26. Mai 2019

FC Wacker muss sich "vielleicht radikal umpositionieren"
Um Wacker Innsbruck muss man sich Sorgen machen. Unmittelbar nach dem Aufstieg mssen die Tiroler wieder den schweren Gang in die 2. Fuball-Liga antreten. Statt sich kontinuierlich nach oben zu entwickeln, ist man am harten Boden der Realitt aufgeschlagen. Zahlreiche Personalfragen sind ungeklrt, auch Clubchef Gerhard Stocker gab am Samstag kein Bekenntnis fr einen langfristigen Verbleib ab.Seine Amtszeit knnte dieses Jahr enden, da im November oder Anfang Dezember eine Generalversammlung mit Neuwahl stattfindet. "Es hngt davon ab, was sich in den nchsten Wochen tut, ob ich dann bereit bin da mitzumachen oder nicht", sagte Stocker im Sky-Interview. Die Zukunftsaussichten des Clubs konnte der auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga ttige Funktionrs-Routinier nach Schlusspfiff noch nicht beurteilen. "Wir haben immer gesagt, wir laden ein mitzutun, wir haben aber derzeit sehr wenige Zusagen, dass man echt mittut, um langfristig Profi-Fuball spielen zu knnen in Innsbruck", gab Stocker Einblick.Auch deshalb msse man nderungen andenken. "Wir mssen uns vielleicht radikal umpositionieren, dass Wacker nicht mehr sozusagen verantwortlich ist fr den Profi-Fuball in Tirol", meinte Stocker. Es knne einfach nicht von ihm selbst alleine abhngig sein, dass der Profi-Fuball im "Heiligen Land" eine gute Zukunft habe, monierte er.Die fehlende Untersttzung von auen fhrte auch Sportdirektor Alfred Hrtnagl als Mitgrund fr den Abstieg an. "Wir haben es nicht geschafft, die Entscheidungstrger in Tirol wirklich hinter die Idee und Ausrichtung des Vereins zu bringen. Wir waren auf uns alleine gestellt", sagte der 52-Jhrige. Auch deshalb musste man finanziell in den letzten Jahren jeden Euro zweimal umdrehen. Der Erhalt der Lizenz war alles andere als selbstverstndlich. "Es war ein beinharter berlebenskampf. Eigentlich ist es unter diesen Rahmenbedingungen in der Bundesliga fast unmglich zu ressieren", sprach Hrtnagl Klartext.Der Tiroler htte sich seine Ttigkeit bei Wacker ganz anders vorgestellt. Bei seinem Amtsantritt im Juli 2015 hatte er noch als Ziel ausgegeben, 2020 um die internationalen Pltze mitspielen zu wollen. "Fr mich heit es, dass wir die Zielsetzung nicht erreicht haben, dass es fr alle Beteiligten viel schwieriger geworden ist, als wir uns das vorgestellt haben", so der Ex-Sportchef von Rapid. Transfererlse waren fr das Budget "fast im Sechs-Monats-Rhythmus" ntig. Vergangenen Sommer verlor man Florian Jamnig an den LASK, im Winter wurden mit Dominik Baumgartner und Albert Vallci gleich zwei Defensivsttzen abgegeben. "Ohne Transfererlse htte es den Verein schon seit lngerem in der Form nicht mehr gegeben. Die Verkufe, die wir ttigen mussten, sind natrlich auf Kosten der Qualitt ber die Bhne gegangen", so Hrtnagl.Die Tiroler waren dadurch auch gezwungen, vermehrt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Der 18-jhrige Matthus Taferner, der im Frhjahr mehr als eine Talentprobe abgab, hat gezeigt, dass das der richtige Weg ist. Umso bitterer ist, dass durch den Abstieg der Tiroler auch ihre gut funktionierende zweite Mannschaft nun aus der 2. Liga in die vierte Leistungsstufe absteigen muss. "Diese Struktur war fr uns essenziell wichtig, das bricht jetzt eigentlich alles zusammen", sagte Hrtnagl. Das tat auch Stocker besonders leid. "Das Konzept, das wir heuer begonnen htten, hat einen herben Rckschlag erlitten", so Wackers Clubchef.Unterkriegen lassen will er sich davon aber nicht. "Ich gehe davon aus, dass in den nchsten zwei, drei Wochen schon ein Ruck durch Tirol geht und man sagt: 'Na Moment, das was die gemacht haben, das htte schon einen guten Kern, da kann man schon aufbauen'", schilderte Stocker. Viele der jungen Spieler sind mit mittelfristigen Vertrgen ausgestattet, Wacker steht fr kommende Saison also nicht ohne Kicker da. "Dadurch ist sportlich schon eine Basis da", so Hrtnagl. ndern wird sich aber einiges. "Viele Spieler werden nicht mehr bereit sein, in der 2. Liga zu spielen, das ist fr uns wie es derzeit aussieht auch nicht finanzierbar", gab der Wacker-Sportchef Einblick.Sein Verbleib ist ungewiss. Der schon 2004/05 bei Wacker Tirol als Sportlicher Leiter ttig gewesene Hrtnagl will zu erst einmal vom Verein erfahren, ob sein Weiterarbeiten erwnscht ist. "Zum Zweiten muss man sich anschauen, wie eine sinnvolle Ausrichtung des Clubs fr die Zukunft ausschaut, ob Rahmenbedingungen dafr geschaffen werden knnen, bei denen es sich lohnt weiterzuarbeiten", so Hrtnagl.Wacker stieg bereits zum vierten Mal in der Bundesliga-Geschichte ab, alleine dreimal (zuvor 2008 und 2014) passierte es in diesem Jahrtausend. Erstmals seit Vorwrts Steyr 1998/99 muss ein Aufsteiger gleich wieder absteigen. "Es ntzt nichts, die Welt dreht sich weiter. Wir werden uns nach der Decke strecken und natrlich weitermachen", denkt Stocker nicht ans Aufgeben.