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28. März 2023

eBundesliga-Meister Fabio zelt: Entgegen dem Zocker-Klischee

Fabio Özelt im Interview über seinen bisher größten Coup im eSports, dem Titel im eBundesliga Einzelbewerb presented by Raiffeisen Club. Warum der beste FIFA-Spieler des Landes alles andere als ein Stubenhocker ist, sich mit 20 schon zu den Routiniers zählt, was ihm am Weg zu einer realen Fußballkarriere bei Red Bull Salzburg in die Quere kam und wie er als erster eSport-Heeressportler Österreichs seinen Sport professionell ausübt.

 

Das alte Zocker-Klischee vom unsportlichen Stubenhocker, der seine ganze Freizeit nur vor dem Bildschirm mit Videospielen verbringt, hat mit der Realität im eSport nur mehr wenig zu tun. Ein Paradebeispiel dafür ist Fabio Özelt. Der 20-Jährige vom FC Red Bull Salzburg hat sich beim eBundesliga-Einzelbewerb presented by Raiffeisen Club gerade zum Meister gekürt, ist damit aktuell der beste FIFA-Spieler Österreichs. Er ist aber auch abseits vom virtuellen Rasen ein hervorragender Kicker und Sportler. Was alles dazu gehört, um beim Zocken gegen die Besten zu bestehen, wie ihn ausgerechnet sein Viertelfinalgegner zum Sieg coachte und warum Wutausbrüche bei ihm sehr selten sind, hat uns der Kärntner direkt nach dem Bewerb, der in der Arena21 im Wiener MuseumsQuartier stattgefunden hat, in der stylischen Ovalhalle verraten.


Was bedeutet dir dein erster Einzeltitel in der eBundesliga?

Eine riesengroße Ehre, dass ich ihn für FC Red Bull Salzburg geholt hab. Das bedeutet mir echt sehr, sehr viel.

Du bist ja schon lange eine große Nummer in der Szene. Was hat dir den Boost gegeben, es diesmal zu schaffen?
Mit meinen 20 Jahren hab ich schon viel Erfahrung und im diesjährigen FIFA fühle ich mich sehr gut. Deshalb konnte ich das Turnier für mich entscheiden.

Ist man mit 20 schon ein Routinier im eSport?
Wenn du so wie ich schon mit 16 dein erstes Turnier spielst, bist du schon vier Jahre dabei und hast schon eine gewisse Erfahrung. Das spielt eine große Rolle.

Trotzdem hat es der 16-jährige Pawel Wrona bei seinem ersten Offline-Turnier gleich, für viele völlig überraschend, ins Finale geschafft. Dort hat er nur ganz knapp 1:2 gegen dich verloren.

Den Pawel hab ich tatsächlich schon online gekannt, er war immer wieder in meinen Streams, da haben wir gegeneinander Pro Cups gespielt. 

Du hast es als erster eSportler zum Heeressportler gebracht. Wie wichtig war dieser Schritt, wenn man bedenkt, dass sonst kaum ein Kollege professionell vom FIFA-Spielen leben kann?
Ich bin im Heeressportzentrum Faak am See. Es ist eine große Ehre, das Bundesheer am virtuellen Rasen vertreten zu können. Das macht einen schon stolz. Natürlich sind meine Siegchancen viel höher, seit ich Vollzeit den Sport betreibe. Neben dem Zocken auf der Konsole gehört ja auch einiges an körperlichem Training dazu. Ausdauer-, Krafttraining, eine gesunde Ernährung. Das alles ist bei uns auch sehr sehr wichtig.

Wie weit bist du im realen Fußball gekommen?
Ich war tatsächlich schon am Sprung zur Red Bull Salzburg Akademie – aber dann kam mir mit 14 ein Wachstumsfugenbruch in der Leiste dazwischen. So hab ich mit dem eSports begonnen.

Welcher Fußballer taugt dir am meisten?
Kylian Mbappe ist für mich im Moment der beste Spieler. In Österreich finde ich Benjamin Sesko und Bryan Okoh super – mit ihnen und Okafor zocke ich auch immer wieder.

Wieviel trainierst du in der Woche?

Körperlich mache ich fünfmal die Woche 1 bis 2 Stunden Ausdauer und Fitnesstraining. Vor Turnieren reduziere ich das und konzentriere mich mehr aufs Zocken. Da gehe ich vielleicht noch eine halbe Stunde laufen, bevor das Turnier startet. FIFA trainiere ich zirka sechs Stunden jeden Tag. In meiner Freizeit bin ich dann auch noch gern Schwimmen, spiele Tischtennis und mache gern alles, was man im Freien unternehmen kann. Ich bin ein Sommertyp.

Was hast du vorher beruflich gelernt?
Ich hab eine abgeschlossene Lehre zum Einzelhandelskaufmann – dann kam der eSports. Da bleibts ja auch nicht nur beim Zocken. Mit den Kanälen, die du da bespielst, bist du ja auch Content Creator, schneidest viele Videos usw. Es ist also immer was zu tun.

Bei der eBundesliga kennen sich die besten Spieler gut, teilweise schon viele Jahre, wie bei einer kleinen Familie – da ist man Freund und Feind gleichzeitig. Wie ist das so?

Die Szene der besten Spieler ist nicht so groß, da kennt man sich natürlich sehr gut. Außerhalb vom Spiel sind wir Freunde, aber im Match gibt es keine Freunde. Gerade die Spieler aus meinem Team kenne ich besonders gut. Mit dem Benjamin Suljanovic hab ich sogar gemeinsam Fußball gespielt.

Du bist im Einzelbewerb im Achtel- und im Viertelfinale auf deine Salzburger Teamkollegen Rodrigo Rapport und Haroun Yassin getroffen. Ihr habt euch da ziemlich über die Auslosung geärgert.

Ja, es war schon bitter, dass wir so früh im Turnier aufeinander getroffen sind. Aber immerhin hat einer von uns drei den Titel geschafft. Gegen beide war es total knapp, ich bin ja beides Mal erst in der Verlängerung mit 3:2 weitergekommen.

Dein Halbfinalgegner Yigit Yilmaz war bei seinen Spielen ja sehr emotionell, mit dem einen oder anderen Wutausbruch. Wie geht es dir als Gegner damit und wie gehst du selber mit Frust um?
Mir ist es egal, was der Gegner macht. Ich selber hab mich mental sehr gestärkt, drehe wirklich sehr sehr selten durch. 

Im Einzelbewerb sitzt ein Coach neben jedem Spieler – wobei man das nicht mit dem realen Fußball vergleichen kann. Manchmal ist das auch ein Kollege oder die Freundin als mentale Stütze. Wie funktioniert das?
Es war ganz witzig. Weil der Haroun Yassin, den ich im Viertelfinale rausgehaut hab, hat mich dann als Coach im Finale unterstützt und so haben wir dann gemeinsam den Titel geholt. Er hat mir taktische Tipps gegeben, wen ich einwechseln soll und so. Aber grundsätzlich brauche ich keinen, der mir sagt, was zu tun ist, sondern nur einen, der mich mental pusht.

Für dich war es schon deine fünfte eBundesliga-Teilnahme. Zum ersten Mal habt ihr im MuseumsQuartier gespielt. Wie hat dir das gefallen?
Von der Location sehr gut. Richtig super war es vor zwei, drei Jahren in der Expedithalle, dann kam allerdings Corona. Wir sind sehr froh, dass wir nach den Coronajahren endlich wieder vor Zuschauern spielen durften. Das hat mir sehr sehr getaugt. Ich mag das Offline-Spielen mit der Atmosphäre sehr gerne.

 

Fotos: Flo Wieser