11 Fragen zum Frhjahrsstart an Ex-Hartberg-Keeper Ren Swete

Hartberg-Kapitän René Swete hat Mitte Jänner für alle überraschend seine Karriere beendet, weil sich sein Fokus auf andere Dinge verschoben hat. Für bundesliga.at wirft der 32-jährige Ex-Keeper noch einen Blick auf die bevorstehende Frühjahrssaison – und die vielen Torhüterrochaden.

1. Sturm Graz hat im ÖFB-Cup gerade Red Bull Salzburg eliminiert, kann die Ilzer-Truppe die Bullen auch in der ADMIRAL Bundesliga entthronen?

Sturm spielt jetzt schon über einen längeren Zeitraum auf konstant hohem Niveau. Wenn die Grazer eine Serie starten, dann sind sie auch für Red Bull Salzburg eine Gefahr. Ich kenne Chris Ilzer, er ist der Erste, der zugreift, wenn sich eine Chance bietet. Von daher erwarte ich einen offenen Titelkampf. Salzburg ist zwar nicht schlechter geworden, aber nach dem Abgang von Maxi Wöber und den selteneren Einsätzen von Andi Ulmer vielleicht noch eine Spur jünger als bisher. Das könnte schon ein, zwei fehlende Prozentpunkte ausmachen.

2. Im Sturm-Tor hat eine Wachablöse bereits stattgefunden, nachvollziehbar?

Sturm wollte offenbar einen neuen Weg gehen und hat das Jörg Siebenhandl anscheinend auch früh kommuniziert. Dass sein Nachfolger Arthur Okonkwo im Cup gegen Red Bull Salzburg nach seinem Fehler beim Gegentor am Ende doch zum Helden wurde, war für den weiteren Verlauf sicher nicht unwichtig. Für einen Torhüter ist ein guter Beginn noch wichtiger als für einen Feldspieler. Wobei man als Außenstehender mit seinem Urteil über Torhüterfehler nie die Schwierigkeiten der Verhältnisse impliziert, die ein Torhüter auf dem Feld hat. Es war kalt und nass, trotzdem war es sicher ein Ball, der gehalten werden muss.

3. Können auch noch andere Teams in den Titelkampf eingreifen?

Ich sehe den LASK von der Qualität der Spieler her eindeutig als die dritte Kraft. Die Hauptaufgabe der Linzer wird sein, den Punkterückstand nicht zu groß werden zu lassen. Nach der Punktehalbierung beginnt dann sowieso eine neue Meisterschaft. Und wenn es da der LASK ist, der einen Lauf aufreißt, warum sollte er nicht auch um den Titel mitspielen?

4. Auch im LASK-Tor stehen die Zeichen auf Veränderung, würdest du an der Stelle von Alex Schlager ins Ausland oder nach Salzburg tendieren?

Alex Schlager ist ein sehr besonnener, klarer Mensch, er war jetzt einige Jahre beim LASK, da ist es verständlich, dass er eine Veränderung und neue Herausforderung sucht. Das hat er sich auch verdient. Ob er jetzt ins Ausland oder zu Salzburg geht, ich bin mir sicher, er wird die richtige Entscheidung treffen. Meine Ratschläge wird er da nicht brauchen.

5. Wie wird es im Kampf rund um den „ominösen Strich“ ausschauen, wer schafft es in die Top 6?

Das wird wie jedes Jahr ein perfekter Thriller, da wird wie immer für Spannung bis zur letzten Minute gesorgt sein. Zu sagen, wer es von den infrage kommenden Klubs schafft, wäre nicht seriös. Es gibt noch so viele direkte Duelle, die in die eine oder andere Richtung ausgehen können. Wer das heute weiß, ist ein Wahrsager.

6. Rapid, die WSG Tirol und Klagenfurt sind im Moment dabei, die Wiener Austria ist knapp dran, dürfen sich auch Lustenau und der WAC Chancen ausrechnen?

Jede Mannschaft hat ihre Qualitäten, die Austria war gegen uns überragend, Rapid hat mit Burgstaller, Grüll und jetzt vielleicht auch Bajic eine starke Offensive. Aber auch die Klagenfurter haben eine richtig gute Mannschaft, die vielleicht noch ein bisschen unterm Radar unterwegs ist. Aber wenn wirklich wilde Sachen passieren, würde ich nicht einmal ausschließen, dass sogar Hartberg noch in die Nähe kommen könnte! Austria Lustenau wird Teixeira sicher abgehen, er hat gegen uns eine richtig starke Partie mit Tor uns Assist gemacht. Aber Lustenau hat in der Offensive einige Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Mir gefällt zum Beispiel Surdanovic sehr gut. Aber diese Spieler gibt es auch anderswo, wenn ich nur an Stefan Nutz bei Ried denke. Es kommt in der Bundesliga wirklich sehr auf die Tagesform und das Momentum an. Ich habe auch mit Hartberg immer das Gefühl gehabt, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Vielleicht nicht gegen Salzburg, aber gegen Sturm, Austria, den LASK haben wir uns immer etwas ausgerechnet. Wir hatten vielleicht etwas weniger Qualität, aber ein Sieg lag trotzdem immer im Bereich der Möglichkeit.

7. Wie gut hat sich Hartberg für den Abstiegskampf gerüstet?

Donis Avdijaj kennt man in der Liga und in Hartberg, er ist auf jeden Fall ein Unterschieds-Spieler und charakterlich gegenüber seiner Sturm-Zeit sicherlich gereift. Diakité könnte sogar zum Königstransfer werden, wenn er fit bleibt. Was ich so höre, ist er überragend. Die Persönlichkeit von Markus Schopp wird dem Verein guttun, er hat in seiner ersten Ära ein Fundament gelegt, von dem der TSV bis zuletzt noch gezehrt hat. Für ihn hätte ich fast meine Rücktrittspläne noch einmal  überdenken müssen.

8. Werden sich Ried und Hartberg den Abstiegskampf ausmachen?

Ach, da kann noch viel passieren. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass wir nach der Teilung wieder alle sechs Mannschaften als mögliche Absteiger haben werden. Man hat das ja im Vorjahr gesehen, wie weit Altach schon weg war. In der Qualifikationsrunde ist wirklich nix planbar, da spielt jede Mannschaft gegen den Abstieg.

9. Apropos Altach. Auch da könnte ein junger Leihkeeper, der Däne Andreas Jungdal vom AC Milan, den arrivierten Tino Casali ablösen.

Ich weiß nicht, wie groß das Vertrauen in Tino noch ist, er hat ja im Herbst schon Odehnal bis zu dessen Verletzung den Vortritt lassen müssen. Ob Jungdal mehr als ein Backup ist, obwohl er nur ein halbes Jahr ausgeliehen ist, kann ich aus der Entfernung schwer beurteilen.

10. Wer wird denn dein Nachfolger – Raphael Sallinger oder Fabian Ehmann?

Ich nehme an, dass Sallinger als Nummer eins in die Saison geht. Jetzt ist die Zeit, wo er zeigen kann, was er drauf hat. Dass er das Potenzial und die Voraussetzungen für die Bundesliga hat, hat er schon bewiesen.

11. Und schließlich stellt sich auch in Ried die Frage Wendlinger oder Strebinger?

Wendlinger ist anscheinend sehr talentiert, wirklich bewerten kann ich ihn nach dem Cupspiel gegen den Sport-Club aber noch nicht. Richi Strebinger ist der Etablierte, seine Qualität kennt man, aber seinen Leistungsstand kennt keiner, nachdem er jetzt ein halbes Jahr nicht gespielt hat.  Die Torhüterfragen werden in dieser Frühjahrssaison auf jeden Fall spannend zu beobachten sein.