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13. Juni 2018

Krntens singender Stadionsprecher

Die Schlagernacht am Wörthersee interpretierte Gerd Miesenböck einst auf seine eigene Art. Er, der Stadionsprecher der damaligen Austria Kärnten, war Ende der 00er-Jahre offenbar bemüht, dem Publikum im EM-Stadion ein Rundum-Package aus Sport und Gesang zu bieten. Sich mitten im Heimspiel der Kärntner Austria das Stadionmikrofon zu krallen und das Publikum mit sonoren Tenor-Sounds made by Miesenböck zu beglücken? Für den exzentrischen Stadionsprecher kein Problem! 2009, im Heimspiel gegen Altach, war es wieder einmal so weit. Etwa zehn Minuten vor dem Schlusspfiff stimmt Miesenböck zur Melodie von „Go West“ von den Petshop Boys an: „Steht auf für die Austria, steht auf für die Austria, steht auf für die Austria …“ So geht Leidenschaft! Das Klagenfurter Publikum ist offenbar nicht eben elektrifiziert von der stimmlichen One-Man-Show, erträgt den Live-Gig Miesenböck aber geduldig. Nicht so Spielleiter Fritz Stuchlik. Der Referee stürmt in einer Spielunterbrechung zur Outlinie, um den trällernden Kick-Animateur zu maßregeln. Auf Nachfrage von „Sky“ betet Stuchlik, ganz seinem Naturell entsprechend, eine Paragraphen-Litanei herunter, derzufolge die Schelte für Miesenböck gerechtfertigt war. Frenkie Schinkels, damals Cheftrainer der gegen den Abstieg kämpfenden Kärntner Austria, bringt es ein bisserl später ein wenig flapsiger und im flockigen Schinkels- Style auf den Punkt: „Ich glaube, der Fritz mag lieber Rap-Musik.“ Überhaupt war Miesenböck für unkonventionelle Einlagen via Stadionmikro zu haben. Ebenfalls im Jahr 2009 wurde er vom Bundesliga-Strafsenat zu einer Bußzahlung von 500 Euro vergattert. Grund: Er hatte in der Halbzeit des Austria-Kärnten-Heimspiels gegen Tabellenführer Salzburg eine Wahlempfehlung für die nahende Klagenfurter Bürgermeisterwahl abgegeben. Politische Ansagen sind in Bundesliga-Stadien damals wie heute verboten.