10. Dez. 2021

Emanuel Schreiner: Gegen Ried liegt immer etwas in der Luft
„Es fühlt sich sch… an, wenn du da hinten stehst“, weiß Emanuel Schreiner, dass dem SCR Altach der letzte Platz über die Winterpause schon sicher ist. Im letzten Spiel des Jahres sollen beim Auswärtsspiel in Ried dennoch drei Punkte her. „Egal wie, dann können wir auch mit einem anderen Gefühl in den Urlaub gehen.“
Zwei Doppelpacks gegen Ried
Spiele gegen Ried sind für den 32-Jährigen, der sich in seiner neunten Altach-Saison schon als „echten Gsiberger“ sieht, ohnehin seit jeher speziell. Schreiner ist Steyrer, hat seine Karriere beim LASK begonnen und nach einem Abstecher zu Austria Lustenau zwei Saisonen (2011 bis 2013) bei den Innviertlern verbracht, ehe er 2013 wieder ins Ländle zog. „Die Urgesteine wie den jetzigen Sportchef Thomas Reifeltshammer und den damals noch ganz jungen Marcel Ziegl kenne ich noch“, freut er sich auf die Reise nach Ried. Aber das hat auch noch einen anderen Grund. Gegen seinen Ex-Klub hat der Linksverteidiger vier seiner 14 Bundesliga-Tore erzielt – zwei Mal im Doppelpack. „Zwei Tore in einem Spiel sind mir sonst nur noch einmal gegen den SKN St. Pölten gelungen“, hat Schreiner „keine Ahnung“, warum es ausgerechnet gegen Ried so gut läuft. „Aber seither habe ich jedes Mal das Gefühl, dass etwas in der Luft liegt. Was schon zwei Mal geklappt hat, kann doch auch noch ein weiteres Mal funktionieren.“

Die Tore fehlen
Was Tore betrifft, hat er in dieser Saison ohnehin noch Nachholbedarf. Vier (20/21) bzw. fünf Tore (19/20) hat er in den letzten beiden Spieljahren geschossen, 2021/22 steht er nach 15 Einsätzen noch ohne Treffer da. Treffer, die dem SCRA fehlen. Neun Mal haben die Vorarlberger in den 17 Spielen der ADMIRAL Bundesliga erst getroffen, Topscorer Atdhe Nuhiu ist mit drei Toren der einzige Altacher, der mehr als ein Tor auf dem Konto hat. „Wir sind einfach nicht kaltblütig genug“, unternimmt Schreiner den Versuch einer Erklärung, „die letzten Pässe im letzten Drittel kommen nicht an. Statt in Führung zu gehen, kriegen wir dann irgendwann ein Gegentor. Und weil wir eine Mannschaft sind, die taktisch tief steht, ist es dann schwierig, einen Rückstand aufzuholen.“
Gedanken wie diese werden in der Altacher Kabine fast täglich gewälzt. Auch die Frage, ob der Aderlass im Sommer mit Fischer, Oum Gouet, Karic, Maderner und Daniel Nussbaumer nicht einfach zu groß war, ist dabei kein Tabu. „Es stimmt schon, wir haben gute Spieler abgegeben, aber wir haben auch gute Spieler dazubekommen. Auch in der Offensive. Aber das sind vor allem junge Spieler ohne viel Erfahrung. Sie sind noch im Reifeprozess. Und da tut es natürlich doppelt weh, wenn du jede Woche wieder eine Enttäuschung erlebst.“
Anspruch und Wirklichkeit
Dabei waren die Hoffnungen groß im Rheindorf, dass man wieder an erfolgreichere Zeiten anschließen würde, als Damir Canadi im Frühjahr zurückgekommen ist. „Wir haben mit ihm dann ja auch relativ schnell den Klassenerhalt geschafft“, sind Schreiner & Teamkollegen mit der Hoffnung in die neue Saison gegangen, dass es wieder anders wird. „Ziel war ganz klar, über dem Strich zu landen. Und das muss auch das Ziel sein, sonst brauchen wir gar nicht spielen“, so der Vize-Kapitän. „Am Anfang haben wir ja auch ganz gut gepunktet. Da haben wir phasenweise gezeigt, dass wir es können.“ Aber eben nicht konstant genug. „Uns ist nicht das gelungen, was man jetzt bei Ried sieht: Wenn man gleich am Anfang viele Punkte auf dem Konto hat, punktet sich’s auch in der Folge leichter.“
Den Nervenkitzel schon gewohnt
Dass die Altacher mehr als die Hälfte ihrer Punkte mit Siegen gegen Rapid und den LASK, sowie einem Remis gegen Red Bull Salzburg aus den Spielen gegen die „Großen“ holten, ist für Schreiner einerseits Bestätigung, dass genug Qualität in der Mannschaft steckt, andererseits gibt es ihm auch zu denken. „Da muss man sich schon auch fragen, ob wir gegen die anderen Teams nicht das eine oder andere Prozent mehr hätten geben können. Gegen die Großen gibt immer jeder hundert Prozent und hofft auf einen Sterntag. Vielleicht klappt’s gegen die Klubs auf Augenhöhe aber auch deshalb nicht so gut, weil da mehr Ballbesitz von uns verlangt wird, was uns nicht so entgegenkommt.“
Entmutigen lassen sich die Altacher aber nicht. „Im Winter werden die Karten neu gemischt. Durch die Punkteteilung wird es auf jeden Fall wieder eng. Im Playoff warten dann sowieso zehn Endspiele. Aber diesen Nervenkitzel sind wir ja schon gewohnt. Und bis jetzt ist es ja immer gut gegangen“, nimmt Emanuel Schreiner nicht nur die Rote Laterne mit in die Winterpause, sondern auch eine „g’hörige“ Portion Zuversicht.