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19. Mai 2022

Grnwald und Suttner: Die eine oder andere Trne verdrckt.

Die Austria-Ikonen über ihr hochemotionales Abschiedsspiel. Wo sie sich in der Bundesliga-Geschichte mit den Klublegenden einreihen, warum das Kribbeln jetzt groß ist, sie ihr Austria-Debüt nie vergessen werden, was ihnen sehr oder gar nicht abgehen wird und welche Rolle sie künftig im Verein spielen.



Bei Alex Grünwald und Markus Suttner ist das Kribbeln groß. Alles fühlt sich ein wenig eigenartig und unwirklich an. Am Samstag (17 Uhr, siehe hier: Spielplan der letzten Runde) werden die beiden Austria-Ikonen, die 2013 mit dem Meistertitel ihren größten Erfolg gemeinsam feierten, daheim gegen Sturm das letzte Profispiel ihrer Fußballkarriere bestreiten – in ihrem sportlichen Wohnzimmer Generali Arena. Was da emotional auf sie zukommt, können sie schwer abschätzten. Neben den üblichen Ehrungen sollen ein paar echte Überraschungen nach Schlusspfiff auf sie zukommen. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gab es beim Mitgliederfest am Mittwoch: „Da habe ich schon die eine oder andere Träne verdrückt“, gesteht Suttner. Grünwald war da eine Spur cooler, fiebert aber seinem letzten großen Auftritt auch besonders entgegen: „Ich weiß nicht, was mich erwartet. Familie und Freunde sind im Stadion. Auch wenn ich nach außen nicht so der emotionale Typ bin – es kribbelt. Ich spüre viel Dankbarkeit, die von den Leuten kommt – das ist ein schönes, berührendes Gefühl.“

Grünwald und Suttner im Kreis der Großen

Diese Dankbarkeit kommt nicht von ungefähr. Was statistische Superlative betrifft, reiht sich das Duo unter den ganz großen Austria-Legenden ein. Für Grünwald ist es das 330. für Suttner das 318. Pflichtspiel für die Veilchen. Mit 271 (Grünwald) und 257 (Suttner) Bundesliga-Spielen für die Austria liegen die zwei nach ihrem letzten Tanz am Samstag in den Top-15 des Alltime-Rankings. Mehr als Grünwald (11. in dieser Statistik) haben nur Obermayer, Prohaska, Pfeffer, Wohlfahrt, Sara, Baumeister, Daxbacher, Flögel, Dospel und Ogris. Suttner (14.)  hätte sich mit einer Saison mehr noch Prosenik und Gasselich schnappen können. Und Grünwald (der 61 Bundesliga Partien für Wiener Neustadt bestritt) wird dann am Samstag mit genauso vielen Bundesliga-Spielen wie Andi Ogris (332) seine Karriere beenden: „Mit so einer Austria-Legende gleichzuziehen ist schon ein Meilenstein für mich.“ Noch wichtiger! Seit ihrer ersten vollen gemeinsamen Austria-Saison 2011/12 gibt es keine Spieler, die für den FAK mehr Vorlagen geliefert haben: Grünwald 36, Suttner 25. „Okay, größere Namen haben halt nicht so lange bei der Austria gespielt.“ Dazu kommen bei Grünwald aber noch 60 Bundesliga-Tore für die Austria – damit liegt er auf Platz 12 im ewigen Ranking. „Für einen Mittelfeld-Spieler ist das schon in Ordnung.“ Mehr als in Ordnung! Denn das sind nur 23 Bundesliga-Tore weniger als Austrias torgefährlichster Mittelfeldspieler Herbert Prohaska gemacht hat – der hatte dabei aber auch 128 Bundesligaspiele mehr am Buckel.

Acimovic-Tipps und Maradona-Tor 

 

Für Grünwald und Suttner schließt sich gegen Sturm am Samstag ein Kreis. Denn beide hatten ihren ersten Bundesligaeinsatz auch gegen steirische Vereine. Erlebnisse, die ihnen besonders in Erinnerung bleiben. Suttner saß damals (2008) bereits im Bus zum Amateurmatch der Austria Amateure gegen die Red Bull Juniors in Salzburg: „Dann musste ich aussteigen und zurück nach Wien fahren.“ Denn er durfte daheim gegen Kapfenberg in der Kampfmannschaft ran. Und das hinter einem gewissen Milenko Acimovic: „Er hat mir sehr geholfen, mich gecoacht und mir ein paar dankbare Bälle zugespielt, damit ich eine Sicherheit bekomme.“ Grünwald durfte sogar bereits 2007 mit erst 17 Jahren erstmals Profiluft schnuppern – zwar nur ab der 89. Minute, aber gleich im Kracher gegen Sturm. Nachdem sein Vorbild in Sachen Einstellung Hannes Aigner zuvor noch das 2:2 erzielt hatte. „Ich konnte meinen ersten Einsatz gar nicht so recht glauben, war ja damals noch U19 Spieler.“ Auch gegen Sturm erzielte Grünwald 2019 sein vielleicht schönstes Bundesliga-Tor: „Das war so ein Maradona Schmäh, gefolgt von einem Schuss ins lange Eck.“ Zaubert er am Samstag vielleicht nochmal?

Neue Prioritäten im Leben

Fix ist: Mit 33 (Grünwald) und 35 Jahren (Suttner) nehmen beide nun den Hut. Was sind die Gründe für den doch etwas frühen Abschied vom Fußball? Immerhin hatten beide mit Topleistungen doch großen Anteil daran, dass die Austria nächste Saison im Europacup spielt. Bei Grünwald ist es vor allem eine gesundheitliche Geschichte, um noch fit abzutreten, bevor etwas Schlimmeres passiert: „Ich hatte schon mit 14 meinen ersten von drei Kreuzbandrissen. Dazu kam dann noch der Knorpelschaden 2018, der war gefühlt fünfmal ärger. Als ich zuletzt einmal meine Narben im Spiegel gesehen habe, habe ich mir schon gedacht, dass ich dafür viel aus meiner Karriere rausgeholt haben. Ich habe bewusst jetzt aufgehört. Der Fußball ist nicht mehr oberste Priorität. Die Gesundheit ist das Wichtigste.“ Bei Suttner war es ein Mix aus verschiedenen Gründen. Dabei ganz wichtig, endlich mehr Zeit für seine Familie und Sohn Theo zu haben. „Ich freue mich schon sehr darauf, endlich freie Wochenenden zu haben und mit der Familie einen Ausflug machen zu können.“

Neue Aufgaben bei der Austria

Das Karriereende hat aber auch berufliche Gründe. Suttner und Grünwald bleiben der Austria in der Geschäftsstelle erhalten und werden sich um Partneraquise und Kundenkontakt kümmern. Gerade wegen der finanziellen Situation zuletzt eine ganz zentrale Rolle. „Bei so einer Jobchance will man nicht warten, dass sie jemand anderer bekommt“, so Suttner. Was ihm nach dem letzten Match am meisten fehlen wird? „Der Fokus und das Kribbeln vor dem Match. Das Kabinenleben mit den anderen Spielern, so etwas gibt es wohl kaum in einem anderen Beruf.“ Und Grünwald? „Tore schießen ist ein ganz eigenes Gefühl, auch mit den Fans zu feiern – das werde ich schon arg vermissen.“ Und was wird ihm gar nicht fehlen? „Der Druck, die negativen Emotionen und auch das Training, was bei mir wegen meiner Verletzungsgeschichte schon sehr aufwändig war.“ Schon am Freitag steht für beide die letzte Trainingseinheit am Programm und dann nur noch der Spieltag am Samstag – von dem Grünwald nur eines sicher weiß: „Es wird besonders werden.“