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13. Juni 2025

Austria Sportdirektor Manuel Ortlechner

Manuel Ortlechner: „Das kannst du normal gar nicht erfinden“

Es ist gerade die heißest Phase, in der die Sportdirektoren der ADMIRAL Bundesliga stecken. Manuel Ortlechner hat für bundesliga.at dennoch Zeit gefunden, um über seine Arbeit und den Stand der Dinge bei der Wiener Austria zu sprechen.

Orti, ist es gerade so stressig, wie man sich den Sportdirektor-Posten in der Transferzeit vorstellt oder habt ihr bei der Austria schon so viel Vorarbeit geleistet, dass es jetzt gar nicht mehr so schlimm ist? 
Wir haben schon viel Dinge eingegleist, aber wenn bei allen unseren Mannschaften alle Entscheidungen am letzten Spieltag fallen, bist du am Ende in gewisser Hinsicht trotzdem nur Passagier. Bei der Kampfmannschaft hat sich am letzten Tag entschieden, in welchem Europacup-Bewerb wir starten und damit verbunden, mit welchen Einnahmen wir rechnen dürfen. Unser Kooperationsverein Stripfing ist am letzten Spieltag oben geblieben, eine Woche später sind die Young Violets aufgestiegen und unsere U18 ist auch noch auf den letzten Abdruck Meister geworden. Das kannst du normal gar nicht erfinden. Dementsprechend ist im Moment schon sehr viel zu tun.

Durch den Rückfall auf Platz drei müsst ihr schon in der 2. Qualifikationsrunde der Conference League ran. Ist das der große Wermutstropfen auf eine sonst sehr erfreuliche Saison?
Der dritte Platz an sich ist eine super Sache, leider ist es aufgrund der Platzierung Österreichs in der UEFA-Fünfjahreswertung so, dass er diesmal eine andere europäische Wertigkeit hat. Das ist bitter, weil uns nur 60 Sekunden auf den 2. Platz und die Champions-League-Qualifikationsrunden gefehlt haben. Damit hätte es mehr Chancen auf eine Ligenphase in einem der UEFA-Bewerbe gegeben, jetzt starten wir in der 2. Qualifikationsrunde der Conference League und sind auch da in den folgenden Runden nicht mehr gesetzt. Aber es gibt von unserer Seite kein Jammern, es ist jetzt so und das haben alle akzeptiert.

Womit bist du gerade am meisten beschäftigt und wie weit steht der Kader für die neue Saison schon?
Primär geht es derzeit um die interne Abstimmung. Wir haben unsere ”Wunschkader“ und versuchen diese in die Umsetzung zu bringen. Mit vielen Telefonaten, Gesprächen mit Beratern, aber auch Eltern junger Spieler, bei denen oft viel Überzeugungsarbeit notwendig ist. Wir wollen bis zum Trainingsstart am 23. Juni den Großteil unseres Kaders beisammen haben. Aber die Transferzeit ist danach noch lang. Da werden wir sicher auch schauen müssen, wie die Europacup-Phase verläuft, ob wir in die Ligenphase kommen oder nicht. Deshalb werden wir uns bewusst Optionen offen lassen – sowohl was Zugänge als auch was Abgänge betrifft.

Aber im Grunde wisst ihr, wen ihr holen wollt oder kommen da laufend Kandidaten dazu?
Wir haben auf den Positionen, auf denen wir etwas machen müssen, schon klare Ideen. Aber wir sind in einer Lage, in der wir den Kader nicht komplett umdrehen müssen. Auch weil von den sieben Neuverpflichtungen des Vorjahres sechs aufgegangen sind. Das erwartet man immer, aber es ist doch untypisch. Wir wollen auch deshalb den Kader zusammenhalten, weil wir ein sehr homogenes Mannschaftsgefüge haben. Ich habe auch schon von Mitbewerbern gehört, dass sie uns beneiden, wie wir charakterlich gut zusammengestellt sind. Natürlich schauen wir darauf und entwickeln bei den Gesprächen ein Gefühl dafür, ob ein Spieler passt oder nicht. Aber wirklich wissen kann man’s erst, wenn man sieht, wie ein Spieler in unangenehmen Situationen reagiert. Und da haben wir schon einige Glücksgriffe gemacht.

Wie begehrt sind die Austria-Spieler in diesem Sommer, kommen die meisten Anfragen für Fitz und Barry?
Es gibt auch andere, etwa für Spieler aus unserer Defensiv-Abteilung, die man vielleicht nicht sofort am Schirm hat. Die Defensive war für mich schon die Basis für unsere stabile Saison – so definiere ich sie nämlich mittlerweile. Aber klar werden Maurice (Malone), Fitzi und Barry nach ihrer super Saison noch mehr nachgefragt.

Bei Malone ist also trotz Fix-Verpflichtung noch gar nicht klar, dass er bleibt?
Im Fußball kann man ohnehin nie etwas ausschließen. Er hat ja auch ein spannendes Profil – er hat einen Körper, den er einzusetzen weiß, er hat Speed und er hat auch seine Abschluss-Qualitäten, obwohl es noch mehr Tore hätten sein können. Solche Spieler sind gesucht.

Bei Malones Sturmpartner Nik Prelec spießt sich die Weiterverpflichtung?
Die Kaufoption ist so nicht umsetzbar. Wir sind aber auf der Suche nach einer Lösung. Gefunden haben wir sie noch nicht.

Bei Bayern-Leihspieler Matteo Perez-Vinlöf gibt es auch noch keine Vollzugsmeldung?
Auch bei ihm wird es sehr schwierig. Dass ein so junger Spieler zu so vielen Einsätzen kommt, war eigentlich nicht abzusehen. Das hat ihn aber nicht nur für uns attraktiv gemacht, sondern auch andere Vereine auf den Plan gerufen.

Die vorerst einzige Neuverpflichtung ist Kelvin Boateng, was darf man von ihm erwarten?
Es ist kein Wunder, dass die Vienna unbedingt mit ihm verlängern wollte. Kelvin bringt alles mit – Athletik, Tiefgang, Speed. Und er hat den Vorteil, dass er Liga, Land und Stadt schon kennt, weshalb keine großen Adaptierungsprobleme zu erwarten sind. Er hat Potenzial, ähnlich wie bei Haris (Tabakovic)haben wir ja immer auch die 2. Liga im Fokus und wollen für solche Spieler der nächste logische Schritt sein.

Wie geht es mit den zurückkehrenden Leihspielern Vucic und Huskovic weiter?
Bei Romeo ist die Antwort leichter, weil er von seiner GAK-Leihe verletzt zurückgekehrt ist. Hier steht im Vordergrund, dass er einmal gesund wird. Muki haben wir ja nach Hartberg verliehen, um danach sportliche Rückschlüsse ziehen zu können. Leider hat er dann nicht so viel gespielt wie erwartet und wir sind so weit wie vorher. Aber es haben schon wieder Vereine aus der Bundesliga ihr Interesse an ihm angemeldet.

Gibt es auch Interessenten für Trainer Stephan Helm?
Nicht, was bis zu uns durchgedrungen wäre. Aber wir haben ein so gutes Verhältnis, sind sehr transparent miteinander, deshalb wäre er wohl schon damit zu uns gekommen, wenn es Anfragen gäbe. Aber natürlich, wenn er diese Saison in ähnlicher Form wiederholen kann, wird das Interesse kommen. Nicht nur gute Stürmer sind gefragt, auch gute Trainer.

Wird der Trainer zum Trainingsstart schon den einen oder anderen Langzeitverletzten begrüßen können?
Der erste, der zurück kommt, dürfte Haubenwallner sein, der zum Trainingsstart wieder grob hergestellt sein sollte. Bei Kanté wird es noch ein bis zwei Monate länger dauern. Auf El Sheiwi und Wusti werden wir vermutlich noch bis Jänner warten müssen.

Und wie geht es nach dem Aufstieg der Young Violets mit der Stripfing-Kooperation weiter?
Eine Kooperation wie bisher kann es nicht mehr geben, aber wir arbeiten gerade mit Hochdruck an einer Lösung, die auch für die Bundesliga und alle Beteiligten zufriedenstellend ist. 

Redakteur: Horst Hötsch
Fotos: GEPA pictures