23. Aug. 2025

Altach 2.0 – die Gründe für den Traumstart
Altachs wundersame Wandlung vom notorisch abstiegsgefährdeten Sorgenkind zum aktuellen Tabellenführer kommt überraschend. Dabei hat der aktuelle Höhenflug sehr bodenständige Gründe.
Dass ausgerechnet der SCR Altach nach 3 Runden von der Tabellenspitze lacht, hätten die Wenigsten geglaubt, konnte er letzte Saison doch erst am Ende dem Abstieg entrinnen. Mit einem Heimsieg gegen den GAK (Sonntag, 17 Uhr) hätte man nun sogar gute Chancen, den Platz an der Sonne weiter zu behaupten. Es wäre saisonübergreifend (inklusive Cup) bereits das achte ungeschlagene Spiel der Vorarlberger in Folge. Woher diese wundersame Wandlung bei einem Verein, dessen Kader nur marginal verstärkt wurde und der trotz durchwachsenen Ergebnissen an seinem Trainer Fabio Ingolitsch festhielt? Bundesliga.at ging auf Ursachenforschung
Keine Gegentore
Erstmals blieb Altach in den ersten 3 Bundesliga-Runden ohne Gegentor, erstmal in der Klubgeschichte hielt man die Null fünf Ligapartien in Folge. Das liegt auch – aber nicht nur – an Dejan Jovanovic. Der 32-jährige Tormann war gegen Rapid mit Traumparaden und einem gehaltenen Elfer der Held. Doch auch die Abwehr ist extrem stabil. Mit Benedikt Zechs Erfahrung oder Mohamed Ouédraogo, der seit Wochen in Hochform spielt, wird praktisch jeder Zweikampf gewonnen – auch davor sind alle sehr bissig. Zech: „Die ganze Mannschaft arbeitet gegen den Ball. So wird es leichter, die entscheidenden Zweikämpfe gut und frisch zu bestreiten.“ Trainer Ingolitsch ist sich sicher: „Wenn wir uns weiterhin so verhalten und so unser Tor verteidigen, wird es schwer uns zu bezwingen.“
Rollenverteilung und Hierarchie
„Wir haben eine gute Hierarchie in der Mannschaft. Jeder kennt seine Rolle. Deshalb können wir in den entscheidenden Momenten da sein.“ Das findet nicht nur Trainer Ingolitsch. Die Spieler gehen in ihren Rollen auf – zum Beispiel Neuzugang Patrick Greil auf der Zehnerposition, die er bei seinen letzten Stationen (Sandhausen, Rapid) nicht immer spielen durfte. „Da fühle ich mich mit meinen Stärken am Wohlsten.“ Vesel Demaku und Mike Bähre räumen hinter ihm ab. Vorne wirbelt der schnelle Ousmane Diawara während Marlon Mustapha seine Wucht und seinen Körper in die Gegner stellt. Dazu nimmt Alex Gorgon die ungewohnte Jokerrolle voll an – sorgt für Entlastung und Ruhe, wenn es am Ende der Partie hektischer wird.
Truppe durfte zusammenwachsen
Trotz der schwachen letzten Saison blieb der große Umbruch aus. Der neue Sportdirektor Philipp Netzer setzte auf Entwicklung statt Neustart (wie hier im bundesliga.at Interview ausführlich nachzulesen ist) – das scheint sich jetzt auszuzahlen. Ingolitsch verrät: „Wir haben in der Sommerpause überlegt, müssen wir die Mannschaft verstärken oder vertrauen wir den Leuten, die schon hier sind. Wir haben dann bewusst auf eine stabile Achse gesetzt.“ Stojanovic: „Es hilft uns, dass es wenig Veränderung in der Mannschaft gab.“ Und die hat sich laut Zech gefunden: „Wir sind jetzt eine zusammengeschworene Truppe, haben einen Plan. Jeder macht, was er soll“.
Ingolitschs klare Linie
Ingolitschs Handschrift ist klar zu erkennen. Alle arbeiten konsequent gegen den Ball und dann wird schnell und zielstrebig offensiv in die Tiefe gespielt. Greil über Ingolitsch: „Er ist ruhig, sachlich, analytisch und sehr gut darin, seine Idee von Fußball der Mannschaft zu übermitteln.“ Der aktuelle Flow ist für Gorgon ein Ergebnis davon: „Wir leben davon, dass jeder zu 100 Prozent weiß, was er taktisch zu tun hat. Wir haben gezeigt, dass wir ein Altach 2.0 sind.“
Bodenhaftung bewahren
Doch trotz des sichtlich gewonnenen Selbstvertrauens bleiben die Altacher am Boden: „Jetzt heißt es nicht abheben. Gegen den GAK wird es ein ganz anderes Spiel als gegen Rapid“, warnt Ingolitsch, dessen Elf gegen die roten Teufel aus Graz letzte Saison keines der vier Duelle gewinnen konnte. „Wir wissen, von wo wir herkommen, das waren erst 3 Runden. Das wird noch eine harte Saison“, so Stojanovic. Er ergänzt aber: „Wenn wir so weitermachen, haben wir eine gute Chance, diesmal nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“
Text: Christoph König
Foto: GEPA pictures