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26. Juli 2022

BL-Journal: Sptes Glck im Westen

Nach einer aufregenden Karriere ist Matthias Maak endlich angekommen. Bei Austria Lustenau fühlt sich der Steirer als Abwehrchef und Kapitän richtig wohl, freut sich besonders auf die Vorarlberg-Derbys und zeigt seinem Papa, dass man nicht nur im Flugzeugbau viel dazulernt.

TEXT: CHRISTOPH KÖNIG, FOTOS: GEPA PICTURES

„Mein Papa sagt immer zu uns: Wenigstens hat einer was gelernt“, sagt Matthias Maak lachend. Damit ist aber nicht er, sondern sein jüngerer Bruder Lukas gemeint. Der kickt zwar nur hobbymäßig in der ersten Klasse in Oberösterreich beim SV Lambrechten, seine Brötchen verdient er aber bei FACC in Ried im Flugzeugbau. Natürlich ist der Vater auch stolz auf den älteren Maak-Bruder, und der Abwehrchef bei Austria Lustenau kann auf denselben starken Familiensupport bauen.

„Mein Papa ist in Pension und meine Mutter Pflegerin im Altersheim. Wenn eines von uns Kindern was braucht oder ein Problem hat, stehen sie in zweieinhalb Stunden bei Lukas oder nach sechs Stunden bei mir vor der Tür.“ Sportliche Gründe gab es für die weite Anreise aus Krieglach in der Steiermark zuletzt aber wenig, denn da lief es für Matthias wie am Schnürchen.

DER NOCH SCHÖNERE AUFSTIEG

Letzte Saison war der 30-Jährige zum ersten Mal in einer Mannschaft Kapitän. Dabei führte er die Lustenauer gleich in die Bundesliga. Dasselbe gelang ihm bereits 2018 mit Wacker Innsbruck  der zweite 2.-Liga-Titel war für ihn aber noch schöner: „Mit Innsbruck war der Aufstieg damals Pflicht. In Lustenau hatte nach der schwachen Saison davor keiner damit gerechnet. Die Euphorie ist im Laufe der Saison immer größer geworden. Der FAC war bis zum Schluss dran, aber es war schon verdient, dass wir es geschafft haben.“ Daran hat Matthias als Leithammel maßgeblichen Anteil: „Als Kapitän habe ich auch abseits vom Platz einiges dazugelernt. Zusammen mit anderen Spielern wie Domenik Schierl oder Pius Grabherr haben wir den jungen Legionären geholfen, wenn es etwas zu klären gab. Von Wohnfragen über Mitfahrgelegenheiten, bis zu der Frage, wo es was zum Einkaufen gibt. Alles mögliche eben.“

ÜBER DÄNEMARK UND ALTACH

Wie wichtig Integration ist, durfte Maak in seiner langen Karriere schon selbst erfahren, spielte er doch 2016/17 eine Saison im Ausland bei Sönderjyske in Dänemark. „Anderes Land, andere Sprache, anderes Essen. Das ist schon eine Umstellung. Ich habe mir am Anfang schwer getan. Dann lief es immer besser. Bis ein Trainer kam, der nicht mehr auf mich setzte.“ Ähnliches passierte ihm zuletzt ausgerechnet bei Lustenaus Erzrivalen in Altach.

„Ich hatte dort ein schweres Jahr, bin nie richtig in Fahrt gekommen. Teilweise lag es an meinen Leistungen. Mit Trainer Alex Pastoor bin ich aber nicht richtig klargekommen und er nicht mit mir. Keine Ahnung, was da passiert ist.“

Gegen Rapid setzte es die Höchststrafe:„Da hat er mich nach 36 Minuten ausgetauscht. Dann war es eigentlich vorbei.“ Umso mehr freut sich Maak jetzt auf die Duelle mit Altach: Immerhin sind es die ersten Ländlederbys in der Bundesliga seit 22 Jahren. Damals matchten sich die Lustenauer noch mit Schwarz-Weiß Bregenz. Das Reichshofstadion platzte aus allen Nähten. Das wird nun bald in neuem Glanz erstrahlen. „Da sollte dann bei der Euphorie auch noch etwas dazukommen.

Noch ist uns Altach bei der Infrastruktur einen Schritt voraus. Wenn wir uns konstant in der Liga halten, kann auch in Lustenau etwas Großes entstehen.“

DAS GLÜCK IM WESTEN

Der Aufstieg war für Maak ein besonderes Erlebnis: „Es ist schon ein cooles Gefühl, wenn du als Erster den Meisterteller in die Luft halten kannst.“ Im Laufe seiner Karriere zog es den Mann aus der Stronach- Akademie und ehemaligen U21-Teamspieler, abgesehen von seinem dänischen Abenteuer, immer mehr nach Westen.

Von der Austria ging es nach Wiener Neustadt, wo er schon mit 18 sein Bundesliga- Debüt feierte, dann weiter nach Kapfenberg, Grödig und über Innsbruck schließlich nach Altach und Lustenau. Nirgends spielte er dabei länger als drei Saisonen.

Das könnte sich jetzt ändern. Immerhin hat Matthias seinen Vertrag bei Lustenau bis 2024 verlängert. „Ich muss ehrlich sagen, hier passt es für mich gut. Ich bin hier glücklich und fühle mich inzwischen richtig wohl in Vorarlberg.“

Die wenige Freizeit, die als Profi bleibt, genießt Maak in vollen Zügen: „Ich gehe gerne gut und viel Essen, mische mich bei einem Kaffee in der Stadt unter die Leute.“ Weniger Zeit bleibt da schon für das zweite große Hobby: Reisen. Da ging es nach dem Titel zum ersten Mal spontan auf den berühmt-berüchtigten Ballermann nach Mallorca: „Jetzt weiß ich, warum es heißt, Malle ist nur einmal im Jahr. Zum Feiern würde ich sofort wieder hinfahren, sonst eher nicht“, lacht er.

Ob es auch nach der neuen Saison Grund dafür gibt, wird sich erst zeigen. Inzwischen bastelt Maak, so es die Zeit erlaubt, weiter an seinem Studium in Scouting und Datenanalyse im Fußball an der International School Düsseldorf. Man will sich vom Papa ja nicht wieder häkerln lassen.

Dieser Text ist in der Saisonstart-Ausgabe des Bundesliga-Journals erschienen. Die neue Ausgabe mit sämtlichen Geschichten, Interviews und den Stories & Kadern zu allen Bundesliga-Klubs erhalten Sie seit 23. Juli im Zeitschriftenhandel oder bequem und preiswert im Abo: https://www.bundesliga.at/journal-abo