22. Aug. 2025
Ecken, Kanten, großer Name
Thomas Sabitzer soll bei seiner Rückkehr zur WSG Tirol nicht nur für Tore sorgen. Wenn es nach seinem ehemaligen Lehrer geht, darf der „kleine Cousin“ mit dem großen Namen jetzt auch einmal ein bisserl schlimm sein.
„Ihm eilt hier nach zwei erfolgreichen Saisonen als Leihspieler schon ein gewisser Ruf voraus“, ist Philipp Semlic froh, dass die WSG Thomas Sabitzer diesmal fix nach Tirol zurückholen konnte. „Thomas hat Qualität, ist kreativ und torgefährlich“, erwartet der Trainer, dass „Sabi“ an seine beiden Leihsaisonen (2021/22 und 2022/23), in denen er zwölf seiner 15 Bundesliga-Tore geschossen hat, anschließen kann. Aber der Steirer setzt noch eine weitere Erwartung in seinen jungen Landsmann: „Wir sind eine relativ brave Mannschaft, und der Thomas ist schon einer, der seine Ecken und Kanten hat“, baut er auch auf einegewisse Schlitzohrigkeit seiner Neuerwerbung.
Philipp Semlic muss wissen, wovon er redet. Er kennt seinen Schützling seit dieser 13 oder 14 war aus gemeinsamen Tagen an der Grazer Sportmittelschule Brucknergasse, wo der WSG-Trainer neben Sport auch Mathematik unterrichtet hat. „Er war mein Trainer in der Akademie und hat mich nach den Früh-Trainings immer in die Schule mitgenommen“, erinnert sich Sabitzer und fügt schelmisch an: „In Mathe habe ich ihn zum Glück nie gehabt. Nicht weil er so streng gewesen wäre, aber ich war nie der 1A-Schüler, da hätte er vielleicht nicht den besten Eindruck von mir gewonnen.“
Legt man strenge Maßstäbe an, könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass der Karriereverlauf des jüngeren Cousins von Dortmund-Star Marcel Sabitzer nicht ganz 1A war, seit er sich vor sechs Jahren mit zwölf Saisontoren beim Kapfenberger SV ins Rampenlicht und gleich zu Oliver Glasners LASK geschossen hat. „Sicher stellt man es sich als 18-Jähriger vielleicht ein bissl anders vor“, räumt Thomas ein, „aber dass ich beim Vizemeister nicht gleich zum Stamm gehören würde, war mir schon bewusst.“ Dennoch blickt er als Cupsieger mit dem WAC („Auch wenn ich im Finale nicht gespielt habe, mit dem Tor im Achtelfinale gegen Austria Klagenfurt habe ich meinen Teil beitragen.“) nicht unzufrieden auf seine bisherigen Stationen – und stolze 104 Bundesliga-Spiele – zurück. „Ich spiele, seit ich 18 bin, jedes Jahr Bundesliga und bin immer noch erst 24. Mir stehen für eine Karriere immer noch alle Türen offen. Ich werde auf jeden Fall Gas geben und alles tun, damit es ein gutes Jahr wird. Dann kann ich immer noch den nächsten Schritt machen.“
Huber oder Ronaldo
Ob der Name Sabitzer dabei eher hilfreich oder hinderlich ist? „Ich wurde deshalb bisher weder bevorzugt, noch benachteiligt“, glaubt der ehemalige U21-Nationalspieler. „Schlussendlich ist es egal, ob du Huber oder Ronaldo heißt. Es geht nicht um Namen, sondern um die Leistung auf dem Platz.“ Und da steht Thomas Onkel Herfried und Cousin Marcel seit dem 25. September 2021 zumindest in einem Punkt nicht mehr nach – damals schoss er beim 4:2-Sieg der WSG gegen Ried seine ersten Oberhaus-Tore nämlich gleich im Triplepack. Und machte die Sabitzers damit zur einzigen Fußballerfamilie in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga, die drei Hattrick-Schützen stellt. Weitere Triplepacks will der WSG-Rückkehrer, der auch privat an eine Tirolerin vergeben und mittlerweile in Schwaz zuhause ist, nicht versprechen. Zumal er von Trainer Semlic nicht unbedingt an vorderster Front, sondern „als zweite Spitze oder Zehner“ eingeplant ist. „Aber ich bin ohnehin nicht der klassische Mittelstürmer, ich fühle mich auf allen Offensivpositionen wohl. Das Wichtigste ist eine gute Vorbereitung, damit ich zu 100 Prozent fit bin und der Mannschaft helfen kann, erfolgreich Fußball zu spielen. Dann kommen die Scorerpunkte von alleine“, macht sich Thomas keinen Kopf.
Viel Kopfarbeit
Den muss er ohnehin für andere Dinge frei haben. „Der Trainer ist ein Fußball-Freak, der die Dinge bis ins kleinste Detail mit uns erarbeitet. Da muss man schon auch viel mit dem Kopf arbeiten, aber ich glaube, das ist genau der richtige Ansatz für so eine junge Mannschaft.“ Von der Mannschaft, die Thomas Sabitzer 2023 verlassen hat, sind nur noch Valentino Müller, Johannes Naschberger und Lukas Sulzbacher übrig. „Aber auch sonst ist in den zwei Jahren hier viel passiert. Ich bin positiv überrascht, welche professionellen Möglichkeiten wir mittlerweile vorfinden.“
Nach knapp verpasstem Double mit dem WAC, jetzt mit der WSG wieder gegen den Abstieg zu spielen, macht ihm keine Sorgen: „Das gilt bei unserem Liga-Modus sowieso für 50 Prozent der Mannschaften. Wirklich erledigt ist das Thema nur, wenn man es in die Top 6 schafft. Das wollen alle. Die WSG hat es schon einmal geschafft. Aber auch sonst hat es in den letzten Jahren immer gut funktioniert und sie hat immer frühzeitig den Klassenerhalt gesichert.“
Text: Horst Hötsch, Fotos: GEPA pictures
Noch mehr Storys und alle Geschichten zu allen Klubs aus der ADMIRAL Bundesliga und ADMIRAL 2. Liga finden Sie im neuen Journal - ab sofort im Handel.
