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18. Okt. 2022

Lautaro Rinaldi: Der mit dem Fuballgott kickte

Es sind klingende Namen, die den WSG-Tirol-Stürmer Lautaro Rinaldi seine ganze Karriere hindurch begleitet haben – auf dem Bolzplatz kickte er sogar mit dem Fußball-Gott. In Wattens will der Argentinier mit italienischem Pass ein Stück Klub-Geschichte schreiben.

 

Lautaro, in deiner Heimat Argentinien hat man dir den Namen „Tanque“, also „Tank“, gegeben. Warum das?

Ja, das war einer meiner Spitznamen, weil ich wie ein Panzer überall hingehe, wo es weh tut. Ein anderer Name, den sie mir gegeben haben, ist „Tiger“, weil mein Spiel sehr aggressiv ist. Ich kann ein gutes oder ein schlechtes Spiel machen, aber ich gebe bis zum Ende immer hundert Prozent. So will ich den Leuten in Erinnerung bleiben. Ich bin ein Typ Spieler, der keine Angst hat. So wie früher Gabriel Batistuta. Er war auch ein Biest mit einem super Schuss, kein technischer Spieler wie Neymar oder Ronaldo, aber einer, der mit sehr viel Kraft und Tempo an seinen Gegenspielern vorbei gegangen ist, der einen Zug auf’s Tor hatte.

Mit einem anderen Superstar hast du bei den Argentinos Juniors sogar zusammengespielt – mit Juan Román Riquelme.

Es war seine letzte Saison, die wollte er bei jenem Klub spielen, bei dem seine Karriere begonnen hat – bei den Argentinos Juniors. Er war unsere Nummer 10 und es war eine tolle Erfahrung für mich, mit so einem Spieler zusammenzuspielen. Er hat sich um uns junge Spieler wirklich gekümmert, hat mich auch noch angerufen, als ich schon bei Panathinaikos war und mir Tipps gegeben. Ich habe viel von ihm gelernt. Heute ist er Vizepräsident bei den Boca Juniors. Unser Trainer war damals übrigens Pipo Gorosito.

Bevor wir auf Gorosito eingehen: War Riquelme der beste Spieler, mit dem du je in einem Klub zusammengespielt hast?

Er war unglaublich. Aber ich habe mit vielen sehr guten Spielern gespielt. Bei Brescia habe ich mich mit dem sehr jungen Sandro Tonali gut verstanden. Er hat damals noch im Klubhaus gewohnt, heute ist er ein großer Star beim AC Milan. Bei meinem letzten Klub in Argentinien, bei Aldosivi, habe ich noch mit dem langjährigen Newcastle-Kapitän Fabricio Coloccini gespielt, der jetzt U20-Teamchef in Venezuela ist. Von diesen Spielern kannst du so viel lernen, weil sie genau wissen, was es braucht, um ein Spieler für große Mannschaften zu werden. Sie können dir beibringen, wie man richtig trainiert, wie man respektvoll mit seinen Mannschaftskollegen umgeht. Sie geben das an die Jungen weiter, damit diese es der nächsten Generation weitergeben können.

In Tirol verbindet man goldene Fußball-Zeiten mit dem Namen Gorosito – begegnest du seinem Namen noch oft?

Viele Leute, die in den Zeitungen gelesen haben, dass er mein Trainer war, reden mich auf ihn an. Sie erzählen mir davon, wie gut er hier war. Und ich weiß auch, dass er einer der Lieblingsspieler von Gernot Langes, dem Vater unserer Präsidentin, war. Natürlich habe ich Pipo angerufen, als ich das Angebot bekommen habe, hierher zu kommen. Er hat sofort gesagt, das musst du machen, also habe ich meinen Vertrag aufgelöst, bin gekommen und möchte gerne für einige Jahre bleiben.

Aufgrund der Ausländerregelung musst du öfter auf der Tribüne Platz nehmen, du hattest aber auch schon starke Auftritte wie beim 4:1 gegen den LASK, als du ein Tor erzielt und eines vorbereitet hast. Bist du bisher zufrieden?

Die erste Saison ist immer schwierig. Ein neues Land, eine neue Kultur, du musst erst das Vertrauen von Trainer und Mitspielern gewinnen, dass du dich in dieser Liga durchsetzen kannst. Aber Trainer Silberberger und Sportdirektor Köck helfen mir sehr bei der Integration. Natürlich würde ich gerne regelmäßiger spielen, weil ein Stürmer einen gewissen Rhythmus braucht und auch die Mitspieler erst mit der Zeit lernen, wie sie mich am besten anspielen und welche Wege ich gehe.

Und wie gefällt dir die ADMIRAL Bundesliga?

Es gibt mit Red Bull Salzburg ein dominierendes Team, aber das ist nicht so ungewöhnlich, das ist bereits in vielen Ligen so. PSG in Frankreich, Bayern in Deutschland. Trotzdem können wir auch eine dominierende Mannschaft einmal schlagen, wie wir gegen den LASK gezeigt haben. Wir sind eine gute Mannschaft und wir wollen in die Geschichte des Klubs eingehen, indem wir uns erstmals für einen Europacup-Bewerb qualifizieren. Das ist zumindest mein großes Ziel.

Warum hat es auf den ersten Europa-Stationen bei Panathinakos und Brescia nicht nach Wunsch geklappt?

Sportdirektor Gilberto Silva hat mich zu Panathinaikos geholt, als der ehemalige Inter-Trainer Andrea Stramaccioni dort Trainer war. Weil Marcus Berg der Einserstürmer war, wollten sie mich step by step aufbauen. Aber als wir in der Europa League in einer Gruppe mit dem späteren Finalisten Ajax, mit Celta de Vigo und Standard Lüttich ausgeschieden sind, wurden Trainer und Sportdirektor entlassen. Der neue griechische Trainer wollte von meinem Aufbauplan nichts wissen und hat mir erklärt, dass er für mein Gehalt vier griechische Spieler zahlen kann. Also bin ich zu Brescia gewechselt, wo aber die Klub-Legende Andrea Caracciolo die letzte Saison spielte und alle alles taten, um ihm einen schönen Abschied zu machen. Da blieb für mich nur wenig Spielzeit, deshalb bin ich zurück nach Amerika, zuerst nach Mexiko, Peru und schließlich wieder in meine Heimat.

Wirst du dir die WM in Argentinien anschauen oder bleibst du während der Liga-Pause hier?

Ich werde in Tirol bleiben. Wir werden nach dem Meisterschaftsende am 15. November noch weiter trainieren. Vielleicht werde ich gemeinsam mit einigen Landsleuten, die in Tirol leben, die Spiele ansehen. Ich glaube, dass wir eine tolle Gruppe von Spielern haben, die, wenn sie so spielt, wie bei der Copa America, auch die WM gewinnen kann. Vor allem weiß jeder, dass es die letzte WM von Lionel Messi ist. Jeder wird alles dafür tun, dass er seine Karriere als Weltmeister beenden kann. 2014 war das ganze Land sehr traurig, als wir das Finale verloren haben. Ich würde mir wünschen, dass es diesmal klappt und die Menschen in unserem Land für einige Momente alle ihre Sorgen in dieser schwierigen Zeit vergessen können.

Gehörst du „Team Maradona“ oder „Team Messi“ an, wenn es um den besten (argentinischen) Spieler aller Zeiten geht?

Ich bin zu jung, um Maradona in seiner aktiven Zeit spielen gesehen zu haben. Aber ich hatte das Glück, einige Male eingeladen worden zu sein, mit ihm zu spielen, wenn er mit seinen Freunden von der 1986er-Weltmeister-Mannschaft zu Exhibition-Matches antrat. Die Argentinos Juniors waren ja Maradonas erster Klub, weshalb heute auch das Stadion nach ihm benannt ist – Estadio Diego Armando Maradona. Er hatte immer nette Worte für mich, und natürlich habe ich alle ihre Geschichten von den großen Spielen und Weltmeisterschaften aufgesogen. Diego war wie ein Gott für uns Argentinier. Erst er hat unser Land überall auf der Welt berühmt gemacht. Wenn ich mir heute Videos von ihm anschaue, werde ich sehr emotional. Aber natürlich liebe ich auch Lionel Messi. Ich bin einfach glücklich, dass sie beide Argentinier sind.