17. Dez. 2018

Kontroverse um Polizei-Einsatz bei Wiener Derby
Die Wiener Polizei hat nach Kritik an ihrem Vorgehen am Rande des Wiener Derbys zwischen Austria und Rapid Teile des Einsatzprotokolls und Auszge aus polizeilichen Videoaufnahmen verffentlicht. "Die Behauptung einer Sperre der Autobahn vor dem Bewurf ist - wie in den gesicherten Videos ersichtlich - falsch". Rapid bekrftigte aber seine Kritik. Die Polizei-Aktion sei unverhltnismig gewesen."Hier wurden, aus welchen Motiven auch immer, Leute ihrer Freiheit beraubt und zwar wurden sie stundenlang in einer vllig unangemessenen und jegliche Verhltnismigkeit mit Fen tretenden Art und Weise in einem Kessel festgehalten", sagte Rapids Vizeprsident Nikolaus Rosenauer. Rapid-Prsident Michael Krammer, der sich laut Eigenaussage von 18:30 Uhr bis zum Ende der Identittsfeststellung um kurz vor 22:00 Uhr selbst ein Bild vom Einsatz entlang der Sdosttangente vor der Generali Arena machte, sprach von einer "absurden" Situation. "Es gab keine Chance auf irgendeine Art der menschenwrdigen Behandlung", erklrte Krammer, der sich bei der Pressekonferenz "nicht als Rapid-Prsident, sondern als Staatsbrger" uern wollte. "Aus meiner Sicht: Das war nicht spontan, das war geplant. Der Einsatz war nicht verhltnismig."Die mittlerweile durch Videoaufnahmen belegten (Schneeball)-Wrfe durch Rapid-Anhnger auf die Sdosttangente verurteilte die Vereinsfhrung. Jene waren laut Polizei der Auslser fr die folgenden - knapp sieben Stunden andauernden - Identittsfeststellungen von 1.338 Personen gewesen. Ein solcher Werfer sei "kein Rapidler, das ist ein Krimineller, der Rapid missbraucht und fr sich vereinnahmt", erklrte Rosenauer. Der (hauptberufliche) Anwalt hatte fr das Folgende aber keinerlei Verstndnis. "Den Rest unter Generalverdacht zu stellen, das sind fr mich polizeistaatliche Manahmen. Insgesamt wenn dies ohne jegliche Genehmigung durch die Justiz erfolgt."Die Funktionre prangerten zudem die Wahl der Streckenfhrung des Fanmarsches an. Diese erfolge durch die Polizei. "Warum whlt man von Behrdenseite so einen Weg zum Stadion ber die meistbefahrene Strae sterreichs?", fragte Krammer. Der Weg ber die Brcke sei zudem unzureichend gesichert gewesen.Auf die Frage, ob eine kurz- bis mittelfristige Entspannung im Verhltnis Rapid-Rapidfans-Polizei berhaupt mglich sei, entgegnete Krammer nur: "Mir geht es darum, dass das rechtsstaatliche Prinzip funktioniert. Darum werden wir uns kmmern und wir gehen auch davon aus, dass sich die Behrden darum kmmern."Aus dem verffentlichten Protokoll der Polizei geht hervor, dass es bereits um 12.30 Uhr, also viereinhalb Stunden vor dem Spielbeginn, zum Einsatz verbotener pyrotechnischer Gegenstnde kam, nmlich beim Marsch zum Bahnhof Htteldorf und schlielich im Bahnhofsareal. Selbiges geschah laut Angaben der Exekutive auch beim Umstieg am Karlsplatz und setzte sich bei der U-Bahn-Station Reumannplatz und beim anschlieenden Abmarsch der Fans in Richtung Generali-Arena fort. Die Polizei vermerkte zudem, dass es gegenber dem Fanblock "keinerlei polizeiliche Anweisungen gab", auf der Brcke der Sd-Ost-Tangente (A23) stehen zu bleiben, was laut den Angaben gegen 15.00 Uhr der Fall war. Die Autobahn sei dann beworfen worden, "die Behauptung einer Sperre der Autobahn vor dem Bewurf ist - wie in den gesicherten Videos ersichtlich - falsch", hie es weiter.Die Landespolizeidirektion uerte sich zu den Vorwrfen, dass Kinder, Familien und gebrechliche Personen stundenlang festgehalten wurden, und hielt in diesem Zusammenhang fest, dass es kurz nach 15.00 Uhr zu einer Anhaltung von ber 1.000 Personen kam. Etwa 40 Minuten darauf erfolgte eine Durchsage per Lautsprecherwagen, bei der die Anwesenden ber das weitere Vorgehen seitens der Exekutive informiert worden wren, nmlich eine Identittsfeststellung und anschlieende Wegweisung aus dem Sicherheitsbereich. "Dies hat erneut polizeifeindliche Parolen zufolge. Anwesende fhrende Fangruppierungen schlieen ein Mitwirken fr sich und alle anderen Anwesenden aus, weshalb anfnglich nur sehr wenige Personen den Bereich verlassen wollen", hie es in dem Protokoll.Auch erneuten Aufrufen zur Mitwirkung wre nicht nachgekommen worden, jedoch habe sich ein groer Teil der Fans geweigert, sich auszuweisen. Bei diesen Durchsagen sei auch darauf hingewiesen worden, dass Frauen, Kinder sowie gebrechliche Personen "vortreten mgen und bevorzugt behandelt werden". Um 21.55 Uhr - und damit fast sieben Stunden nach der Anhaltung - erfolgte dann schlielich die letzte Identittsfeststellung, insgesamt wurden 1.338 Personen kontrolliert und erfasst.Rapid hatte zuvor mangelnde Verhltnismigkeit angeprangert und von einem "skandalsen Vorgehen" geschrieben. Auslser fr das Vorgehen war laut Polizei, die rund um das Match mit 550 Beamten im Einsatz war, die zehnmintige Sperre der Wiener Sdosttangente (A23) im Vorfeld des Derbys.Rapid-Prsident Michael Krammer bte am Montag scharfe Kritik am Vorgehen. "Ich habe als ehemaliger Offizier des Bundesheers groes Verstndnis fr rechtsstaatliche Prinzipien. Was ich am Sonntagabend erlebt habe, htte ich aber im Rechtsstaat sterreich nicht fr mglich gehalten", wurde Krammer in einer Aussendung des Clubs am Montagvormittag zitiert. "Hier war keinerlei Verhltnismigkeit gegeben, Menschen ber Stunden bei Minusgraden einer solchen Situation auszusetzen, halte ich fr skandals."Laut Polizei sei der Einsatz ohne grbere Zwischenflle abgelaufen. Es mussten "lediglich drei Personen von der Rettung abtransportiert werden". Laut Rechtshilfe Rapid wurde der zur medizinischen Versorgung zwischenzeitlich angerckte Katastrophenzug des Roten Kreuzes aber unverrichteter Dinge wieder weggeschickt. "Die Polizei verweigert eine medizinische Versorgung", heit es in einem diesbezglichen Tweet. Dies deckt sich mit Club-Angaben. "Den perlustrierten Personen, darunter auch Kinder, Frauen und ein Mdchen, das aufgrund einer Diabetes-Erkrankung insulinpflichtig ist, mussten ohne Versorgung (Getrnke oder Essen) und ohne Mglichkeit sanitre Anlagen aufzusuchen, dort verharren."Der Einsatz endete mit zwei Anzeigen. Laut Polizei gab es eine Anzeige wegen vorstzlicher Gemeingefhrdung und eine verwaltungsrechtliche Festnahme. Zahlreiche pyrotechnische Gegenstnde, darunter "eine Rauchgranate polnischen Fabrikats" seien sichergestellt worden. Krammer: "Egal ob ein Gegenstand oder mehrere, so eine Aktion ist natrlich ohne Wenn und Aber zu verurteilen."In Fankreisen und in den sozialen Netzwerken wurde ber eine geplante Retourkutsche der Polizei auf eine Anti-Polizei-Choreografie gemutmat. Vor dem Anpfiff des Europa-League-Spiels am vergangenen Donnerstag - dem 13.12. - hatte die organisierte Fanszene tribnenbergreifend in groen, grnen Lettern den Schriftzug "1312" prsentiert. Ein Code fr die Abkrzung "ACAB", die fr die Beschimpfung "All Cops Are Bastards" steht. Die Justiz stellte am Montag gegenber der APA klar, dass der Einsatz nicht von ihr angeordnet worden sei.Wiens Landesprsident Gerhard Prstl hatte sich noch am spten Sonntagabend in einer Aussendung zu Wort gemeldet. "Gewalt hat auch beim Fuball nichts verloren. Die Wiener Polizei ist dieser entschieden entgegengetreten", wurde Prstl zitiert. Er wnscht sich nun, dass der Verein "gegen alle gewaltbereiten Fans, soweit sie ihm bekannt sind, konsequent, auch mit Stadionverboten, vorgeht".Krammer prangerte den Generalverdacht gegenber ber 1.300 Personen an. "Ich stimme dem Landespolizeiprsidenten absolut zu, dass Gewalt auch im Fuball nichts verloren hat. Daher sollten jene zur Verantwortung gezogen werden, die sich in diesem Zusammenhang strafbar machen, aber nicht ber 1.300 Personen unter Generalverdacht gestellt und ber Stunden unter menschenunwrdigen Umstnden festgehalten werden."Die "Rechtshilfe Rapid" kndigte eine Manahmenbeschwerde an. "Die Verhltnismigkeit war unserer Meinung nicht gegeben", sagte Vorstandsmitglied Helmut Mitter der APA. Mitter kritisi