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22. März 2022

Christian Schoissengeyr und die exotischesten Teamspieler der Bundesliga

„Gespräche hat es schon vor einigen Jahren gegeben“, hatte Christian Schoissengeyr den ersten Vorstoß der Federación Dominicana de Fútbol für die Dominikanische Republik zu spielen, noch abgelehnt. „Aber jetzt ist alles schon viel professioneller. Der Fußball ist einen Schritt weiter, seit ein paar Jahren gibt es eine eigene Liga und es wird ein neues Stadion gebaut. Es gibt ein cooles Projekt und mit dem Spanier Iñaki Bea, der vor einigen Jahren bei Wacker Innsbruck gespielt hat, einen neuen Teamchef, der etwas bewegen will. Deshalb will ich mir das unbedingt einmal anschauen“, ist der Austria-Verteidiger, der in der U21 noch zwölf Länderspiele für Österreich bestritt, schon aufgeregt, bald für die Heimat seiner Mutter zu spielen. „Ich bin auch dort geboren, in Concepción de la Vega“, der viertgrößten Stadt des karibischen Inselstaates, der fast elf Millionen Einwohner zählt.

Hinter Baseball und Basketball

Zunächst einmal geht es für den 27-jährigen Innenverteidiger, der bei der Austria nur – wenn auch von Trainer Manfred Schmid hochgeschätzter – Reservist ist, aber nicht in das Urlaubsparadies, sondern für eine Trainingswoche ins spanische Murcia. „Das Trainingscamp ist bewusst in Europa gewählt, damit möglichst viele Spieler, die wie ich hier spielen, teilnehmen und überzeugt werden können.“ Nicht weniger als zehn Neulinge hat Iñaki Bea, der den Trainerjob erst vor wenigen Wochen angetreten hat, in seinen 24-Mann-Kader berufen. „Die Dominikanische Republik ist kein Fußball-Land, die populärsten Sportarten sind Baseball und Basketball. Aber jetzt sollen wir zeigen, dass es auch im Fußball Talente gibt.“ Und die gibt es: „Wir haben einen 18-Jährigen, Edison Azcona, der schon für Inter Miami in der MLS spielt und zwei junge Spieler aus den Nachwuchsteams zweier deutscher Bundesligisten dabei“, so Schoissengeyr, der einer der Routiniers der Nummer 156 der FIFA-Weltrangliste wäre.

Wenn alles klappt, stehen im Juni die ersten Länderspiele im Rahmen der CONCACAF Nations League an, in deren letzter Ausgabe „Los Quisqueyanos“ in der B-Liga sensationell El Salvador 1:0 bezwingen konnten. Dann sollte sich für „Schoissi“ „zum ersten Mal nach vier Jahren ein Besuch bei der großen Familie“ ausgehen. Sportlich sind vorerst nur kleine Entwicklungsschritte eingeplant. „Fernziel ist, dass wir uns irgendwann einmal für den Gold Cup qualifizieren.“ Es wäre eine Premiere.

Erfüllter Endrunden-Traum

Ein ähnliches Abenteuer, wie es jetzt Christian Schoissengeyr vor sich hat, hat Stephan Palla bereits hinter sich. Der Ex-Rapidler, der heute für den GAK spielt, hat zwischen 2015 und 2019 14 Länderspiele für die Philippinen, die Heimat seiner Mutter, bestritten, dabei die Südostasienmeisterschaft 2018, den Asien Cup 2019 gespielt und Länder wie den Jemen oder Nordkorea bereist. „Er hat mir geraten, es auf jeden Fall zu machen“, hat auch „Schoissi“ ihn schon kontaktiert. „Für ihn waren es super Erlebnisse, man kann dabei Erfahrungen sammeln, die dir keiner mehr nehmen kann. Außerdem lernt man viele neue Leute kennen, das ist in unserem Beruf nie schlecht.“ Zumal der Vertrag bei der Austria im Sommer ausläuft.

Die exotischsten Nationalspieler der ADMIRAL Bundesliga

Vielleicht hält das Nations-League-Los für „Schoissi“ ja die USA bereit. Dort spielt mit Ismael Tajouri-Shradi seit Jahren ein anderer Ex-Austrianer. In der abgelaufenen Saison wurde er mit dem New York City FC Meister in der MLS, mittlerweile stürmt er für den Los Angeles FC. Das Nationalteam-Trikot des gebürtigen Schweizers mit österreichischem Pass zierte aber das Wappen von Libyen. Vier Mal lief der Sohn einer libyschen Diplomatenfamilie für die „Ritter vom Mittelmeer“ auf. Er zählt damit ebenfalls zu den exotischeren Nationalspielern, die aus der ADMIRAL Bundesliga hervorgegangen sind.

Seit ihrer Gründung 1974 stellte sie Teamspieler in mehr als 70 Länder ab. War es in den 1980er Jahren noch eine Sensation, als Austria Klagenfurt mit Karim Ramadhani einen Nationalspieler aus Tanzania verpflichtete, sind afrikanische Nationalspieler heute vor allem bei Red Bull Salzburg zur Gewohnheit geworden. Mit Exoten konnten aber auch die „Bullen“ bereits aufwarten: In der Anfangszeit machte etwa Robin Nelisse seinen Rastalocken als Nationalspieler der Niederländischen Antillen (heute Curaçao) alle Ehre. Und dass der Brasilianer Alan, der so gerne für Österreich spielen wollte, heute als „A Lan“ für China auf Torjagd geht, ist ebenfalls ein illustres Kapitel Bundesliga-Geschichte. Eine Fundgrube für exotische Nationalspieler war in den vergangenen Jahren auch der LASK. So staunten Österreichs Fußball-Fans nicht schlecht, als der Ex-Linzer Ali Almoez 2019 WM-Veranstalter Katar mit neun Toren und als bester Spieler des Turniers zum Sieg im Asien-Cup schoss. Kaum weniger spektakulär wurde der als Fehlkauf abgestempelte Rainer Rauffmann Ende der 1990er Jahre zum Rekord-Torjäger der zyprischen Liga (192 Tore in 153 Spielen) und bestritt jenseits der 35 sogar noch fünf Länderspiele für Zypern, in denen er prompt drei Tore erzielte. Shawn Barry war für Puerto Rico aktiv und André Andrade, der jetzt bei Arminia Bielefeld seinen Mann steht, könnte mit Panama schon bald auf Christian Schoissengeyr treffen.