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30. Mai 2025

Eduard Glieder

Glieder adelt Ronivaldo: „Umso höher zu bewerten!“

Diese zwei Top-Stürmer haben wahrlich etwas zu feiern! Ronivaldo, weil er sich in der abgelaufenen Saison der ADMIRAL Bundesliga den Titel des Torschützenkönigs eingeheimst hat. Und der frühere Top-Stürmer Edi Glieder (104 Liga-Tore, u.a. Austria Salzburg, GAK, Pasching), weil er vergangene Woche Ü55-Weltmeister beim Soccergolf wurde. Im Interview entschlüsselt der 56-Jährige nicht nur das Phänomen Ronivaldo, sondern spricht auch über Guido Burgstaller und Max Entrup, die sich am Sonntag um den letzten Europacup-Startplatz duellieren.

Glückwunsch zum WM-Titel!
Danke! In der Ü55-Klasse konnte ich meinen Titel in Tschechien verteidigen, in der allgemeinen Klasse lag ich auch bis drei Runden vor Schluss auf Medaillenkurs. Aber an den letzten beiden Löchern habe ich überpowert, da ich zu viel wollte. Am Ende wurde es der geteilte 8. Rang, was auch ein gutes Ergebnis ist.

Ebenfalls etwas zu feiern hatte Ronivaldo, der, wie du 1999 im Salzburg-Trikot, Torschützenkönig wurde. Verdient?

Torschützenkönig Ronivaldo vom FC Blau Weiß Linz

Ja! Er ist ein klassischer Neuner, die so ja gar nicht mehr forciert werden. In den Ausbildungsschienen wird heute geschaut, dass sich Stürmer zwischen die Linien fallen lassen und mitspielen. Dadurch fehlt ihnen dann die Erfahrung, wie sie sich die Räume in den Strafräumen suchen sollen. Genau die hat ein Ronivaldo.

Warum droht dieser Stürmertyp auszusterben?
Viele Trainer und Ausbildner setzen darauf, dass der Mittelstürmer der erste Verteidiger ist. Denen wird dieses Gen, dass viele Stürmer nicht so stark in der Rückwärtsbewegung sind, von Vornherein ausgetrieben. Dadurch geht ihnen für vorne die Kraft verloren. Ich mag Stürmer-Typen wie Ronivaldo oder auch Michael Gregoritsch. Der arbeitet auch nach hinten, hat aber trotzdem noch ein sehr gutes Gespür für Situationen im Strafraum. Aber nur noch vorne zu lauern und den Strafraum zu besetzen, wird heute kaum mehr zugelassen.

Ronivaldo ist mit 36 der älteste Schützenkönig aller Zeiten. Du warst bei deinem „Titel“ auch schon 30. Wie wichtig ist der Faktor Erfahrung?

Eduard Glieder

Immens wichtig! Die Erfahrung, die du hast, wenn du Hunderte Male in einer ähnlichen Situation warst, ist durch nichts zu ersetzen. Dann greifst du auf gespeicherte Abläufe im Kopf zurück, das kann dir den entscheidenden Vorsprung geben. Und: Spieler mit Erfahrung tun sich leichter, mit Rückschlägen umzugehen. Die lassen sich nicht so leicht aus der Bahn werfen.

Ronivaldo galt viele Jahre als klassischer Zweitliga-Stürmer, dem man den Durchbruch ganz oben gar nicht zugetraut hat. Wie überrascht bist du, dass er auch auf höchstem Niveau funktioniert? 
Ehrlich gesagt schon sehr. Er hatte mit 34 Jahren ja schon ein gewisses Alter, als er in die Bundesliga kam. Das war genau das Alter, in dem ich damals nach Schalke gegangen bin. Da bist du nicht mehr so 100 Prozent in den Bewegungsabläufen, deine Drehungen sind nicht mehr so spritzig. Da büßt man ein paar Punkte ein, das ist ganz normal. Daher dachte ich nicht, dass er es noch so packt. Speziell nicht bei Blau-Weiß Linz, einer Mannschaft, von der man geglaubt hat, sie würden eher gegen den Abstieg und auf Konter spielen. Dort werden ja um Längen weniger Strafraumszenen kreiert als bei Salzburg oder Sturm. Dort Schützenkönig zu werden – Hut ab!

Ist das die Erklärung, warum heuer 14 Treffer gereicht haben? Bei dir waren es damals 22, also mehr als ein Drittel mehr.
Genau das ist es. Und natürlich die Tatsache, dass sich bei den anderen Klubs niemand als Goalgetter so herauskristallisiert hat. 14 Tore ist für einen Schützenkönig nicht viel, auch wenn es das ja auch schon mal gab (Anm.: zweimal, 1994 und 2012).

Wenn du die eine große Stärke von Ronivaldo benennen müsstest…

Ronivaldo jubelt

Dann die, dass er sehr gut antizipiert, tolle Instinkte hat. Was wiederum mit seiner Erfahrung einhergeht. Er weiß, dass er vom Tempo her nicht in der Lage ist, jedem Verteidiger davon zu rennen. Aber: Wenn du rechtzeitig die Räume suchst und beläufst, dann riechst du, wann es Zeit ist, sich in Bewegung zu setzen. Dann holst du auch mit weniger Tempo den entscheidenden Vorteil heraus, weil du weißt, wo der Ort des Geschehens sein wird. Das macht er richtig gut!

Titelverteidigungen bei Schützenkönigen sind eher selten. Traust du es ihm im kommenden Jahr zu?
Puh, das wird schon richtig schwer! Bei Red Bull Salzburg hat das ein paar Mal geklappt, aber sonst? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es schafft. Er ist nochmal ein Jahr älter, die Verteidiger werden seine Bewegungsmuster nochmal genauer analysieren und die Lücken, in die er stoßen könnte, schließen. Es wäre ihm zu gönnen, aber ich würde auf andere tippen (lacht).

Themenwechsel: Derzeit fighten Rapid und der LASK um den letzten Europacup-Platz. Es ist auch das Duell zweier prägender Top-Stürmer. Was macht Max Entrup und Guido Burgstaller für ihren jeweiligen Klub so wichtig?
Ähnlich wie Ronivaldo sind auch die Beiden zwei Stürmer der alten Schule. Ich habe Entrup schon verfolgt, als er noch im Austria-Nachwuchs gespielt hat, er hat mir immer gut gefallen. Stark, wie er im Strafraum seine Instinkte einsetzt. Und Burgstaller ist ohnehin ein Phänomen für sich.

Hat er gefehlt, war Rapid eine andere Mannschaft.
Wenn du gewohnt bist, so einen Typen vorne drin zu haben, der nicht nur im Strafraum eine Wucht ist, sondern auch Bälle sichern und verteilen kann, ist es schwer, auf ihn verzichten zu müssen. Er geht in den Gegner rein, ist stark mit dem Kopf und für jeden Verteidiger schwer zu kontrollieren. Für mich ein kompletter Stürmer.

Schade, dass er aufhört, oder?
Ich dachte mir damals auch, dass ich jedes Jahr noch mitnehmen möchte, einfach weil ich so gerne gespielt habe. Aber irgendwann muss jeder diese Entscheidung treffen. Er war eine tolle Bereicherung für Rapid, man konnte sich immer auf ihn verlassen. Dass er diese Kopfverletzung auf diese Art und Weise erlitten hat, ist absolut fürchterlich. Umso bemerkenswerter, dass es ihm bis ganz zum Schluss gelungen ist, so eine Top-Leistung abzurufen.

Redakteur: Markus Geisler

Fotos: GEPA pictures