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16. Juli 2025

Lustenaus Vorstandssprecher und Infrastruktur-Geschäftsführer Bernd Bösch

Lustenaus neues Stadion: „Alle Augen leuchten!“

Bernd Bösch erklärt, warum das neue Reichshofstadion auf einzigartige Weise Nostalgie und Neustart verbindet.

Es ist vollbracht! Wenn am Samstag das brandneue Reichshofstadion mit dem Spiel gegen den FC Augsburg eröffnet wird, ist es das erfolgreiche Ende eines jahrzehntelangen Kraftakts, der die Nerven aller Verantwortlichen oft bis über das Erträgliche strapazierte. Mittendrin: Vorstandssprecher und Infrastruktur-Geschäftsführer Bernd Bösch, der uns im Interview stolz das Unikat vorstellt. Die 5.138 Plätze fassende Arena bereichert ganz Fußball-Österreich mit einem raffinierten Mix aus moderner Architektur und gelebter Tradition – und einem Standort, der sich durch seine einzigartige Lage tief in die Herzen der Fans gegraben hat.

Es waren am Weg zum neuen Stadion extrem viele Hürden zu überwinden. Wie froh sind Sie, dass es jetzt steht?

Die Erleichterung und Freude ist riesig. Ich war auch schon als Sportreferent der Gemeinde involviert. 2014 gab es ja die Variantenprüfung, wo das Stadion gebaut werden soll. Damals hieß es von den Vereinsvertretern, wenn wir in 3 Jahren kein neues Stadion haben, sind wir nicht mehr im Profifußball. Wegen eines Lizenzproblems hat es sich dramatisch dargestellt. Die provisorischen Adaptierungen waren ja auch nur möglich mit dem Nachweis, dass ein Neubau kommt. Seit 2019 beschäftigt es mich im Verein.

Warum ist es dieser Standort an der Schützengartenstraße geblieben?

Bei einem Standort außerhalb der Gemeinde, hätte man viele Grundstücke aufkaufen müssen – die wären auch nicht innerhalb von 5 Jahren verfügbar gewesen. Rückblickend betrachtet ist der alte Standort der beste. Weil er mitten in der Gemeinde mit dem Austria Dorf seit fast 30 Jahren DER Treffpunkt vor und nach dem Spiel ist. Das würde weiter außerhalb nicht so funktionieren. Wir sind hier nur 500 Meter vom Hauptplatz entfernt. Das hat von der Gemeindeentwicklung schon eine Qualität. Da gibt es nichts Vergleichbares. 

Die Lage des Reichshofstadions ist überhaupt einzigartig. Direkt an der Schweizer Grenze und neben dem Rhein. 

Mit den neuen markanten Flutlichttürmen wird das Stadion auch in der Schweiz prominent zu sehen sein. Wir hatten ja auch immer schon einige Schweizer Fans bei uns. Die werden mit der neuen Radbrücke hoffentlich noch mehr. Bei uns kommen ja sowieso immer besonders viele mit dem Rad statt mit dem Auto, schon in Blickrichtung dritte Halbzeit (lacht).

Das Austria Dorf wird es auch im neuen Stadion in neuer Form geben.

Ja, mit sechs Gastroständen an einer Stelle. Dazu kommen im Stadion dann noch die Taverne 1914, das Buffet und der VIP-Klub – das ergibt eine gastronomische Vielfalt, die man in Fußballstadien sonst lange suchen muss. Sperrstunde bleibt zwar um 22 Uhr, dafür können wir im Glashaus und in der Taverne die Leute noch bis 2 Uhr früh bewirten.

Nicht nur die Taverne, auch andere liebgewonnene Teile wird es auch im neuen Stadion geben.

Ja, unsere berühmte Kapelle wurde dafür extra grunderneuert und bleibt zentraler Bestandteil im Austria Dorf. Es wird in ihr bei der Eröffnung eine Festmesse geben. Auch die Westtribüne bleibt fast unverändert. Sie hat nur neue Sitze und zwei neue Kabinen für die Presse und Behörden gekriegt. Auf die alten Sitze stößt man aber immer noch an überraschenden Orten, manche haben sie an Sitzbänken irgendwo anders im Ort montiert. 

Wie sind ihre ganz persönlichen und urigsten Erinnerungen ans alte Reichshofstadion?

Lustenau Stadion

Von 1968 weg hab ich im Verein im Nachwuchs gespielt. Ab da war das Stadion meine zweite Heimat. Als Kind fand ich es lustig, wie sie nach dem Match öfter das Tor zur Haupttribüne geschlossen haben, damit der Schiedsrichter, wenn er gegen uns gepfiffen hat, nicht gleich flüchten konnte.

Wie haben Sie das erste Bundesliga-Derby gegen Bregenz erlebt, wo das Stadion geschätzt mit 15.000 völlig überfüllt war und manche Fans sogar auf die Dächer geklettert sind?

Ich bin damals als Vize-Bürgermeister in der Nähe von Bürgermeister Hans Dieter Grabher gesessen. Der war als Zuständiger für die oberste Baubehörde ganz blass, weil er sich große Sorgen gemacht hat, dass alles gut geht. Da sind ja sogar die Kinder unter die Tribünen gekraxelt, um was zu sehen. Das war schon richtig wild.

Ein Kritikpunkt am neuen Stadion ist, dass nur gut 5.000 Fans reinpassen. Warum blieb es nicht bei den zuerst geplanten 7.500?

Weil wir da vermutlich vom Lärmpegel ein Problem bekommen hätten. Es gibt schon Stimmen, die sagen, das Stadion ist zu klein. Aber wir waren ja selbst in der Bundesliga nur im Derby ausverkauft. Ich sage: Die Größe ist genau richtig für einen Verein wie Austria Lustenau. Sollten wir irgendwann mehrere Spiele haben, wo wir weit mehr Tickets verkaufen würden als Plätze da sind, könnte man eine Aufstockung der Westtribüne überlegen. Bis dahin brauchen wir mit solchen Gedanken aber gar keine Zeit verschwenden.

Es kommt im neuen Stadion viel Holz zum Einsatz.

Ursprünglich war sogar ein kompletter Holzbau angedacht. Der war aber aus Brandschutzgründen nicht umsetzbar. Deshalb ist der Sockel auf Beton gebaut. Aber im Stadion sind fast alle Elemente aus Holz, das schafft eine besondere Atmosphäre. 

Was sind die wichtigsten neuen Features?

Dass es jetzt auf allen Seiten geschlossen ist und man nicht mehr auf Einfamilienhäuser hinschaut. Dazu ist die Architektur sehr markant. Für mich ist es rein von der architektonischen Gestaltung das schönste Stadion, das ich kenne. Und im neuen Austria-Center haben wir jetzt auch Büro, Fanshop und Fitnessraum. Das hat uns früher gefehlt. Das ist mit 1,6 Millionen Euro unsere bisher auch größte Investition der Vereinsgeschichte.

Was halten die Leute vom neuen Stadion?

Austria Lustenau Stadion

Das hat sich gewandelt. Als man zuerst nur die Beton Flutlichttürme gesehen hat, hat schon mancher den Kopf geschüttelt. Von der Höhe sind aber nur 5 Meter Unterschied zu den vorigen Masten und die Mehrkosten im Vergleich zu einer Stahlkonstruktion sind vertretbar. Die Abschirmung nach hinten war aber beim Genehmigungsverfahren wichtig, denn die Lichtemission zu den Wohnhäusern ist dadurch deutlich geringer, obwohl mehr Licht im Stadion ist. Jetzt wo man sieht, wie es fertig ausschaut, kommen alle mit leuchtenden Augen aus dem Stadion. Die Begeisterung ist groß. 

Der Fels, der Ihnen vom Herzen gefallen ist, dass man den Abstieg in die Regionalliga gerade noch verhindert hat, muss riesig gewesen sein.

Ja, das wäre brutal und eine Katastrophe gewesen. Auch wirtschaftlich wäre es schwierig geworden. Und der Wiederaufstieg wäre jetzt mit einem Konkurrenten wie Wacker Innsbruck alles andere als ein Spaziergang.

Redakteur: Christoph König
Fotos: GEPA pictures, SC Austria Lustenau