08. Apr. 2025
11 Fragen an Nik Polster: „Cool, dass man auch als Tormann einmal Held sein kann“
Der Name Polster stand jahrzehntelang für Tore. Seit Nik Polster das WAC-Tor hütet, müssen Österreichs Fußballfans umdenken. Für bundesliga.at stelle sich der 22-jährige Elferkiller den „11 Fragen“.1) Nik, du hast schon früh als großes Torhütertalent gegolten, warst seit der U15 in allen ÖFB-Nachwuchsteams. Wie bist du überhaupt ins Tor gekommen?
Begonnen hat es damit, dass ich einmal zum Sichtungstraining zu Rapid gegangen und überraschend aufgenommen worden bin. Das müsste in der U7 gewesen sein. Fixen Tormann hat’s da noch nicht gegeben, jeder hat abwechselnd mal im Tor gespielt. Anscheinend hab’ ich das gut gemacht, jedenfalls hat mich der Trainer in der U9 gefragt, ob ich nicht Tormann bleiben will. Herumspringen hab ich ganz lustig gefunden, wahrscheinlich war ich überhaupt ein verrücktes Kind. Man sagt ja, Torhüter sind ein bisschen eigen, von daher hat das gut gepasst.
2) Hast du dein Bewegungstalent auch noch in anderen Sportarten ausprobiert?
Ich war auch ein guter Skifahrer, habe in meiner Altersgruppe ein paar Meisterschaften in unserer Region gewonnen. Als es dann um den Wechsel ins Gymnasium ging, war sogar Stams eine Überlegung, aber das war der Zeitpunkt, wo ich mich klar für den Fußball entschieden habe.
3) Dennoch gehst du oft unorthodoxe Wege, machst Mentaltraining, warst Boxen bei Marcos Nader, im Winter in einem Trainingscamp in den USA. Checkst du dir das alles selbst oder hast du einen Betreuer, der dir dazu rät?
In den USA war ich mit meinem Mannschaftskollegen Angelo Gattermayer, der den dortigen Coach schon kannte. Das war in der Nähe von Miami und ein neuer Ansatz für mich, weil wir dort eine Gruppe von Leuten aus ganz unterschiedlichen Sportarten waren, vom Leichtathleten bis zum Football-Spieler. Zum Boxen hat mich Helge Payer gebracht, der auch einmal mein Tormanntrainer war. Jetzt ist er mehr als mein Mentor und immer auch auf der Suche nach neuen Impulsen.
4) Wer waren deine ersten Vorbilder unter den Torhütern?
Die sind eigentlich erst später gekommen, mit dem Champions-League-Schauen. Da hat mir Jan Oblak imponiert. Und ich halte noch immer sehr viel von ihm.
5) Trotz Teamberufungen hast du 2020 mit 18 Jahren Rapid Richtung LASK verlassen. War dir der um ein Jahr ältere Niklas Hedl im Weg?
Ich wollte vor allem in einer höchstmöglichen Liga Spiele sammeln. Rapid II war damals noch in der Regionalliga, während die OÖ Juniors in der 2. Liga waren. Didi Kühbauer, der damals Rapid-Trainer war, wollte mich und Niklas Hedl als die kommenden zwei Rapid-Torhüter aufbauen. Aber ich hatte schon ein bisschen das Gefühl, dass ich hinter Niki gereiht wurde. Das hat mich dann bewogen, nach Linz zu wechseln.
6) Wo du, wie erwähnt, zunächst bei den Juniors gespielt hast und danach in die 2. Liga verliehen wurdest. Auch als Didi Kühbauer bereits LASK-Trainer war, obwohl er immer wieder betont hat, wie viel er von dir hält.
Genau, ich habe zwei Jahre bei den Juniors gespielt, dann ein halbes Jahr in Steyr. Wäre Didi Kühbauer 2023 beim LASK geblieben, wäre es vermutlich anders gelaufen. So haben sie sich entschieden, Jörg Siebenhandl zu holen, weil Trainer Sageder auf der Zweier-Position Erfahrung haben wollte und ich habe noch eine Saison in der 2. Liga bei Horn gespielt. Was sich im Nachhinein als richtiger Schritt herausgestellt hat, weil ich dadurch beim WAC gelandet bin.
7) Weil Didi Kühbauer dich unbedingt haben wollte?
Nachdem es fix war, dass er WAC-Trainer wird, hat er mich im Sommer angerufen. Ich bin kurz meine anderen Optionen durchgegangen und habe mich dann für den WAC entschieden, weil ich hier die Chance gesehen habe, in der Bundesliga Spielpraxis zu bekommen.
8) Zuletzt hat er dich sogar ins Team gefordert. Gab's schon Signale vom ÖFB?
ÖFB-Tormanntrainer Michi Gspurning hat mich nach dem Cupspiel angerufen und mir gesagt, dass ich weiter meinen Weg gehen soll. Dann stehen die Chancen gut, dass ich in nächster Zeit auch einmal dabei sein werde.
9) Im Cup-Halbfinale gegen den LASK hast du dich bereits zum zweiten Mal als Elferkiller erwiesen. Ist das eine besondere Spezialität von dir?
Es ist schon cool, in so einer Drucksituation zu sein, nach der man auch als Tormann einmal der Held sein kann. Obwohl das natürlich auch nur geht, wenn die Schützen treffen. Das haben sie gegen den LASK gemacht.
10) Aufgefallen sind auch deine „Mätzchen“, wie du dich weit in eine Ecke gestellt hast, um den Schützen einzuladen. Oder auch dein „Schulterputzer“ nach gehaltenem Elfer.
Als Tormann musst du beim Elferschießen versuchen, in die Köpfe der Schützen einzudringen. Wenn ich mich in eine Ecke stelle und mich dann mit weiten Armbewegungen wieder in die Mitte bewege, versuche ich damit, den Schützen aus der Ruhe zu bringen. Das mit der Schultergeste war für meinen Bruder. Er hat mir gesagt, dass mein Jubel nach dem gewonnenen Elferschießen gegen Klagenfurt im Cup-Viertelfinale schlecht war. Da war ich überfordert, wusste nicht wie ich jubeln soll, deshalb habe ich mir diesmal etwas überlegt. Aber das sollte nicht überheblich wirken.
11) Vor dem Start der Meistergruppe ist der WAC immer wieder auch als Meisterkandidat genannt worden. Ist dieser Gedanke auch bei dir aufgetaucht und wie schaut es nach den zwei Remis jetzt aus?
Wir wissen und haben auch schon gezeigt, dass wir wirklich gegen jeden gewinnen können. Von daher waren die Spekulationen nicht ganz abwegig. Aber in unseren Zielsetzungen war es nie Thema, dass wir den Titel holen. Etwas anderes ist es jetzt im Cup. Nachdem wir ins Finale eingezogen sind, wollen wir ihn unbedingt auch gewinnen.
Redakteur: Horst Hötsch
Fotos: GEPA pictures