15. Feb. 2022

Die Liga fiebert vor dem Bayern-Kracher mit: Salzburg hat eine Chance eindeutig!
Robin Dutt (Trainer RZ Pellets WAC)
Als Trainer von Freiburg, Leverkusen und Bremen hat Robin Dutt schon so manchen Fight gegen die Bayern absolviert. Im Gespräch für die neue Ausgabe des Bundesliga-Journals ist er sich sicher: „Natürlich gehen die Salzburger als Außenseiter in das Duell – aber es liegen keine Welten dazwischen. Mit ihrer Schnelligkeit können sie jedem Gegner wehtun, auch den Bayern. Aus meiner Sicht haben sie eine Chance – eindeutig!“
Dutt ist bekennender Fan von Bayern-Coach Julian Nagelsmann, aber längst nicht nur, weil er „mit seinen 34 Jahren blutjung ist, sondern weil er einfach gut ist, das ist ein Unterschied.“ Den Vergleich mit dem ebenfalls erst 33-jährigen Matthias Jaissle hält er für sinnlos. „Nur weil beide aus der Red-Bull-Schiene kommen und jung sind, darf man sie nicht über einen Kamm scheren. Jaissle hat den Job in Liefering von der Pieke auf gelernt, wurde gut an das Business herangeführt und hat sich zu einer starken Persönlichkeit entwickelt.“
Und wo würde Salzburg seiner Meinung nach in der deutschen Bundesliga abschneiden? „Rein von der fußballerischen Qualität würde ich ihnen eine ähnliche Performance wie Leipzig zutrauen. Die Frage ist nur, wie diese junge Mannschaft damit umgehen würde, wenn sie gegen Mannschaften wie Dortmund, Leverkusen oder Bayern öfter mal Niederlagen einstecken müsste. Da spielt der Kopf eine große Rolle.“ In zwei Duellen gegen den deutschen Rekordmeister, da legt er sich fest, „ist jedenfalls viel möglich.“
Steffen Hofmann (Sportkoordinator SK Rapid)
Der Hütteldorfer „Fußballgott“ kennt den Münchner Fußball-Kosmos ganz genau, hat selbst ein Spiel für die Bayern-Profis bestritten und stand eine halbe Saison lang beim Lokalrivalen 1860 unter Vertrag. Für ihn ist das Match ein „gefühltes Derby“, die Städte liegen ja nur gut 100 Kilometer auseinander. „Was aber auch bedeutet, dass die Bayern ganz genau wissen, was in Salzburg passiert. Dass sie das Match auf die leichte Schulter nehmen, halte ich für ausgeschlossen.“
In nur einem Match, glaubt der 41-Jährige, „können die Salzburger die Bayern kalt erwischen, sich in zwei Partien durchzusetzen, wird dagegen irrsinnig schwer. Trotzdem erwarte ich eine spannende Auseinandersetzung, bei der die Salzburger auch das nötige Glück bräuchten, um sich am Ende durchzusetzen.“
Dass es das Duell bereits in der Gruppenphase 2020 gab (die Bayern gewannen damals beide Spiele), spielt für die Partien jetzt aus seiner Sicht keine Rolle. „Beide Mannschaften haben einen neuen Trainer, auch die Teams haben sich verändert. Unter dem Aspekt geht es bei null los.“ Apropos Trainer: Julian Nagelsmann ist für ihn auf dem Weg, weltweit ein ganz Großer seiner Zunft zu werden. „Dafür müsste er aber auf jeden Fall mal die Champions League gewinnen. Mal schauen, ob Salzburg heuer zum Stolperstein werden kann.“

Marcel Ketelaer (Sportchef Flyeralarm Admira)
In einer Frage legt sich der frühere Profi von Borussia Mönchengladbach, dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg fest: Unterschätzen werden die Bayern die Aufgabe auf gar keinen Fall. „Auch wenn es jetzt gegen Bochum einen Ausrutscher gab: Die Ergebnisse in der deutschen Bundesliga zeigen, dass sie so gut wie jedes Spiel extrem seriös und fokussiert angehen. Außerdem haben die Salzburger schon oft genug bewiesen, zu welchen Leistungen sie auch international fähig sind. Das hat man auch in München registriert.“
Trotzdem glaubt der 44-Jährige, dass die Mozartstädter in diesem Duell eine Chance auf den Aufstieg haben. „Allerdings nur, wenn sie es über die gesamte Spielzeit inklusive einer möglichen Verlängerung schaffen, den Stil auf den Platz zu bringen, der sie auszeichnet. Sie dürfen keine Sekunde nachlassen, müssen immer am Limit sein. Sonst nutzen die Bayern das gnadenlos aus.“
Ketelaer würde die Salzburger in Deutschland dauerhaft in der oberen Tabellenhälfte sehen. „Bei gutem Verlauf und ohne Verletzungen würden sie um die Europacup-Plätze mitspielen. Was ihnen Mannschaften wie Dortmund oder Leverkusen voraushaben, ist die Erfahrung auf diesem Niveau. Aber das würde sich im Laufe der Zeit ja angleichen.“
Peter Pacult (Trainer SK Austria Klagenfurt)
Der Erfolgscoach des Aufsteigers, bei 1860 München als Spieler und Trainer mit Kultstatus ausgestattet, kann sich noch gut an den 3:0-Sieg der Salzburger über die Bayern im Jänner 2014 erinnern. „Auch wenn es nur ein Testspiel war, aber so verlieren die Bayern nicht gern. Das werden einige im Klub auch noch in den Köpfen haben.“
Acht Jahre später räumt er dem österreichischen Serienmeister „durchaus Außenseiterchancen ein. So mutig, wie sie es in Sevilla in der Gruppenphase angegangen sind – das muss man sich erst einmal trauen. Ich gehe davon aus, dass sie diesen Stil auch jetzt anwenden. Mal schauen, wie die Bayern damit zurechtkommen.“
Dass die Deutschen bei allem Favoritenstatus den einen oder anderen Ausfall zu beklagen haben, ist für PP auch kein Nachteil: „Neuer, Goretzka, Davies – das sind schon große Spieler, die sie nicht zur Verfügung haben. Auch wenn sie natürlich die entsprechende Kaderdichte haben, das zu ersetzen.“
Ferdinand Oswald (Tormann WSG Tirol)
Mit der Frage, wem der Keeper in diesem Duell die Daumen drückt, tut man Ferdinand Oswald wahrlich keinen Gefallen. „Au weh“, stöhnt er. „Ich bin zwar jetzt auch Österreicher, aber wenn man bei den Bayern im Nachwuchs gespielt und mit einem Thomas Müller damals viel Zeit verbracht hat, bleibt schon eine gewisse Verbundenheit bestehen.“ Rein objektiv betrachtet glaubt der 31-Jährige, dass die Salzburger ein verdammt hartes Brett zu bohren haben werden. „Wir reden von einem der besten Klubs Europas. An normalen Tagen ist das Kräfteverhältnis ungefähr so, wie wenn wir mit der WSG gegen Salzburg spielen würden.“
Aber im Fußball ist eben nicht jeder Tag normal. „Also wenn die Bayern den Gegner unterschätzen würden…“, fängt Oswald einen Satz an, bei dem er sich die Pointe dann aber selber abgrätscht. „Aber das passiert ihnen in Wahrheit so gut wie nie. Außerdem hat nicht nur Salzburg, sondern der gesamte österreichische Fußball mittlerweile ein gutes Standing in Deutschland. Nicht zuletzt, weil so viele Legionäre dort unter Vertrag stehen.“
Dass beim Match am Mittwoch Fans erlaubt sind und die Arena ausverkauft ist, freut Oswald, er schaut sich das Spiel aber trotzdem lieber auf der heimischen Couch an. Und ist gespannt, inwieweit die Salzburger ihr gewohntes Spiel auf den Rasen bringen. „Denn eins ist klar: Auch die Bayern mögen es nicht, wenn man ihnen permanent auf den Füßen steht und ihnen Feuer unter dem Hintern macht.“