15. Okt. 2021

Johannes Handl Meisterklasse statt Taferlklasse
Mit der Admira, am Samstag Gegner der Wiener Austria, verbinden Johannes Handl zwei Schlüsselerlebnisse in seiner noch kurzen Bundesliga-Karriere. Am 13. April 2019, kurz vor seinem 21. Geburtstag, waren die Südstädter Gegner bei seinem erstem und einzigen Bundesliga-Einsatz für Wacker Innsbruck. „Aber das war ein eher unglücklicher Auftritt“, erinnert sich Handl, „wir haben 1:3 verloren und ich habe rechter Verteidiger gespielt.“ Nicht gerade die dankbarste Position für einen 1,96 Meter langen Innenverteidiger. „Aber die Freude über den ersten Bundesliga-Einsatz war natürlich trotzdem groß.“
Im Tandem mit Dario Maresic
Besonders groß, weil Johannes Handl schon nicht mehr damit gerechnet hat. Dabei war sein Weg zum Fußballprofi vorgezeichnet. Schon mit drei Jahren trieb er sich auf dem Fußballplatz herum, der gleich gegenüber der elterlichen Wohnung lag. Er war noch kein Teenager, als er, bereits Spieler des SK Sturm, nach Graz ins Internat zog. Gemeinsam mit seinem Zimmerkollegen und besten Freund Dario Maresic, ebenfalls aus Frohnleiten, dominierte er die Nachwuchs-Turniere der Gegend und zog mit 13, 14 Jahren das Interesse von Bayern München, Inter Mailand und Red Bull Salzburg auf sich. „Ich selbst habe davon gar nicht so viel mitbekommen, die Vereine sind ja an meine Eltern herangetreten. Ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte, aber ich glaube, ich hätte meinen Weg auch eher in Graz gesehen, weil nicht absehbar war, dass meine Eltern mit mir übersiedelt wären.“
Abschied vom Profi-Traum
Die Internatsjahre haben sich ausgezahlt. Mit 17 Jahren schaffte es der Nachwuchs-Nationalspieler zu Franco Foda in die Erste. „Aber gleich in der ersten Trainingswoche bei den Profis ist es passiert.“ Eine Sprunggelenksverletzung, die ihn zwei Jahre gekostet hat. „Sie hat mir die Freude am Fußball genommen“, blickt er auf die harte Zeit zurück. Als er mit 19 nach Lafnitz in die Regionalliga wechselte, „war das schon ein bewusster Schritt zurück.“ Der Traum vom Profi war vorbei. „Nach dem Bundesheer, so der Plan, wollte ich die Ausbildung zum Volksschullehrer machen.“ Womit er nicht gerechnet hatte: Dass Ferdinand Feldhofer die Lafnitzer in die 2. Liga führte und er dort so gut performte, dass ihn schon nach einer halben Saison Wacker Innsbruck auf den Tivoli lotste. Zunächst zwar für die zweite Mannschaft, die damals noch in der 2. Liga spielte, „ins Trainingslager durfte ich aber mit den Profis. Da habe ich gesehen, dass ich doch nicht so weit weg bin.“ Ab da kannte Johannes Handl nur noch ein Ziel: die Bundesliga.
Joe startet durch
Gedanken, ob er heute ohne die Verletzung schon weiter wäre, plagen ihn nicht. „Wer weiß, ob ich dann da wäre, wo ich jetzt bin.“ Wer weiß, ob dann aus dem steirischen Hans ein Joe geworden wäre. So nennen sie ihn, seit er nach dem Abstieg der Innsbrucker im Sommer 2019 nach Wien wechselte. Zur Austria, „die immer noch ein riesen Klub in Österreich ist.“ Zunächst musste er auch hier doppelgleisig fahren. Oben, mit den Profis, trainieren, unten, bei den Young Violets, spielen. Was sich schlüssig anhört, hat den Nachteil, dass man sich bald nirgendwo richtig zugehörig fühlt. In der ersten Saison standen 17 Zweitliga-Einsätzen für die Young Violets noch bescheidene fünf Bundesliga-Einsätze unter Christian Ilzer gegenüber. Seither kennt der Steirer auch den Unterschied zwischen den beiden Ligen genau: „In der Bundesliga herrscht einfach ein anderes Tempo. In der 2. Liga hast du als Innenverteidiger mehr Zeit für den Spielaufbau, oben wirst du sofort von den Stürmern unter Druck gesetzt, da musst du schon vorher wissen, wo du hinspielst.“
Doppelpack in der Südstadt
Unter Peter Stöger ist Joe Handl einem Stammplatz schon sehr nahe gekommen. Daran war ein weiteres Spiel gegen die Admira nicht unschuldig. In der aufgrund der Pandemie-Maßnahmen leeren BSFZ-Arena begann an jenem 26. Jänner 2021 gerade ein Schneetreiben, als Stöger eine Viertelstunde vor Schluss seine Nummer 46 von ihrem frostigen Platz auf der Ersatzbank erlöste. Acht Minuten später hatte Joe aus einem Weitschuss nicht nur sein Debüt-Tor in der ADMIRAL Bundesliga erzielt, sondern per Kopf auch gleich ein zweites zum 4:0-Sieg nachgelegt. „Ich kann mich nicht erinnern, einmal zwei Tore geschossen zu haben“, wusste er kaum, wie ihm geschah. Dabei war der eher kleine Hans sogar Stürmer, ehe mit 15, 16 Jahren der Wachstumsschub einsetzte und er zum Innenverteidiger umfunktioniert wurde. Zwei Tore kann Johannes Handl für Samstag nicht versprechen. „Die soll der Marco (Djuricin; Anm.) schießen“, lacht er. Die schweren Zeiten am Verteilerkreis haben zumindest etwas Gutes: Sie schweißen zusammen. „Wir sind eine Mannschaft, die zusammen etwas erreichen will. Wir müssen uns nicht verstecken, haben schon gezeigt, dass wir richtig gut mithalten können. ich glaube, das wird am Ende noch eine coole Sache“, ist er überzeugt, sogar noch um Platz 6 mitreden zu können. Dann hieße es endgültig: Meisterklasse statt Taferlklasse!