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05. Sept. 2025

Philipp Großalber - LASK

LASK-Tormann-Trainer: „Jungwirths Feuertaufe!“

Alex Schlager, Pavao Pervan oder Tobias Lawal – das Reservoir an Spitzenkeepern ist beim LASK riesig. Ab dieser Saison steht Lukas Jungwirth im Tor der Linzer und schickt sich an, diese Reihe nahtlos fortzuführen. Wir sprachen mit Philip Großalber (35), seit 2019 Tormann-Trainer der Athletiker, woher diese Dichte an Top-Torleuten rührt und wie er die Performance seines jüngsten Eigengewächses sieht.

Lukas Jungwirth (21) spielt seine erste Saison als Einser-Tormann und hat dabei schon einiges erlebt. Wie fällt Ihr Fazit nach fünf Liga-Spielen und zwei Cup-Runden aus?

Philip Großalber: Ich bin absolut zufrieden mit Luki. Für sein junges Alter bringt er schon sehr viel mit und hat stabile Leistungen gezeigt. Nicht nur in den Spielen, sondern auch bei der täglichen Arbeit auf dem Trainingsplatz.

Nach dem Abgang von Tobi Lawal nach Belgien hat der LASK sehr früh kommuniziert, dass Jungwirth die neue Nummer 1 wird. Warum war man sich so sicher?

Für uns im Verein war das sehr früh klar, wir haben uns auch nicht groß auf dem Transfermarkt umgesehen. Lukas bringt großes Potenzial mit, wir haben riesiges Vertrauen in seine Fähigkeiten. Deshalb bestand auch nie ein Zweifel, ihn zur Nummer 1 zu machen. Gerade bei jungen Torhütern steht und fällt alles mit dem Grundvertrauen, das man ihnen entgegenbringt. Das ist beim LASK vielleicht auch deshalb so groß, weil es in der Vergangenheit schon so oft funktioniert hat.

Lawal und Jungwirth - LASK

Welches sind Jungwirths hervorstechende Stärken?

Er ist trotz seines jungen Alters auf dem Weg zu einem sehr kompletten Torhüter. Er hat unglaubliche Fähigkeiten im eins gegen eins, ist extrem professionell, ein akribischer Arbeiter. Außerdem bringt er eine enorme physische Präsenz auf den Platz. Bleibt er verletzungsfrei, traue ich ihm eine große Zukunft zu.

Der LASK hatte einen komplizierten Saisonstart mit erst einem Sieg. Macht es das für einen jungen Keeper wie ihn besonders schwer?

Die ersten Spiele waren für uns als Team alles andere als optimal, keine Frage. Für ihn ist es gleich eine Feuertaufe, die er bestehen muss. Aber er steht seinen Mann, scheut sich nicht vor der Verantwortung und gibt sein Bestes, dass wir wieder positivere Ergebnisse erzielen. Luki ist von sich aus schon sehr reif, aber natürlich reden wir im Tormannteam auch über die Situation. Wir versuchen, bei uns zu bleiben und uns auf die Bereiche zu konzentrieren, die wir beeinflussen können.

Jungwirth ist praktisch der Nachfolger von drei National-Torhütern, zuletzt Tobi Lawal, davor Alex Schlager und vor Ihrer Zeit auch Pavao Pervan. Wie ist diese Dichte an Spitzen-Torleuten zu erklären?

(schmunzelt) Ein Patentrezept gibt es da nicht. Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, einen sehr guten Drive im Tormannteam zu haben, bei dem sich jeder gegenseitig unterstützt und sich jeder individuell weiterentwickeln kann. Dabei ist eine gute und ehrliche Rollenverteilung essenziell, es muss eine klare Hierarchie geben. Ich bin ein Freund davon, klar zu kommunizieren, wer welchen Part ausfüllt.

Lukas Jungwirth - LASK

Sprich: Es muss eine klare Nummer 1 geben.

Genau! Nehmen wir aktuell Tobias Schützenauer: Mit ihm ist klar vereinbart, dass er zu wenig Spielzeit kommen wird, wenn Lukas gesund bleibt. Aber trotzdem ist er ein sehr wichtiger und verlässlicher Bestandteil für das Funktionieren des Tormannteams. 

Zu den Genannten kommt auch noch ein Nik Polster, der derzeit beim WAC für Furore sorgt.

Es freut mich sehr, dass Nik in Kärnten eine super Entwicklung nimmt und mit konstant starken Leistungen aufzeigt. Auch bei ihm sehe ich ein riesiges Potenzial für die Zukunft.

Um so eine Phalanx zu haben, braucht es starkes Scouting, gutes Tormann-Training, aber wahrscheinlich auch eine Portion Glück. Wie würden Sie diese Faktoren gewichten?

Unser Anspruch ist es, den Faktor Glück durch seriöses und strukturiertes Tormanntraining möglichst zu reduzieren. Aber klar, jeder Torhüter braucht auch gewisses Spielglück, keine Frage. Wir stehen in engem Austausch mit unserer Akademie, versuchen, so früh wie möglich Talente zu fördern und heranzuführen.

Was die Frage aufwirft: Wer sind die Nächsten in der Reihe?

Wir haben immer noch sehr viel Potenzial im Verein, in der zweiten Mannschaft und in der Akademie gibt es einige Talente, die aufstreben. Ich denke da an Fabian Schillinger oder Christof Katzmayr. Beide sind in ihren Jahrgängen bereits fixe Bestandteile in den Nationalteams. Unser Ziel ist es, solche Talente mit kontinuierlicher und progressiver Arbeit an den Profifußball heranzuführen. 

Der Fußball ist in ständigem Wandel. Wie hat sich das Tormannspiel in der letzten Zeit verändert?

Das Offensivspiel ist ein immer größerer Faktor geworden. Da gilt es immer mehr, dass sich die Torhüter auf die jeweilige Spielphilosophie des Cheftrainers einstellen können. Meine Erfahrung ist, dass jeder Chefcoach andere Ansprüche an den Torhüter stellt, da musst du eine gewisse Anpassungsfähigkeit mitbringen. Dazu kommt, dass auch der Druck ein immer größerer Punkt wird. Die Verantwortung des Torhüters ist eine sehr große, der Umgang mit Fehlern ist dementsprechend wichtig geworden.

Sie sind seit 2019 beim LASK im Amt und haben mit Trainern wie Dominik Thalhammer, Valerien Ismael, Didi Kühbauer oder aktuell Joao Sacramento zusammengearbeitet. Unterschiedliche Typen, verschiedene Ansätze. Kompliziert für das Tormannteam?

Im Grunde müssen sich die Torhüter im Spielaufbau immer nach den Ansprüchen des Cheftrainers richten, das ist ganz klar. Dafür ist Kommunikation das Entscheidende, es muss klare Prinzipien geben, an denen sich jeder orientieren kann. Seit ich beim LASK bin war es immer so, dass ich vom Cheftrainer klare Richtlinien bekommen habe, was die Torhüter im Bereich des Offensivspiels zu machen haben. Dabei hatte ich das Glück, immer sehr viel Vertrauen entgegengebracht bekommen zu haben und dadurch feie Hand in der Trainingsgestaltung hatte. Unterm Strich bleibt die Kernaufgabe des Torhüters immer, das eigene Tor zu verteidigen.

Sie wurden schon mit 25 Jahren Tormann-Trainer, waren zunächst bei Vorwärts Steyr tätig. Das ist ungewöhnlich in diesem Bereich, der oft von ehemaligen Profi-Keepern ausgefüllt wird.

Aufgrund einer Handverletzung bin ich sehr früh in den Bereich des Tormann-Trainings gekommen. So konnte ich in anderer Funktion meiner Liebe zum Tormann-Spiel Ausdruck verleihen. Die Leidenschaft dafür war immer schon da. Und ich kann fix behaupten, ein besserer Trainer als Keeper zu sein (lacht). Von daher passt das schon ganz gut so.

Text: Markus Geisler, Fotos: GEPA pictures