05. Mai 2022
Dramatischer Liga-Endspurt: Nichts fr schwache Nerven!
Drei Runden sind in der ADMIRAL Bundesliga noch zu absolvieren. Und bei vielen Entscheidungen läuft es auf ein Herzschlagfinale heraus. Der so wichtige dritte Rang (sichert zumindest eine Europacup-Gruppenphase), der Fight um die Play-off-Plätze in der Qualifikationsgruppe, die Entscheidung im Abstiegskampf – bis zur letzten Runde am 20. bzw. 21 Mai kann noch alles passieren. Wir blicken auf die spannende Ausgangslage vor den entscheidenden Spielen.
Kampf um Platz 3
Austria Klagenfurt hat als erster Aufsteiger die Meistergruppe der Bundesliga seit ihrer Einführung in der Saison 2018/19 erreicht. Das Team von Peter Pacult hat drei Runden vor Schluss immer noch alle Chancen, sich für den Europacup zu qualifizieren, selbst der so begehrte dritte Rang ist nur vier Punkte entfernt und somit noch möglich. Dieser ist deswegen so wichtig, da er zum Play-off für die Europa-League-Gruppenphase berechtigt und man schlimmstenfalls (also im Falle einer Niederlage) in der Gruppenphase der Conference League landen würde. Vor dem Duell gegen das als Vizemeister feststehende Sturm Graz können die Kärntner wieder auf das Duo Thorsten Mahrer und Nicolas Wimmer zurückgreifen. Das größte Asset im Endspurt ist aber ein anderes, wie Erfolgscoach PP betont: „Wir haben unser großes Ziel, den Klassenerhalt, schon erreicht. Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe.“
So locker werden es die beiden Wiener Klubs, die am Sonntag aufeinandertreffen, nicht nehmen können. Denn selten ging es im Derby sportlich um derart viel wie diesmal. Gerade einmal zwei Punkte beträgt der Vorsprung Rapids auf die Violetten, die im Heimspiel vor ausverkauftem Haus zum Überholmanöver ansetzen können. „Europäisch zu spielen wäre eine kleine Sensation, wenn ich denke, wo wir im Sommer gestartet sind“, sagte Sportdirektor Manuel Ortlechner auf Sky. „Jetzt ist es so greifbar nahe, dass wir das um jeden Preis erreichen wollen. Am Sonntag gegen Rapid ist ein Schlüsselspiel.“
Unter Druck steht der WAC, der im Falle einer Niederlage gegen Double-Sieger Salzburg und einem Klagenfurter Erfolg auf den ungeliebten sechsten Rang zurückfallen könnte – die einzige Platzierung der Meistergruppe, mit der man mit ganz leeren Händen dasteht. Trainer Dutt warnt: „Es wird im Endspurt die maximale Leistung brauchen, um es in den Europacup zu schaffen.“
Kampf um das Europa-Play-off
Die Konstellation in der Qualifikationsgruppe ist so spannend wie nie seit ihrer Einführung vor knapp vier Jahren. Bis auf die fix gerettete WSG Tirol können fünf der sechs Mannschaften noch absteigen oder in das Play-off zur Conference League kommen, wozu einer der ersten beiden Plätze nötig ist (der Erste hat dabei in einem Entscheidungsspiel Heimrecht und spielt dann in Hin- und Rückspiel gegen den Fünften der Meistergruppe). Dabei trennen den Ersten vom Sechsten nur neun Punkte, das ist der geringste Abstand, den es drei Runden vor dem Ende je gab.
„Dieser Modus ist nichts für schwache Nerven“, sagt Stephan Zwierschitz, Routinier des FC Flyeralarm Admira. „Verlierst du zweimal, bist du Letzter, gewinnst du zweimal, spielst du ums internationale Geschäft. Du hast jedes Wochenende ein Sechs-Punkte-Spiel. Das ist super spannend für die Zuschauer, aber bei den Beteiligten liegen die Nerven blank.“
Genau wie die Admira (spielt jetzt gegen Leader WSG Tirol) liegt auch Hartberg (beim LASK) nur einen Zähler hinter dem begehrten zweiten Rang. Doch auf Gedankenspiele dieser Art will sich TSV-Trainer Klaus Schmidt erst gar nicht einlassen, wie er an dieser Stelle bereits betonte: „My mission is: hold the league! Vor unseren jüngsten beiden Siegen haben gefühlt 70 Prozent der Leute gesagt, Hartberg steigt ab. Wenn der Klassenerhalt gelingt, ist alles was dazu kommt ein absolutes Zuckerl.“
Das dürfte man beim LASK nicht so sehen. Um im Endspurt das internationale Geschäft noch zu erreichen, wurde mit Didi Kühbauer ein Liga-Urgestein als neuer Trainer verpflichtet. Er weiß genau, was von ihm erwartet wird: „Aufgrund seiner physischen Präsenz und Fitness war der LASK in meiner Zeit als Bundesliga-Trainer stets einer der unangenehmsten Gegner. Diese Tugenden gilt es in der aktuellen Situation wieder abzurufen.“ Die Chancen auf ein Happy End stehen nicht so schlecht, bei seinen vier Bundesliga-Stationen (Rapid, St. Pölten, WAC und Admira) holte er einen Punkteschnitt von 1,63 pro Spiel. Behält er den bei, liegt Rang zwei durchaus im Bereich des Möglichen.
Den Platz auf der Pole Position hat sich mittlerweile die WSG Tirol gesichert, der Vorsprung auf Rang vier beträgt vier Punkte. Was Trainer Thomas Silberberger zum Anlass nimmt, die Ansprüche klar zu definieren: „Wenn du drei Runden vor Schluss Tabellenführer bist, willst du das nicht mehr hergeben.“
Kampf um den Klassenerhalt
Man kann es drehen und wenden, wie man will – dem direkten Duell Letzter (SCR CASHPOINT Altach) gegen Vorletzter (SV Guntamatic Ried) kommt am Samstag eine vorentscheidende Bedeutung zu. Vor allem für die Vorarlberger gilt: Verlieren verboten! In diesem Falle wäre bei gleichzeitigen Siegen von Hartberg und Admira der zweite Abstieg nach 2009 nicht mehr zu verhindern. „Ich habe im Profifußball schon viel erlebt. Wir haben vier Punkte Rückstand, also ist der Klassenerhalt noch machbar“, denkt Trainer Ludovic Magnin nichts ans Aufgeben.
Einen ganz kuriosen Saisonverlauf haben die Rieder zu verdauen. Nur um ein Haar am Einzug in die Meistergruppe gescheitert, könnte nach dem verlorenem Cupfinale jetzt sogar der Super-GAU in Form des Abstiegs drohen. „Man hat in den Spielen gegen Admira und im Finale gegen Salzburg gesehen, dass es in die richtige Richtung geht. Jetzt folgt das Endspiel in der Liga gegen Altach“, sagt Christian Heinle, der als Chef-Trainer wieder das Sagen hat.
Mit einem Sieg wäre man aller Sorgen ledig. Und könnte sogar Richtung Conference League schielen. So verrückt ist sie, die Konstellation in der Liga, drei Runden vor dem Ende.