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30. Okt. 2025

Valentino Müller - WSG Tirol

11 Fragen an… Valentino Müller: „Wollen unsere Kultur verändern“

Dass nach der Hälfte des Grunddurchgangs WSG-Kapitän Valentino Müller von der Spitze der Torschützenliste der ADMIRAL Bundesliga lacht, hätten wohl die Wenigsten vermutet – inklusive ihm selbst. In unserer Rubrik „11 Fragen an…“ spricht der 26-Jährige über die Entwicklung seiner Spielvision, die Implementierung einer Sieger-Kultur und warum man im Fußball niemals von fixen Gegebenheiten ausgehen sollte.

1. Valentino Müller führt nach 11 Runden alleine die Torschützenliste der ADMIRAL Bundesliga an – wie klingt das für dich?

Eigentlich unglaublich! Für mich ist es genauso überraschend wie für den Rest da draußen.

Wobei schon ein persönlicher Prozess dahintersteckt. Ich habe für mich in meiner Spielvision definiert, dass ich torgefährlicher werden und mehr Treffer erzielen will. Da gibt es Maßnahmen, mit denen man bis zu einem gewissen Rahmen die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann. Andere Dinge – wie abgefälschte Schüsse oder Bälle, die an die Stange und nicht ins Tor gehen – kann man dagegen nicht beeinflussen. Unterm Strich kommen viele kleine Dinge zusammen.

2. Was bedeutet Spielvision? Wie läuft der Prozess ab?

Der Prozess läuft schon länger, ich hab vor circa fünf Jahren damit begonnen. Es geht darum, dass ich mir die Art und Weise, wie ich Fußball spielen möchte, notiere, um es mal konkret festzuhalten. Dabei kommt man auf Schwerpunkte, die einem wichtig sind. Einer davon war eben die Torgefahr. Es gibt ja auf individueller Ebene nichts Schöneres im Fußball, als Tore zu erzielen. Und dann war die Frage, wie man die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen kann: regelmäßige Abschlüsse suchen, in gefährlichen Zonen aufhalten usw. Diese Dinge, auf die ich Einfluss nehmen kann, will ich optimieren.

3. Machst du das für dich alleine oder mit jemand anderem zusammen?

Nein, ich habe einige Menschen um mich herum, die mich dabei unterstützen. Ich nenne das meinen „inner circle“. Dazu gehört ein Mentaltrainer, ein Ernährungscoach oder Mentoren, die ich für mich gewonnen habe und von denen ich viel lernen darf. Aber auch meine Frau und meine Familie, die mir hilft, sind Teil davon. Der Ansatz ist: Es macht manchmal Sinn, auch im Mannschaftssport wie ein Einzelsportler zu denken, weil man sich ja auch persönlich entwickeln und besser werden will. Das Ganze ist aber ein laufender Prozess, der sich im Laufe der Zeit auch verändert.

Valentino Müller Action WSG Tirol

4. Es scheint jedenfalls zu funktionieren, mit sieben Toren und einem Assist bist du an 50 Prozent aller WSG-Tore dieser Saison beteiligt. Bist du die Tiroler „Lebensversicherung“?

(lacht) Also mit dem Begriff habe ich wirklich nichts am Hut! Wir haben als Mannschaft gemeinsame Ziele, hatten einen guten Start, dann lief es nicht mehr so erfolgreich. Deswegen hat der Sieg über Blau-Weiß Linz auch so gutgetan. Jetzt wird es wieder spannend, am Sonntag kommt mit dem WAC ein richtig harter Brocken auf uns zu. Gerade als Kapitän hab ich immer in erster Linie den mannschaftlichen Erfolg im Blick, da versuche ich alles dafür zu tun, um für den die größtmöglichen Chancen zu haben. 

5. A propos Kapitän: Du hast die Binde seit der Saison 23/24, in der du lange verletzt warst. Danach hat deine Tor-Produktion Fahrt aufgenommen, vier im letzten Jahr, sieben in der aktuellen Saison. Spiel die Schleife dabei eine Rolle, weil sie mit mehr Verantwortung einhergeht?

Gute Frage, das kann ich gar nicht genau beantworten. Fakt ist: Es macht schon was mit einem, die Binde zu tragen. Du trägst mehr Verantwortung, gehst automatisch mehr voran. Ich empfinde es tatsächlich auch als besondere Ehre. Ob es aber mit den Toren in Zusammenhang steht, kann ich nicht sagen.

6. Es ist genau die Hälfte des Grunddurchgangs gespielt, die WSG steht zwei Punkte hinter der Meisterrunde und vier Punkte vor dem Abstiegsplatz, hat zudem noch ein Spiel weniger absolviert (gegen Sturm) – in welche Richtung geht der Blick?

Valentino Müller Jubel

Wir haben uns vor der Saison ausgemacht, in unserer Kultur etwas verändern zu wollen. Wir möchten einen Schritt in Richtung Sieger-Kultur, Sieger-Mentalität gehen. Da wollen wir etwas aufbauen. Wir gehen in jedes Spiel, dass wir es gewinnen wollen, Gott sei Dank ist uns das am vergangenen Wochenende wieder mal gelungen. Das heißt aber auch, dass wir uns nicht mit der aktuellen Tabellen-Situation beschäftigen. Für uns steht im Vordergrund, ein Gewinner-Mindset zu etablieren und auf den Platz zu bringen.

7. Das wird ja in erster Linie von eurem Trainer ausgehen. Welchen Anteil hat Philipp Semlic auch an deiner aktuellen Topform?

Einen sehr großen! Seit er da ist, läuft es für mich persönlich sehr gut. Ich habe vergangene Saison bis auf drei, vier Minuten wirklich alles gespielt. Das ist nicht selbstverständlich, dafür bin ich dem Trainer dankbar. Er hat mich auch als Kapitän übernommen, was mir ein sehr gutes Gefühl gegeben hat. Ich denke, wir ergänzen uns in unserer Art, den Fußball zu sehen, sehr gut.

8. War der Erfolg über Blau-Weiß Linz nach sieben sieglosen Spielen der ersehnte Befreiungsschlag?

Ich hoffe es, wissen kann man es nie. Es war aber wichtig, mal wieder dieses Gefühl zu erleben, als Sieger vom Platz zu gehen. Wenn man sieben Spiele nicht gewinnt, fängt man an nachzudenken – und das ist im Fußball nie eine gute Idee. Wir wollen darauf aufbauen, wissen aber, dass die Rückrunde nochmal richtig hart wird.

9. Von deinen sieben Toren fielen drei aus Elfmetern, dabei hast du sogar noch einen gegen den LASK verschossen. Insgesamt hast du seit April 2021 von zehn Strafstößen neun versenkt. Was ist das Geheimnis eines guten Elfmeters?

Valentino Müller Elfmeter gegen LASK

Puh, schwierige Frage. Ich konzentriere mich aufs Wesentliche, darauf, den Ball sauber zu treffen und platziert aufs Tor zu bringen. Dazu gehört immer auch etwas Glück, so ehrlich muss man sein. Insgesamt bin ich mit der Statistik zufrieden, aber der eine verschossene ärgert mich schon noch, auch wenn er in diesem Spiel nicht mehr ins Gewicht fiel. Aber einen Elfer nicht zu versenken, ist nie ein geiles Gefühl.

10. Du bist 26 Jahre alt, Kapitän, hast 160 Bundesliga-Spiele in den Beinen. Zudem läuft dein Vertrag am Saisonende aus, und du hast ja bereits angekündigt, für ein Auslands-Engagement offen zu sein. Ist das fix deine letzte Saison im WSG-Dress?

(lacht) Also im Fußball wäre ich vorsichtig mit solch ultimativen Aussagen. Da ist definitiv noch alles offen. Derzeit freue ich mich über meinen persönlichen Lauf und hoffe, dass wir mannschaftlich zulegen können, auch bei der Punktausbeute. Ich will mit der WSG eine gute Saison spielen, an das Danach verschwende ich keine Gedanken.

11. Aber du wirst mit deinem „inner circle“ darüber gesprochen haben, oder?

Natürlich gibt es auch längerfristige Ziele, da habe ich genügend Antrieb und Motivation. Aber es geht ja auch um den richtigen Zeitpunkt und die passenden Umstände. Wann und wie wir an das Ziel X kommen wollen, behalte ich ohnehin für mich. Dass mich das Ausland reizt, ist dabei klar, dort zu landen will ich irgendwann schaffen. Wann der Zeitpunkt ist, wird man sehen.

Text: Markus Geisler; Text: GEPA pictures