Zur Navigation springenZur Suche springenZum Hauptinhalt springenZum Footer springen

19. Apr. 2022

Altach: 5 Grnde fr die Auferstehung!

Vom Dauer-Prügelknaben zum ungeschlagenen Qualigruppen-Team. Jan Zwischenbrugger und Emanuel Schreiner erklären die wundersame Wandlung des vermeintlichen Fixabsteigers.

Was für ein Frühlingserwachen von Altach - eher kann man sogar von einer Auferstehung sprechen! Mehr als vier Monate blieben die Vorarlberger zwischen Ende Oktober und Anfang März ohne Punktegewinn. Die furchtbare Bilanz: 10 Spiele, 10 Niederlagen. 1 Tor geschossen, 20 erhalten. Wohl keiner hätte mehr einen Cent auf den Klassenerhalt gesetzt. Doch dann startete die Quafifikationsgruppe – und plötzlich ist man seit fünf Spielen ungeschlagen, hat die rote Laterne abgegeben und blickt mit Zuversicht auf das Saisonfinale.

Wie ist dieser Turnaround möglich? Bundesliga.at hat bei zwei Altacher Veteranen nachgefragt, die es wissen müssen: Emanuel Schreiner und Jan Zwischenbrugger. Zusammen bereits 468 Pflichtspiele für den Verein auf dem Buckel. Im Gespräch mit dem Duo, das auch eine lange Freundschaft verbindet, haben wir 5 Gründe für die Wiederbelebung der Vorarlberger ausfindig gemacht.

 

1. Ludovic Magnin


„Der Trainer hat einiges bewirkt, auch wenn die harte Arbeit nicht gleich gefruchtet hat“, so Zwischenbrugger. Schreiner sieht das genauso: „Es war bitter, dass wir ihm das bei den vier Niederlagen am Anfang nicht zurückgeben konnten. Trotzdem hat er immer gesagt, wir sind nicht schlechter als die anderen. Glaubt mir, wir schaffen das. Das hat er jede Woche gepredigt.“ Auch im bundesliga.at Gespräch wirkte der Schweizer erstaunlich positiv (hier nachzulesen). „Umso schöner, wie es jetzt läuft“. Magnins Motivationskünste findet Schreiner „Faszinierend. Meiner Meinung nach können einen nur wenige so mitreißen. Wenn er eine Ansprache hält, denkst du dir. Pfuu, ich glaube, ich bin in einem Film. Hut ab, welche Emotion und Energie er da reinlegt. Das tut uns gut und reißt uns mit.“

 

2. Die neue Mentalität


Damit einher ging für Zwischenbrugger auch ein deutlicher Mentalitätswandel: „Es war ein Problem, dass wir eine Zeit lang diese Emotionalität nicht auf den Platz gebracht haben“. Schreiner erklärt: „Unsere Mannschaft ist eher eine ruhigere Gruppe. Wenn da nicht jeder über seinen Schatten springt, funktioniert das nicht. Wir haben auch im Training hart an dieser Siegermentalität gearbeitet. Das ist für mich der größte Faktor, dass wir uns aus dieser schwierigen Situation befreien konnten und jetzt wieder voll im Rennen um den Klassenerhalt mit dabei sind.“ Ein kollektiver Weckruf, im wahrsten Sinne des Wortes: „Bei uns gibt es halt fast keinen Spieler, der in der Kabine herumschreit. Dafür versucht jeder am Platz, den anderen positiv zu pushen. Da muss jeder raus aus seiner Komfortzone, weil die lautere Mannschaft ist meistens die präsentere am Platz.“

 

3. Der Schlüsselmoment


Nach dem Grunddurchgang gab es viele interne Gespräche, weiß Schreiner: „Wir haben gesagt: Jungs, wir haben die ganze Saison Scheiße erlebt. Aber in den nächsten 10 Spielen können wir alles retten. Jetzt geht für uns die Meisterschaft los.“ Der Punkt gegen Hartberg mit einem Mann weniger war der erste Schritt. Das 2:1 in Ried dann der Wendepunkt. „So eine Negativserie hatte ich vorher noch nie,! Der Sieg gegen Ried war unglaublich. Da sind Kräfte frei geworden“, wird der sonst so bierruhige Zwischenbrugger auf einmal emotional. „Unser Beispiel zeigt, dass man nicht aufgeben darf im Fußball. Irgendwann kommt die Wende“. Jetzt spricht das Momentum tatsächlich für Altach.

 

4. Standards


Ein ganz wichtiger Punkt: Auch die plötzliche Stärke bei Standards. 5 der 7 erzielten Treffer gelang dem SCR Cashpoint Altach in der Qualigruppe aus ruhenden Bällen. „Natürlich spielen die Standardsituationen beim Klassenerhalt eine ganz besondere Rolle. Wir haben uns damit befasst. Aber, dass es im Spiel so passt, kannst du nicht planen“, weiß Zwischenbrugger. Für ihn eine Mentalitätsgeschichte: „So etwas musst du dir hart erarbeiten.“ Schreiner stimmt zu: „Da geht der Ball dann auch von der Stange rein, du triffst in der 94. Minute oder er kommt zu dir und er geht abgefälscht rein.“ So wie bei Schreiners Tor gegen WSG Tirol – tatsächlich erst sein erstes heuer. „Der Moment, wenn dann der Schiri abpfeift und man hat gewonnen. Einfach unbeschreiblich.“

 

5. Stehaufmanderl


Altachs Routinieres haben einmal mehr bewiesen, dass man sie nicht abschreiben darf. Schreiner war im Herbst unter Damir Canadi bereits am Abstellgleis geparkt – erkämpfte sich unter Trainer-Nachfolger Ludovic Magnin aber eine Leaderrolle und einen Stammplatz. Zwischenbrugger ist voller Bewunderung für seinen früheren Zimmerkollegen: „Ich glaube nicht, dass viele Spieler dieses Durchhaltevermögen und diesen Ehrgeiz an den Tag legen. Da können sich die Jungen einiges abschauen. Ich mir auch.“ Zwischenbrugger selbst verpasste den Frühjahrsstart wegen einer COVID-Erkrankung, ist aber längst wieder der Fels in der Abwehr-Brandung. In über 200 Bundesligaspielen für Altach hat er auch schon viel erlebt. Trotz dieser irren Saison „macht der Fußball irrsinnig Spaß. Wenn die harte Arbeit dann so belohnt wird, gibt es einem extreme Kraft.“ Und dann ist da auch noch der eigentliche Einser-Kapitän Philipp Netzer, der doch tatsächlich beim ersten Duell mit dem LASK wieder vom Start weg ran durfte – und seinen Teil leistete, dass man kein Gegentor kassierte.