21. Mai 2022
Jakob Jantscher: Alter ist kein Kriterium
28 Scorerpunkte sammelte Jakob Jantscher diese Saison in der ADMIRAL Bundesliga. Der Spieler des Jahres erzählt im Interview was ihn auch mit 33 Jahren fit hält, welche Rolle er in der Sturm-Offensive einnimmt und warum es eine lehrreiche Saison für sein Team war.
Jakob, was bedeutet dir die Auszeichnung „Spieler des Jahres“?
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass jeder Einzelne von dem abhängig ist, was in einer Mannschaft passiert. Wenn wir als Team nicht so spielen würden, würde ich nicht performen können. Deshalb ist das auch eine Auszeichnung für die ganze Mannschaft. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich selbst etwas überrascht war, gewonnen zu haben. Ich wurde vor zehn Jahren als Salzburg-Spieler als bester Spieler der Saison ausgezeichnet, aber es ist noch einmal ein anderer Stellenwert, eine solche Auszeichnung mit dem Verein zu erreichen, bei dem man groß geworden ist. Gerade, wenn ich auch daran denke, dass es mit Salzburg eine Mannschaft gibt, in der viele Spieler sehr gute Leistungen gezeigt haben.
Die Auszeichnung im heurigen Jahr kommt nicht von ungefähr – 28 Scorerpunkte hast du in der Bundesliga gesammelt, gar über 40 in allen Bewerben. Du bist damit unter den Besten Europas. Ist das Form, Lauf oder Routine?
Alles zusammen wahrscheinlich. Als das neue Trainerteam vor zwei Jahren zu Sturm kam, hat Christian Ilzer schnell die Idee gehabt, dass ich als eigentlich typischer Flügelspieler auf einer anderen Position der Mannschaft noch besser helfen könnte. Der kürzere Weg zum Tor kommt mir bei unserem intensiven Spiel sehr entgegen. Es ist eine Qualität des Trainers, das zu erkennen. Auch kommt dazu, dass ich unter Ilzer wieder mehr Spiele bekommen habe als unter Trainern davor, was natürlich hilft, in sich und sein Können zu vertrauen. Die letzten beiden Saisonen ist das gut aufgegangen, dass es heuer noch mehr und dann gar so viele Tore und Assists geworden sind, ist eine schöne Sache. Aber – so abgedroschen es klingen mag – ich will in erster Linie zum sportlichen Erfolg der Mannschaft beitragen. Wenn das dann in dieser Form wie heuer gelingt, ist es natürlich das Schönste, was einem Offensivspieler passieren kann.
Oft hat es heuer geheißen, Jakob Jantscher erlebe seinen zweiten Frühling. Aber ist es nicht so, dass du mit deinen jetzt 33 Jahren noch alles andere als zum alten Eisen zählst? Man denke nur an Robert Lewandowski, der aktuell wohl weltbeste Stürmer, ist ein Jahr vor dir geboren.
Ja, das würde ich schon auch so sehen. Für mich ist Alter kein Kriterium, es geht um den einzelnen Spieler und die Einstellung in jedem Training. Es gibt genügend Beispiele von Fußballern, die bis ins hohe Alter sehr gute Leistungen bringen. Ob der angesprochene Lewandowski, Zlatan Ibrahimovic oder natürlich Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Auch Andi Ulmer, mit dem ich seit den gemeinsamen Zeiten in Salzburg in Kontakt stehe, ist ein sehr gutes Beispiel. Er ist ein Musterprofi. Ich habe mit Andi erst unlängst über das Thema gesprochen. Wir haben festgestellt: der neue, intensivere Fußball bringt mit sich, dass man nicht stehen bleiben darf als routinierter Spieler. Man muss als Älterer immer dranbleiben, das hält auch mich etwa auch mit 33 fit und jung.
Du hast bis Herbst mit Kelvin Yeboah gut harmoniert, im Frühjahr stand Rasmus Höjlund neben dir – deinen Scorerpunkten hat der Wechsel wenig Abbruch getan. Warum?
Es sind natürlich zwei andere Spielertypen, aber der Verein tätigt die richtigen Transfers. Während ich eher die spielerische Komponente einbringe und zwischen den Linien agiere, sind Kelvin und Rasmus zwei Spieler, die beide viel Schnelligkeit mitbringen und in die Tiefe gehen. Ich glaube, diese Kombination harmoniert gerade in diesem System gut. Dieser Weg macht uns auch unter anderem erfolgreich. Es ist ohnehin ein Geben und Nehmen am Platz – auch die Tatsache, dass in jungen Talente wie Kelvin oder Rasmus meine Erfahrung weitergeben kann, ist ein wichtiger Punkt. Die Jungs können da viel mitnehmen.
Am Ende dieser Saison steht der zweite Platz, ein frühes Cup-Aus und eine Europa-League-Gruppenphase, wo die Gegner Champions League-Charakter hatten. Was ist dein Resümee der zweiten Spielzeit unter Cheftrainer Christian Ilzer?
Die Saison war sehr lehrreich. Wir hatten einen sehr guten Start, haben uns in einer sehr schweren Gruppe international bis zum Schluss steigern können und viel dazu gelernt. Es war für viele Spieler sehr wichtig, zu erleben, was für ein Level in Europa wartet. Gerade bei vermeintlich einfachen Dingen wie dem ersten Kontakt oder Passqualität ist bei Mannschaften wie Real Sociedad, AS Monaco oder PSV Eindhoven ein Qualitätsunterschied zu erkennen. Auch die Mehrfachbelastung mit bis zu drei Spielen in der Woche, oder sich von einem Europacupspiel vor 25.000 Menschen auf ein Ligaspiel vor 3.000 Zuschauern innerhalb weniger Tage umzustellen, ist eine enorme Erfahrung.
Was muss in der nächsten Saison besser werden?
Das frühe Cup-Aus im Heimspiel gegen Ried im Herbst war natürlich eine Enttäuschung - gerade, weil das eigentlich immer so etwas wie der Sturm-Bewerb war. Im Pokalbewerb wollen wir nächstes Jahr wieder voll angreifen. Auch müssen wir in der neuen Saison noch mehr Konstanz reinbringen und immer fokussiert bleiben. Es waren noch einige Spiele dabei, dir wir gewinnen hätten können - auch wenn wir oft als Sieger vom Platz gegangen sind. Und natürlich wollen wir mit der Erfahrung dieser Saison international heuer mehr Punkte machen und vielleicht sogar eine Runde weiterkommen.
Spieler des Jahres:
- Jakob Jantscher
- Karim Adeyemi
- Rasmus Kristensen
- Marco Grüll
- Mohamed Camara