfahren wir mit unseren „11 Fragen“.

 

1) Lukas, du bist von 2011 bis 2015 bei Inter Mailand unter Vertrag gestanden, wie verbunden bist du deinem Ex-Klub noch?

Ich bin auf jeden Fall Fan geblieben, Inter ist nach wie vor mein Lieblingsklub in Italien. Ich verfolge den ganzen italienischen Fußball immer noch intensiv, schaue viel Serie A und möglichst viele Spiele von Inter. Daheim habe ich noch unzählige Trikots aufbewahrt, mindestens ein eigenes von jeder Saison, aber die habe ich von meinen anderen Klubs auch.

2) Du warst mit der U19 in der „Primavera“ erfolgreich, in der Serie A hat es aber nur zu einem Spiel gereicht. Gibt es eine Begebenheit rund um das 0:0 in Genua im Mai 2013, an die du gerne zurückdenkst?

Das ist natürlich einer der schönsten Momente in der Karriere, wenn du für Inter in der Serie A debütieren darfst. Es ist lange her, die Erinnerungen verblassen langsam, sind aber immer noch da. Ich bin eine Viertelstunde vor Schluss für Andrea Ranocchia eingewechselt worden und war wahrscheinlich ein bisschen übermotiviert. In einem Luftzweikampf habe ich Marco Borriello, der, glaube ich, damals sogar noch Nationalspieler war, weggeräumt, dass er mit einer Schulterverletzung raus musste. So gesehen nicht unbedingt die beste Erinnerung.

3) Marko Livaja und Samuele Longo waren zwei deiner bekannteren Weggefährten, der einzige, der heute noch beim Klub ist, ist aber der im Sommer zurückgekehrte Torhüter Raffaele Di Gennaro.

Ja, er war unser Torhüter, als wir Primavera-Meister geworden sind. Er war dann lange weg, hat vor allem in der Serie B und C gespielt, hatte eine Karriere mit Auf und Abs, aber in den letzten zwei, drei Jahren ist er wieder mehr in den Fokus gerückt. Dass er jetzt zurückkehrt ist, ist eine coole Sache und freut mich für ihn, auch wenn er nur dritter Torhüter ist.

4) Wie war es, jeden Tag mit Superstars wie Javier Zanetti, Esteban Cambiasso oder Antonio Cassano zu trainieren?

Ich war ein 18-, 19-jähriger Bursch’ und es war natürlich eine riesige Erfahrung, mit solchen Spielern zu arbeiten. Das waren schon krasse Persönlichkeiten, positiv wie negativ. Gerade Cassano war ja, wie man weiß, nicht immer einfach. Bei ihm konnte es schon passieren, dass er im Training aus dem Nichts ein paar Beleidigungen rausgeschleudert hat. Auf der anderen Seite sind Leute wie Zanetti und Cambiasso, also echte Legenden, gleich beim ersten Training zu dir hin, haben deinen Namen gekannt, schon einige Spiele von dir in der Primavera gesehen und dir sofort ihre Hilfe angeboten. Das sind schon sehr gute Erinnerungen.

5) Mit dem „Linzer“ Mateo Kovacic hast du dich auch angefreundet?

Ich habe das damals überhaupt nicht am Schirm gehabt, dass er in Linz aufgewachsen ist, er war für mich kroatischer Nationalspieler. Nach zwei, drei Trainings kommt er zur mir und fragt mich, „Du bist doch Österreicher, oder?“. Da habe ich einmal gestaunt, dass er Deutsch kann, aber er hat mir dann alles erzählt. Mit ihm und dem serbischen Nationalspieler Zdravko Kuzmanovic, der in der Schweiz aufgewachsen ist und auch Deutsch gesprochen hat, hatte ich dann schon den engsten Kontakt.

6) Inter hält nach drei Spielen bei sieben Punkten, ist auf Aufstiegskurs, werden die Nerazzurri in Salzburg nur auf einen Punkt aus sein?

Ich gehe schon davon aus, dass auch in Salzburg ein Sieg das Ziel ist. Aber die Salzburger haben schon oft bewiesen, dass sie auch gegen starke Konkurrenz etwas mitnehmen können. Sie werden mittlerweile überall ernst genommen und sind keine Underdogs in dem Sinn. Von daher ist auch diesmal etwas möglich, trotzdem rechne ich mit einem Inter-Sieg.

7) Der Klub, für den du sechs Jahre gespielt hast, Sturm Graz, hat es in Bergamo ebenfalls mit einem italienischen Gegner zu tun. Was ist für deine Ex-Kollegen möglich?

Ihnen drücke ich auf alle Fälle ganz besonders die Daumen. Als sie In Polen gegen Czestochowa gespielt haben, habe ich sie besucht. Viele Spieler aus meiner Zeit sind ja nicht mehr dabei, aber den Hierli (Stefan Hierländer; Anm.) habe ich natürlich gleich nach der Auslosung angerufen, dass er mir Karten besorgt. Vor dem Spiel waren sie natürlich alle schon im Fokus auf das Spiel, aber danach habe ich Gelegenheit gehabt, mit einigen zu plaudern, das war ein nettes Wiedersehen. In Bergamo wird es schwierig, aber sicher auch nicht unmöglich, einen oder sogar drei Punkte zu holen. Die Qualität ist da und im Heimspiel haben sie ja gezeigt, was sogar in Unterzahl drin ist. Das Spiel ist sicher richtungsweisend, was die Aufstiegschancen betrifft. Es braucht sicher einen perfekten Tag, aber ich hoffe auf die Sensation. Dann würde es auch mit dem Aufstieg gut ausschauen.

8) In der Meisterschaft hat es ja zuletzt zwei Rückschläge gegeben…

Schade, das waren zwei Spiele, die sie unglücklich verloren haben – vor allem gegen die Austria. Aber das gehört auch dazu. Soweit ich weiß, ist in der Bundesliga noch nie eine Mannschaft ohne Niederlage Meister geworden. Sturm ist immer noch auf einem guten Weg, Salzburg hat diese Phase auch schon gehabt. Natürlich bleibt Salzburg der große Favorit, aber es wird spannend.

9) Du bist seit Beginn der Saison in Polen engagiert, bei Termalica Nieciecza. Ihr wollt nach zwei Jahren 2. Liga sicher aufsteigen?

Das ist das Ziel. Dafür müssen wir zumindest in die Top Sechs, wobei der Erste und Zweite direkt aufsteigen. Nach einem schlechten Start mit nur vier Punkten aus fünf Spielen hinken wir immer ein, zwei, drei Punkte hinterher. Es ist sehr eng. Wenn wir gewinnen, sind wir Siebenter, zuletzt haben wir unentschieden gespielt, deshalb sind wir nur Zehnter. Aber wenn wir noch mehr Konstanz reinbringen, ist es zu schaffen. Mit einer Serie von zwei, drei Siegen ist auch der dritte Platz möglich, aber die müssen erst einmal gelingen.

10) Mit Rajko Rep gibt es einen weiteren Spieler, den man aus der ADMIRAL Bundesliga gut kennt.

Ja, das war ein netter Zufall, weil es immer gut ist, wenn man am Anfang jemand hat, den man kennt und der deine Sprache spricht. Leider ist Rajko verletzt, er hat eine Operation hinter sich und wird sicher noch bis zum Frühjahr ausfallen.

11) Vor deinem Wechsel nach Polen hast du in Israel gespielt. Bist du sehr besorgt darüber, was dort gerade passiert?

Klar, ich habe in den eineinhalb Jahren dort viele Freunde gewonnen. Für mich und meine Familie war das eine sehr schöne Zeit, obwohl wir immer mit dem Wissen gelebt haben, dass es jederzeit eskalieren kann. Das ist leider jetzt passiert. Wir wollten im Sommer eigentlich unbedingt dort bleiben, im Nachhinein müssen wir sagen, dass wir einen Schutzengel gehabt haben. Es ist sehr traurig, viele Freunde und ehemalige Mitspieler sind direkt betroffen, weil sie Reservisten waren. Wir verfolgen das mit großer Sorge und können nur hoffen, dass es bald besser wird.

 

Fotos: Gepa pictures