11. Apr. 2025
5 Thesen mit Austrias Ortlechner: „Wir fallen in kein Loch!“
Als Spieler liest sich die Bilanz von Manuel Ortlechner gegen Rapid gar nicht gut. Gegen kein anderes Team aus der Liga musste der Abwehr-Spezialist so viele Niederlagen einstecken, insgesamt 20 Mal zog er gegen die Hütteldorfer den Kürzeren. Seit er im Sommer 2021 den Posten als Sportchef der Austria übernahm, liest sich das schon anders: Bei sechs Unentschieden stehen vier Siegen nur zwei Niederlagegen gegenüber. Vor seinem elften Wiener „Clash of Cultures“ am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) haben wir den 45-Jährigen mit 5 Thesen konfrontiert.These 1: Nach dem Cup-Aus und dem müden 0:0 gegen den WAC droht der Austria ausgerechnet vor dem Wiener Derby der Saft auszugehen.
„Völliger Blödsinn! Weder die Leistung im Cup noch die gegen den WAC geben Grund zur Annahme, dass bei uns irgendwas müde wird. Der WAC kam mit dem Hochgefühl des Finaleinzuges im Cup zu uns, wir hatten das Gegenteil mental zu verarbeiten. Und trotzdem haben wir den Gegner in allen Statistiken dominiert, hatten eine gute Energie auf dem Platz. Und das, obwohl wir zwei wichtige Spieler vorgeben mussten, viele sagen ja sogar, wir seien der „FC Drago-Fitz“. Also ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass wir drohen, in ein Loch zu fallen. Was sich durch unsere starke Serie wohl verändert hat, sind die Erwartungen von außen. Da habe ich oft das Gefühl, dass die Emotionalität das rationale Denken aushebelt. Dieses Erwartungs-Management müssen wir jetzt händeln.“
These 2: Nach dem letzten Spiel in Favoriten muss man sagen: Einem Derby ohne Auswärtsfans fehlt etwas das Salz in der Suppe!
„Zustimmung! Die Sanktionen gehören natürlich akzeptiert, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber jeder weiß, wie wichtig es ist, dass gerade in diesem speziellen Match der Auswärts-Support zu spüren ist – egal welches der beiden Teams es betrifft. Nach dem Spiel bei uns hatte ich das Gefühl, dass die Stimmung von allen als strange wahrgenommen wurde. Eben mit zu wenig Salz in der Suppe. Ich bin gespannt, wie es jetzt am Sonntag ist. Jedenfalls hoffen wir alle, dass es in Zukunft friedlich bleibt und wir nach diesen vier Spielen wieder Partien gegen den Rivalen so austragen können, wie es sich eigentlich gehört.“
These 3: Der Derby-Termin im Sandwich von Rapids Europacup-Matches gegen Djurgarden ist ein Vorteil für die Austria.
„Das ist immer die oberflächliche Betrachtungsweise. Wissen kann man es erst im Nachhinein. Deshalb würde es mich interessieren, ob es zu diesem Thema Statistiken gibt und wir das Ganze mit Zahlen, Daten und Fakten untermauern können. Klar, die Annahme ist, dass es ein Nachteil für Rapid ist, da sie ja zunächst auswärts spielen und womöglich ein Müdigkeits-Thema haben. Wenn sie aber in Stockholm gewinnen, kann es etwas auslösen, das genau in die andere Richtung geht (Anm.: das Interview wurde zwei Tage vor dem Spiel geführt). Deswegen lasse ich die These mal offen. Generell wäre ein Halbfinal-Einzug von Rapid in der Conference League für den gesamten österreichischen Fußball natürlich etwas Positives, da er uns allen in der Fünfjahres-Wertung helfen würde. Wir merken ja in dieser Saison, dass die Qualifikation für den Europacup durch das Abrutschen komplizierter geworden ist.“
These 4: Dominik Fitz ist nach heutigem Stand der MVP der ADMIRAL Bundesliga und wechselt als solcher im Sommer ins Ausland.
„Ersteres wird passieren! Die Saison ist so weit fortgeschritten und Fitz‘ Leistungen so überragend, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ihn noch jemand outperformt. Sein tödliches Auge ist phänomenal, er liefert circa doppelt so viele Torschussvorlagen wie der Zweitplatzierte in dieser Kategorie.
Das Zweite kann passieren, muss aber nicht! Er hat noch bis 2026 Vertrag, deswegen sitzen wir dort mit im Boot. Zur Wahrheit gehört: Wir haben ein super Auskommen mit ihm und seinem Management, am Ende muss man MITEINANDER eine Lösung finden, die für alle Seiten passt. Das zeichnet uns als Verein auch aus, dass man über alles offen reden kann. Am Ende geht es um die Abwägung seiner sportlichen Wichtigkeit und seines finanziellen Wertes, wobei die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt komplett hypothetisch ist, da nichts Konkretes bei uns auf dem Tisch liegt.“
These 5: Im zweiten Top-Spiel der Runde zwischen Sturm und RB Salzburg hofft Manuel Ortlechner auf ein Unentschieden, um danach wieder von der Tabellenspitze lachen zu können.
„Ich hoffe immer auf so viele Unentschieden wie möglich in den Parallelspielen. Erstens ist es für uns besser, wenn in einem anderen Match zwei statt drei Punkte vergeben werden. Und zweitens mag ich niemandem etwas Negatives wünschen, allein schon aus ideellen Gründen. Damit fahre ich seit Jahren gut und schone dabei mein Gewissen. Und ganz ehrlich: Wir wären doch schlecht beraten, uns zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Thema Titelkampf auseinanderzusetzen. Sich damit zu beschäftigen, wäre der komplett falsche Ansatz. Und dass der Meisterkampf über Sturm und Salzburg führt, ist doch eh klar, da braucht man kein Experte zu sein.“
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures