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08. März 2022

Carina Wenninger ber Bayern Mnchen vs. Red Bull Salzburg: Bumm, im Umschaltspiel ist enorm viel Tempo drin

Frau Wenninger, wie oft schauen Sie Ihren männlichen Kollegen vom FC Bayern auf die Beine und werden Sie am Dienstag in der Allianz Arena sein?

Ich bin immer wieder mal dort. Vor allem bei großen Champions-League-Spielen. Diesmal werden wir auf Einladung unseres Ausrüsters mit der kompletten Mannschaft dabei sein. Sonst verfolgen wir die Spiele der Männer oft auch im Bus, wenn wir gerade unterwegs sind. Wir sind ein Verein, deshalb drücken wir ihnen natürlich die Daumen. Und es gibt auch einige Spielerinnen, die schon Bayern-Fans waren, bevor sie selbst zum Verein gekommen sind. Direkten Kontakt gibt es aber eigentlich nur bei gemeinsamen Marketingaktionen. Das liegt auch daran, dass wir seit dem Umzug in den Bayern-Campus weit weg von der Säbener Straße sind.

Was imponiert Ihnen an der Männerabteilung?

Sie spielen einfach einen beeindruckenden Fußball. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Konstanz sie ihre Leistungen bringen und trotz der Erfolge nie zufrieden sind, sondern hungrig bleiben und den nächsten Titel gewinnen wollen. Da kann man sich schon noch das eine oder andere abschauen. Und schließlich gibt es heute wenige Vereine dieser Größenordnung, die ihren Aufstieg nicht einem potenten Geldgeber zu verdanken, sondern sich durch gesundes Wirtschaften hochgearbeitet haben. Noch dazu mit ehemaligen großen Spielern in der Führungsetage. Das schafft schon ein Zugehörigkeitsgefühl.

Sie haben einmal Manuel Neuer als eines Ihrer Vorbilder genannt. Ungewöhnlich, dass Sie als Innenverteidigerin einen Torhüter nennen?

Mit imponiert einfach, mit welcher Souveränität und Leichtigkeit er schwierige Situationen löst. Auch mit dem Fuß. Ich glaube wirklich, dass er auch als Feldspieler gute Figur machen würde. Dazu kommt seine Mentalität, die man aber natürlich nicht nur bei ihm, sondern etwa auch bei Kimmich und anderen beobachten kann. Aber auch sein Auftreten neben dem Platz gefällt mir, er ist sozial sehr engagiert.

Können Sie mit der „Mia san mia“-Mentalität der Bayern auch etwas anfangen?

Ganz ehrlich, das ist ein Spruch, mit dem sich einige Spielerinnen mehr, andere weniger identifizieren können. Ich finde, er hat schon was. Dieses Selbstverständnis im Spiel, diese Art und Weise Fußball zu spielen. Das kann schon auch eine Vorbildwirkung haben. Bei allem „Mia san mia“ gefällt mir aber auch, wie die Spieler ihre Verantwortung wahrnehmen und die Fans jedesmal tolle Emotionen erleben lassen, ihnen in jedem Spiel etwas zurückzugeben.

Eine Frauenmannschaft hat der FC Bayern schon seit 1970, wirklich erfolgreich wurde sie erst im letzten Jahrzehnt. Sie sind seit fast 15 Jahren dabei, wie haben Sie die Entwicklung erlebt?

Es war eine extreme Entwicklung, in den letzten zehn Jahren hat der Frauenfußball einen ganz anderen Stellenwert im Gesamtverein gewonnen. Der Frauenfußball ist in dieser Zeit aber auch ein gesellschaftspolitisches Thema geworden, sodass kaum ein großer Verein es sich noch leisten kann, keine Frauenmannschaft zu haben. Der FC Bayern hat dann schon den Anspruch, nicht in der Mittelklasse zu bleiben, sondern auch bei den Frauen an der Spitze dabei zu sein.

Im Frauenfußball ist ein Duell zwischen Bayern München und Red Bull noch Zukunftsmusik.

Es steht mir wahrscheinlich nicht zu, darüber zu urteilen, aber ich bin mir sicher, dass bei dem Fachwissen und der Expertise, die Red Bull im Sport und nicht nur im Sport hat, wäre das eine sehr, sehr gute Sache. Weil sie in allem, was sie machen, sehr, sehr gut sind. Deshalb würde es mich auf jeden Fall freuen, wenn Red Bull auch im Frauenfußball aktiv werden würde.

Was gefällt Ihnen an Red Bull Salzburg?

Beeindruckend ist die typische Art, wie Salzburg spielt. Gleich mein erster Eindruck im Hinspiel war: Bumm, im Umschaltspiel ist enorm viel Tempo drin! Puncto Talenteförderung und Scouting sind sie top in Europa. Wenn man sich Adeyemi anschaut, früher Haaland, oder wer von Salzburg schon aller bei Liverpool gelandet ist, überhaupt, wie viele Ex-Salzburger bei Top-Teams in Europa spielen, dann ist das sehr stark. Und trotzdem schaffen sie es jedes Jahr wieder, eine Top-Mannschaft zu haben.

Was wird am Dienstag überwiegen, das rotweißrote Herz oder der Vereinsgedanke?

Als gebürtige Grazerin war ich ja eigentlich Sturm-Fan, trotzdem ist die Frage gar nicht so eindeutig zu beantworten. Aber ein Stück weit überwiegt dann wahrscheinlich doch der Vereinsgedanke. Obwohl ich sagen muss, dass ich mich beim Hinspiel extrem für Salzburg gefreut habe, wie sie gegen Bayern so ein Spiel abliefern konnten. Das war ein richtiges Ausrufezeichen für den österreichischen Fußball.

Was ist Ihr Tipp für das Spiel und was würde passieren, wenn die Salzburger die Bayern rauskippen?

Mein Tipp ist 2:1 für Bayern. Es ist eine schwere Aufgabe, es wird eng, aber es ist ein Heimspiel. Mit einer Niederlage möchte sich hier niemand beschäftigen. Das würde im Verein schon ein mittleres Erdbeben auslösen. Obwohl Salzburg hier aufgrund der Ergebnisse in den letzten Jahren schon hundertprozentig ernst genommen wird.

Für Sie steht in zwei Wochen das erste Spiel in der Allianz Arena an, haben Sie bisher wirklich nie dort gespielt?

Bisher haben wir erst einmal in der Arena trainiert. Am 22. März werden wir in der Champions League gegen Paris Saint-Germain erstmals dort spielen. Das ist ein Meilenstein für uns. Der Ticketverkauf ist im Laufen. Man darf jetzt nicht erwarten, dass das Stadion voll wird, aber es wäre schon toll, wenn wir den unteren Rang vollkriegen.