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04. Mai 2022

Lucas Galvo der unbesiegte Derby-Grenzgnger

Lucas Galvão mag das Wiener Derby. Kein Wunder, der Brasilianer blieb in seinen bisher vier Derbys sowohl auf der grünen als auch auf der violetten Seite ungeschlagen. Am Sonntag, bei der 336. Auflage des Wiener Klassikers, weiterhin ohne Niederlage zu bleiben, ist ihm aber zu wenig.

 

Lucas Galvão ist der 29. Spieler in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga, der sowohl für Rapid als auch die Austria gespielt hat. Aber der 30-jährige Brasilianer ist wohl der einzige, der auf beiden Seiten kein Derby verloren hat. Als Rapidler holte er in der Saison 2017/18 im Wiener Klassiker zwei Siege und ein Remis, in Violett erreichte er im vergangenen März ein 1:1. „Ich habe noch kein Derby verloren und werde alles machen, damit es so bleibt“, schaut der spielstarke Innenverteidiger aber weniger auf seine persönliche Bilanz als vielmehr auf die Tabelle. „Wir brauchen drei Punkte, um unser Ziel zu erreichen.“

Wer die Fehler nützt, gewinnt

Nach dem erfolgreichen Start in die Frühjahrssaison ist die Austria in der Meistergruppe seit sechs Spielen sieglos, der Vorsprung auf den Sechstplatzierten, der im Gerangel um die Europacup-Startplätze leer ausgeht, beträgt nur noch zwei Punkte. „Wir haben zwar drei Spiele verloren, aber zwei Mal gegen Salzburg und einmal gegen Sturm. Gegen Sturm hätten wir auch 1:1 spielen können, sogar gegen Salzburg waren wir daheim besser und hätten einen Punkt verdient. Gegen den WAC waren statt einem Punkt drei möglich“, rechnet Lucas Galvão vor, wo die Austria zuletzt eine bessere Platzierung liegen gelassen hat. „Aber in dieser Meistergruppe geht es nur gegen gute Mannschaften, da entscheiden Kleinigkeiten. Wer die Fehler des Gegners nützt, gewinnt.“

Im Derby sollen es wieder seine Veilchen sein, die Fehler ausnützen. Aber Lucas ist lange genug in Österreich, um zu wissen: „Das Derby ist das Derby. Es ist wichtig für den Verein und die Stadt, für die Fans. Schon im Training ist eine Derby-Woche ganz anders, weil alle nur davon reden.“ Aus seiner Rapid-Zeit tragen heute nur noch seine ehemaligen Partner im Abwehrzentrum, Maxi Hofmann und Christopher Dibon, sowie Kelvin Arase und Philipp Schobesberger Grün-Weiß. Einen Austria-Schreck wie den damals in Hochform befindlichen Schobesberger, der in den drei Derbies vier Scorerpunkte sammelte, sieht Lucas Galvão bei Rapid derzeit nicht: „Aber sie machen alle zusammen einen guten Job.“

Ziel europäische Gruppenphase

Lange Vergleiche zwischen den beiden Klubs will der Brasilianer nicht ziehen. „Ich konzentriere mich auf die Austria – und die ist ein top Verein, bei dem alles funktioniert. Wir haben viele junge Spieler, die wichtig sind für die Mannschaft, weil sie eine unglaubliche Motivation reinbringen. Aber es ist auch wichtig, die richtige Balance zu haben. Wir älteren Spieler helfen den Jungen gerne bei ihrer Entwicklung.“ Dass diese rascher vonstatten geht als selbst Trainer Manfred Schmid zu Saisonbeginn erwartet hat, hat Lucas Galvão, der erst im Winter aus Griechenland dazu stieß, nur am Rande mitbekommen. „Was vorher war, weiß ich nicht, aber vom ersten Tag an, seit ich da bin, hat jeder fest daran geglaubt, dass wir in die Meisterrunde kommen. Unser Ziel war, die letzten vier Spiele des Grunddurchganges zu gewinnen. Das haben wir geschafft.“

Aber das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Ich will nächstes Jahr endlich in einer Europa-Gruppenphase spielen“, kennt Lucas nur ein Ziel. „Bisher habe ich nur mit Altach in der Europa-League-Qualifikation gespielt. Da haben uns am Ende 90 Minuten zum Einzug in die Gruppenphase gefehlt.“ Nach einer 0:1-Heimniederlage war ein 2:2 auswärts gegen Maccabi Tel Aviv zu wenig.

Auf Engagement nach Europa

Vom europäischen Fußball hatte Lucas Galvão, der im Bundesstaat São Paulo aufgewachsen ist, schon immer die höchste Meinung. „Als Kind war ich Fan von Palmeiras, meinen ersten Profivertrag hatte ich bei Ponte Preta, aber mein Traum war immer, einmal in Europa zu spielen.“ Also hat er gleich die erste Gelegenheit dazu genützt. „Mein Berater hat ein Projekt gestartet und eine Mannschaft zusammengestellt, die nach Europa gereist ist, um sich als Testspielgegner anzubieten. Weil es in Brasilien bei meinen Vereinen immer Probleme mit dem Geld gab, habe ich nicht lange überlegt und mitgemacht.“ Von Österreich hatte er davor noch nicht viel gehört, obwohl er kurz sogar für Red Bull Brasil kickte. „Aber das war damals noch ein ganz kleiner Verein.“ Auf der Tournee in Österreich wusste er, damals noch als Linksverteidiger, Austria Lustenau zu gefallen. Das war 2013. Nach zweieinhalb Jahren ging es weiter zu Altach in die Bundesliga, wo er wieder zweieinhalb Jahre blieb. Groß abkassiert hat dann nach nur einer Saison Rapid für ihn – 2018 wechselte Galvão für 2,4 Millionen Euro nach Ingolstadt in die 2. Deutsche Bundesliga.

Aufbau in Dubai

Eine Sprunggelenkverletzung sorgte dafür, dass er für den Audi-Klub nur zehn Spiele bestritt. Um wieder in die Spur zu finden, wechselte er 2019 nach Dubai, zu Al Wasl. „Das war eine wichtige Zeit für mich, weil ich in Ingolstadt lange verletzt war und ich nicht gewusst habe, ob ich überhaupt wieder zurück komme. Ich hatte Schmerzen, bin operiert worden, da war es mir ganz recht, dass der Fußball am Anfang nicht so intensiv war. Als ich gesehen habe, dass es wieder geht, habe ich gleich das erste Angebot genützt, um wieder nach Europa zu kommen. Der Fußball hier ist schon anders.“ Damir Canadi, der ihn aus Altach kannte, holte ihn zu Atromitos nach Athen. Derbys hat er auch dort kennengelernt. „In Athen gibt es zwar viele Derbys, aber ich war bei einem kleinen Verein. Das war mit der besonderen Atmosphäre des Wiener Derby nicht zu vergleichen“, freut er sich schon auf das Derby in der nahezu ausverkauften Generali Arena. In dem er zum fünfte Mal unbesiegt bleiben will.