01. Feb. 2022

11 Fragen an Patrick Farkas: Haben die Steirer dich als Burgenlnder auf der Schaufel?
1. Wie kommt es, dass auf der Homepage deines Heimatortes Oberdorf zwar ein Motocrosser und eine Songcontest-Teilnehmerin als prominente Einwohner vorgestellt werden, aber du als vierfacher Fußball-Meister Österreichs nicht?
Farkas: Ach so? Da werd’ ich gleich den Bürgermeister anrufen! Aber wahrscheinlich ist das so, weil ich jetzt im acht Kilometer entfernten Oberwart wohne, wo wir uns vor drei Jahren ein Haus gekauft haben.
2. Wieso hast du nach einem halben Jahr deine Zelte beim FC Luzern wieder abgebrochen?
Ich habe es kennengelernt, wie es ist, im Ausland zu spielen. Und das war trotz allem eine riesige Erfahrung. Klub und Stadt sind auch wirklich top und vielleicht hätte es auch ganz anders ausgeschaut, wenn es sportlich gepasst hätte. Aber wir haben eine ganz schlechte Herbstsaison gespielt und als Letzter überwintert. Mir persönlich ist es auch nicht gut gegangen.
3. War es im Nachhinein die falsche Wahl?
Ich habe in diesem halben Jahr gesehen, was ich im Leben wirklich will. Und das ist nicht das Geld, sondern dass ich glücklich bin, dass ich bei meiner Frau und Familie bin. Natürlich hätte ich die zwei Jahre auch durchdrücken können. Aber es wären zwei Jahre gewesen, in denen ich nicht richtig gelebt hätte.
4. Hat dieses Denken mit deinem Schlaganfall vor etwas mehr als zwei Jahren zu tun? Haben sich da die Wertigkeiten für dich verschoben?
Ganz sicher. Das hat mich als Mensch noch mehr geerdet und weiter gebracht. Seit meinem Schlaganfall gibt es bei mir kein Jammern mehr. Obwohl ich kaum noch daran denke, selbst bei größter Anstrengung nicht. Ich habe wieder volles Vertrauen in meinen Körper. Ich habe mit vielen Ärzten und Experten gesprochen, die mir versichert haben, dass, wenn ich meine blutverdünnenden Mittel nehme, zu 99,9 Prozent nix sein kann.
5. Was hat bei der Rückkehr in die ADMIRAL Bundesliga den Ausschlag für Hartberg gegeben?
Ich habe meinem Manager gesagt, dass ich zurück nach Österreich will und er einmal den Markt sondieren soll. Der erste Klub, der sich gemeldet hat, war der TSV Hartberg. Er hat mich dann gefragt, ob wir noch pokern sollen. Aber ich habe gleich gesagt, nein, das mache ich. Deshalb weiß ich gar nicht, ob sich danach noch jemand gemeldet hat. Ich fahre jetzt jeden Tag mit dem Auto zum Training, in 20 Minuten bin ich wieder daheim. Das habe ich bisher noch nie gehabt. Das ist schon auch eine Qualität.
6. Wie war es, in Hartberg auf bekannte Gesichter zu treffen?
Ich bin zum ersten Mal rein in die Kabine und es war, als wäre ich schon Jahre lang da. Dario Tadic kenne ich noch aus dem BNZ, Kainz und Klem von den ÖFB-Nachwuchsteams und Kurt Russ war mein Co-Trainer in Mattersburg.
7. Stehst du als Burgenländer in der Steiermark unter besonderer Beobachtung?
Bis jetzt bin ich noch verschont geblieben. Wir haben ja auch noch zwei Kärntner in der Mannschaft, also waren die bisher auf der Schaufel.
8. Fehlt dir die Infrastruktur von Red Bull Salzburg?
Was ich in Salzburg gehabt habe, werde ich wahrscheinlich nie wieder haben. Aber hier, das ist wie Kindheitserinnerungen. Wirklich, das fühlt sich an wie im BNZ. Die Kabine voll mit Spielern. In Salzburg war es so, dass ich vor Trainingsbeginn oft gar nicht alle Spieler gesehen habe, weil das Areal dort so groß ist und es so viele Möglichkeiten gibt, wo die Spieler sich aufhalten können.
9. Wirst du auch in Hartberg deine gewohnte Rolle als Rechtsverteidiger einnehmen?
Ja, es gab in Mattersburg zwar Versuche als zentraler Mittelfeldspieler, aber Rechtsverteidiger ist meine Hauptposition. Dabei war ich früher Stürmer, der seine Stärken in der Box gehabt hat. in einer BNZ-Saison war ich sogar einmal Dritter in der Torschützenliste hinter Marco Djuricin. Erst Hermann Stadler hat mich überzeugt, dass ich mit meiner Schnelligkeit, meiner Ausdauer und meinem Offensivdrang da hinten besser aufgehoben bin.

10. Bevor die ADMIRAL Bundesliga startet, geht’s im ÖFB-Cup gegen Rapid. Da war doch was?
Das Cupfinale 2019! Das war ein Gamechanger für mich. Ich war ein Jahr lang mit Kreuzbandriss out, dann hat mir Marco Rose im Finale das Vertrauen gegeben. Weil ich es verdient habe, hat er gesagt. Es war mein erstes Spiel in der Saison und ich mache gleich das 1:0! Danach war ich richtig stark, habe im Herbst den Vorzug vor Rasmus Kristensen bekommen und hätte gegen Napoli mein erstes Champions-League-Spiel von Beginn an gemacht. Aber genau davor hatte ich den Schlaganfall.
11. Du warst lange Zeit Teamkapitän der U21, geht sich ein A-Team-Einsatz auch noch aus?
Ich war immer stolz darauf, den Adler auf der Brust tragen zu dürfen. Einmal war ich knapp dran am A-Team. Wie mir Christoph Freund verraten hat, wäre ich im Herbst 2019 dabei gewesen. Aber dann ist der Schlaganfall passiert. Eine kleine Hoffnung habe ich immer noch, auch wenn ich weiß, dass es nicht leicht ist, von Hartberg ins Team zu kommen.