09. Mai 2025

Helmut Kraft

4 Teams im Abstiegskampf: „Jetzt geht’s ums Überleben!“

So packend wie in dieser Saison war der Abstiegskampf in der ADMIRAL Bundesliga schon lange nicht mehr. Vier Mannschaften liegen innerhalb von nur einem Punkt, an jedem Wochenende kommt es jetzt zu direkten Duellen, in denen es ans Eingemachte geht. So wie am Samstag ab 17 Uhr bei den Partien CASHPOINT SCR Altach gegen den GAK und SK Austria Klagenfurt gegen WSG Tirol. Nervenspiele, bei denen jeder Fehler einer zu viel sein und Existenzen kosten kann. Wir baten Helmut Kraft, mit 461 Spielen in 1. und 2. Liga einer der größten Trainer-Haudegen des Landes (u.a. LASK, FC Wacker, SV Ried), die Lage bei den vier Abstiegskämpfern einzuschätzen. „Jetzt geht’s ums Überleben“, lautet die Ansage des 66-Jährigen drei Runden vor dem Ende der Saison.

WSG Tirol (Platz 3, 16 Punkte)

Das einzige der vier Teams, das in dieser Saison ohne Trainertausch auskam, Philipp Semlic sitzt bei den Tirolern fest im Sattel. „Sie haben auf Schreckschüsse verzichtet, lassen von außen keine Unruhe aufkommen – das spricht für sie“, sagt Helmut Kraft. Ein Nachteil ist sicherlich die mangelnde Fan-Unterstützung, die auch Semlic jüngst an dieser Stelle bemängelte. „Aber vielleicht fällt es deswegen nicht so sehr ins Gewicht, dass sie in den letzten drei Runden zweimal auswärts ranmüssen“, meint Kraft, der als Tiroler der WSG zwar die Daumen drückt, aber dennoch analysiert: „So nah wie heuer waren sie noch nie am Abgrund. Für sie wird es bis zur letzten Minute des letzten Spiels eng werden.“


Restprogramm: Klagenfurt (a), Hartberg (a), GAK (H)
Formkurve der letzten 4 Spiele: (N-N-S-N)

Klagenfurt Spieler Bonnah im Zweikampf mit WSG Spieler Bror Blume

Austria Klagenfurt (Platz 4, 15 Punkte)

Die Kärntner warten seit sechs Spielen auf einen Sieg und haben den langjährigen Erfolgstrainer Peter Pacult gegen Carsten Jancker eingetauscht. „Peter hat dort viele Jahre einen sehr, sehr guten Job gemacht, deswegen hat mich diese Entscheidung etwas gewundert“, analysiert Kraft. Für Jancker geht es vor allem jetzt um eines: „Im Abstiegskampf braucht es Ruhe, fixe Routinen und automatisierte Abläufe, nur so kann man einen Flow hineinbringen.“ Zusammen mit der WSG haben die Klagenfurter das sogenannte Sternderl, das sie im Falle von Punktgleichheit vorreihen würde. „Das kann entscheidend sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Klagenfurter keine Erfahrung in der Quali-Gruppe haben, da sie seit dem Aufstieg ja immer oben mitgespielt haben.“


Restprogramm: WSG (H), Altach (a), Hartberg (H)
Formkurve der letzten 4 Spiele: (U-N-N-U)

GAK-Fans

GAK (Platz 5, 15 Punkte)

Seit Ferdinand Feldhofer mit Beginn der Qualifikations-Runde das Ruder beim Aufsteiger übernommen hat, haben sich die Grazer defensiv stabilisiert und in den letzten sieben Spielen nur sechs Gegentore kassiert. „Das darf man im Abstiegskampf nicht unterschätzen“, weiß Kraft. „Wenn du als Spieler weißt, dass du auch „zu null“ spielen kannst, ist das für den Kopf eine ungemein wichtige Sache. Das kann in engen Spielen, in denen viel auf dem Spiel steht, entscheidend sein.“ Dazu kommt, dass der Trainerwechsel zu einem Zeitpunkt kam, der es Feldhofer ermöglicht, das Team auf seinen Ansatz im Abstiegskampf einzustimmen. „Und von allen Mannschaften, die unten stehen, haben die Grazer die stärkste Unterstützung der Fans. Auch dieser Faktor kann den Ausschlag geben.“


Restprogramm: Altach (a), LASK (H), Tirol (a)
Formkurve der letzten 4 Spiele: (U-N-U-U)

CASHPOINT SCR Altach (Platz 6, 15 Punkte)

Altach Spieler Mustapha im Zweikampf mit einem GAK-Spieler

Seit der Ligenreform haben die Vorarlberger immer in der Qualifikationsgruppe gespielt, sie sind also die erfahrensten Abstiegskämpfer des gefährdeten Quartetts. „Die wissen genau, um was es geht und haben meiner Meinung nach auch den qualitativ besten Kader der vier Mannschaften“, glaubt Kraft. „Für mich wurden sie in dieser Saison oft unter Wert geschlagen.“ Nicht ganz ideal ist für Kraft die immer wieder aufpoppende Diskussion um Trainer Fabio Ingolitsch, der nach der neunten Runde von Joachim Standfest übernahm. „Da müsste man für absolute Klarheit sorgen.“ Gut findet er die Aktion, zum Heimspiel gegen den GAK am Samstag den Fans den Eintritt ins Stadion zu spendieren. „Ein volles Stadion kann in dieser Situation die letzten Kräfte freisetzen.“


Restprogramm: GAK (H), Klagenfurt (H), LASK (a)
Formkurve der letzten 4 Spiele: (N-S-N-U)

Text: Markus Geisler 

Fotos: GEPA pictures