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19. Juli 2022

Alex Schneider jngster Sportchef, schwerste Aufgabe: Stecke gern in meiner Haut!

Austria Lustenaus erst 28-jähriger Sportkoordinator Alexander Schneider will den Aufsteiger mit dem geringsten Budget trotz schmerzhafter Abgänge in der Liga halten. Dabei weicht er vom eingeschlagenen Kurs nicht ab. Der Underdog will auch in der höchsten Liga attraktiven Fußball und eine Plattform für junge Spieler bieten.

Er ist der mit Abstand jüngste Sportliche Leiter der Liga und hat wahrscheinlich die mit Abstand schwerste Aufgabe. Der 28-jährige Alexander Schneider aus Düsseldorf hat Austria Lustenau als Teil des Sport-Gremiums mit Ingo Winter (CSC) Valentin Drexel und Stephan Muxel (Vorstände Sport) in die Bundesliga geführt. Dort gilt es jetzt mit dem geringsten Budget aller Vereine zu bestehen. Und das nach 22 Jahren Zweitklassigkeit und ohne dem Top-Offensivduo Muhammed Cham (Clermont Foot) und Haris Tabakovic (Austria Wien), das den Klub mit 43 Toren zum Titel geschossen hat. Wie schwer das wird, haben schon die durchwachsenen Leistungen in den Testspielen und in der ersten Cuprunde erahnen lassen.

Alex, so mancher im Umfeld wird wahrscheinlich unruhig, wenn er eure prominenten Abgänge anschaut.
Wegen unserer Rahmenbedingungen war klar, dass wir nicht gleich 10 Transfers verkünden. Gerade als Außenseiter und Neuling können wir nicht mit viel Geld locken. Natürlich wissen wir, dass es im Kader noch Bedarf gibt. Aber auch letztes Jahr war unsere Mannschaft relativ spät zusammen. Der Markt entwickelt sich, der eine oder andere Spieler wartet noch zu. Da verlieren wir nicht die Ruhe. Wir wissen, dass wir noch was machen müssen. Nur weil wir aufgestiegen sind, werden wir den Weg nicht verlassen und keine Schritte überspringen. Mit dem geringsten Budget werden wir weiter der Ort für junge Entwicklungsspieler sein und nicht jetzt mit alten, routinierten Spielern mauern und hoffen, dass wir durch ein Standardtor 1:0 gewinnen.

Täuscht es oder würde eure Mannschaft in der 2. Liga kaum anders aussehen?
Ich denke schon, dass wir als Bundesligist für den einen oder anderen Spieler interessanter sind und dass man das bei den Zugängen noch merken wird von der Qualität. Aber was das Profil unserer Spieler betrifft, bleiben wir bei unserer Ausrichtung.

Das 43 Tore Duo Cham und Tabakovic ist weg. Wie schwer wird es, sie zu ersetzen?
Natürlich hätten wir diese zwei Spieler auch heuer gerne im Kader gehabt. Aber das ist genau dieser Weg, den wir gehen. Wir wollen ja, dass Spieler Lustenau nutzen, um den nächsten Schritt zu gehen. Und das macht uns ja wieder attraktiver für die nächsten Chams und Tabakovics. Das lässt sich gut mit Red Bull vergleichen. Haaland oder Adeyemi würden nicht dorthin wechseln, wenn sie wissen würden, der Verein stellt sich in zwei Jahren quer. Wir müssen uns auch so positionieren. Es wird in der Bundesliga kein Duo geben, nicht einmal bei Salzburg, das 43 Tore macht. Die Defensive ist kompakt geblieben, aber wir wissen, dass wir offensiv nachlegen muss.

Euer Kapitän Matthias Maak hat gesagt, was diese Abgänge betrifft, will er nicht in deiner Haut stecken.

Ich stecke gern in meiner Haut. Weil ich plane lieber einen Bundesliga-Kader als nochmal einen 2. Liga Kader. Aber unser Kapitän hat natürlich auch recht. Es ist nicht leicht und da wird schon was von uns erwartet. Aber das haben wir uns geschaffen. Hätten wir letztes Jahr keinen so guten Job gemacht, wären wir nicht aufgestiegen. Hätte unser bester Stürmer nur 10 Tore gemacht, wäre unsere Erwartungshaltung jetzt geringer.

Euer Spiel war schon stark auf die zwei ausgerichtet. Heißt das, man sucht daher jetzt auch nach anderen Spielertypen?

Auf jeden Fall werden wir nicht mehr so viel den Ball in der gegnerischen Hälfte haben und müssen häufiger in die Tiefe kommen. Wir wollen aber schon weiter Angriffsfußball spielen und nicht hinten drinnen stehen. Aber es wird mehr Phasen geben, wo wir nicht den Ball haben. Und generell muss man sich ja immer auf die Spieler ausrichten, die dann da sind. Da vertraue ich dem Trainer. Natürlich werden wir da von der Balance das Werk ein bisschen anders kalibrieren. Aber als Sprungbrett wollen wir natürlich begeisternden Fußball spielen und da gibt unser Trainer den Burschen auch gewissen kreativen Freiraum. Die Grundausrichtung bleibt gleich.

Neuzugang Anthony Schmid ist ja auch ein ganz anderer Typ.

Er ist flexibel einsetzbar in der Offensive. Er kann alleine vorne spielen, als zweiter Stürmer dahinter oder über außen kommen. Er hat eine super letzte Saison gespielt, sich beim FAC und auch in der Jugend bei Freiburg sehr entwickelt. Wir haben ihn ja nicht nur wegen seinen 10 Toren genommen. Er ist ein spannender Spieler, Österreicher – der aber auch diesen französischen Background hat. Er passt super zu uns.

So wie fast alle Lustenau-Spieler hat er noch keine Bundesliga-Erfahrung.

Das stimmt. Das trifft eigentlich auf alle zu außer auf Matthias Maak und Anderson. Dazu kommen noch Cheukoua und Schierl, die haben aber beide noch nicht mehr als 6 Bundesliga-Partien.

Warum verzichtet Lustenau auf den Österreicher-Topf?

Das schmerzt uns zwar und wir mussen dadurch das Budget reduzieren. Wir glauben aber, dass wir so Spieler mit Qualitat zu einem besseren Preis-Leistungsverhaltnis bekommen. Denn um talentierte, gute Spieler aus Rest-Osterreich ist die Konkurrenz mit Red Bull, Austria, Rapid oder Sturm einfach zu hoch. Da konnen wir finanziell und von den Perspektiven nicht mithalten. Stattdessen setzen wir auf viele Vorarlberger und Ausländer und da ist die Identifikation auch groß. Die wäre auch nicht größer, wenn wir statt dem 23-jährigen Nigerianer einen 28-jährigen Wiener hätten. Die werden beide nicht als Vorarlberger wahrgenommen. Wir werden weiterhin auf viele Spieler aus Vorarlberg setzen, egal, ob wir den Österreicher-Topf bekommen oder nicht.

Wie hoch ist euer Budget?

Es wird im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent mehr sein, aber trotzdem noch immer 30 bis 40 Prozent weniger als das, was der Verein mit dem zweitniedrigsten Budget zur Verfügung hat.

Ist es wegen der Derbys jetzt ein Vorteil, dass man mit Altach gleich einen Bundesliga-Konkurrenten in der Nähe hat? Oder eher ein Nachteil, weil man um Sponsoren und Spieler rittern muss?

Aus Sicht von Vorarlberg ist es unbestritten gut, zwei Bundesligisten zu haben. Sportlich ist es für die Spieler und Fans schön. Natürlich hat Altach in den letzten Jahren extrem gute Arbeit gemacht und ist uns Schritte voraus. Wären sie abgestiegen, hätten wir die vielleicht leichter aufholen können. So ehrlich muss man auch sein. Weil die Zweite Liga macht schon was mit einem Verein. Ob es von den Sponsoren was ausgemacht hätte? Ja wahrscheinlich. Wir müssen es eh nehmen, wie es ist und am Ende der Saison mindestens einen Konkurrenten hinter uns lassen. Wer das ist, ist mir egal.

Wo steht ihr jetzt beim Aufrüsten des Umfelds und der Trainings-Infrastruktur?

Wir haben einen zweiten Physiotherapeuten geholt, auch um das Team herum werden wir ein, zwei Neuzugänge haben. Im Büro kommt eine neue Mitarbeiterin. Im Sponsoring versuchen wir uns besser aufzustellen. Jetzt gibt es ein elektronisches Ticket-System. Das klingt jetzt unsexy, aber sind kleine Schritte, die wir gehen müssen. Wenn wir die Liga halten, können wir dann die nächsten in Angriff nehmen. Das größte Thema ist das neue Stadion, das wir in zwei Jahren bekommen. So ehrlich müssen wir aber auch sein: Wir sind bei weitem noch nicht überall Bundesligatauglich, aber wir kommen näher.

Altach ist euch ja beispielsweise den Campus voraus.

Ja, aber da haben sie auch jahrelang daran gearbeitet. Altach wurde letzte Saison ja auch sehr kritisiert, man habe zu viel Geld in Infrastruktur gesteckt und nicht in die Mannschaft. Altach hat da, das muss man neidlos anerkennen, einen Topjob gemacht. Wir haben jetzt auch 20 Jahre nicht Bundesliga gespielt, fangen gerade erst an. Da muss man die Kirche im Dorf lassen.

Altach konnte Miro Klose an Land ziehen
Für die Liga ist das sicher ein Toptransfer und steigert die Attraktivität und Bekanntheit. Wie er als Trainer performen wird, weiß noch keiner. Ich bin Düsseldorfer und vor einem halben Jahr war er bei Fortuna im Gespräch. Da hätte ich mich ehrlicherweise auch gefreut, wenn sie ihn genommen hätten.

Für Markus Mader ist es die erste Bundesliga-Saison. Haben ihn manche, weil er ein Vorarlberger und vielleicht nicht der ganz große Name ist, ein wenig unterschätzt?

Wir trauen ihm das alle zu. Ich war ja auch noch nie in der Bundesliga. Gemeinsam schaffen wir das. Der Aufstieg hat gezeigt, dass wir mit ihm auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen haben.Jetzt sind die Anforderungen vielleicht andere. Ich werde ihm da aber auch nicht dreinreden. Wir vertrauen ihm. Dass er Vorarlberger ist, ist ein positiver Nebeneffekt.