24. Aug. 2022

Marco Stankovic: Seitenwechsel - vom Profi zum Journalisten
Marko Stankovic schlug nach seiner aktiven Karriere einen ungewöhnlichen Weg ein. Als Journalist bei Sky ist der Ex-Bundesliga-Profi als Field-Reporter und Taktik-Analytiker im Einsatz. Ab der neuen Saison moderiert Stankovic mit „Alles Taktik“ seine erste eigene Sendung.
Was dürfen sich Sky Seher:innen von Ihrem neuen Format „Alles Taktik“ erwarten?
Marko Stankovic: Genau das, was der Name verspricht! Was ist Taktik? Taktik ist alles: Taktik ist ein guter Spielzug, Taktik ist eine Systemänderung vom Trainer, Taktik ist aber auch, wenn ein Spieler einen anderen bewusst provoziert, Taktik ist auch, wie man sich nach einer Schiedsrichterfehlentscheidung verhält. Es ist alles, was das Spiel betrifft. Niemand muss die Sorge haben, dass es zu „nerdig“ wird. Die Sendung soll erklären, was und warum etwas passiert ist. Auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Begleitet werde ich bei „Alles Taktik“ immer von einem Sky-Experten als Gast.
Waren Sie schon als Spieler ein taktischer Denker?

Ja, das kommt mir bei meiner Tätigkeit als Field-Reporter und für die Sendung „Alles Taktik“ sehr zugute. Als Spieler war ich ein zentraler Spieler – auf der 6 und der 10 – und da musst du immer taktisch denken, weil du die Aufgabe hast, eine gewisse Balance zu halten. Ich habe außerdem das Privileg, vom ersten Tag, an dem ich einen geraden Satz rausgebracht habe, bis zum heutigen Tag mit meinem Vater jeden Tag über Fußball und Taktik zu sprechen. Diese zwei Komponenten helfen mir in der jetzigen Situation ungemein weiter.
Sie sind bei Sky vom Field-Reporter zum Taktik-Analytiker und nun zum Moderator Ihrer eigenen Sendung aufgestiegen. Wie hat sich diese Zeit bisher angefühlt?
Ich freue mich vor jedem Spiel und jeder Sendung wahnsinnig, weil es einfach genau das ist, was ich immer nach der aktiven Karriere machen wollte. Ich habe nicht erwartet, dass es wirklich so aufgeht. An der Stelle muss ich mich bei einigen Kollegen bei Sky bedanken, die mir immer wieder super Tipps und superehrliche Kritik geben. Sie helfen mir, die Sachen, die ich für den Job nicht mitbringe, die journalistische Grundausbildung in sehr schnellem Tempo nachzuholen.
Was war Ihre bisher schwierigste Situation als Journalist?
Das war mit Sicherheit, als ich zum ersten Mal allein ohne Interviewpartner in die Kamera gesprochen habe. Das war sehr ungewohnt. Bei mir war alles „learning by doing“. Je mehr Einsätze, desto einfacher wurde es. Anfangs war es auch komisch, Zlatko Junuzovic per Sie anzusprechen, nachdem er einer meiner besten Freunde ist. An das musste ich mich ein bisschen gewöhnen, aber nach dem zweiten, dritten Mal war auch das kein Problem mehr. (lacht)
Sie haben in der vergangenen Saison die Taktik-Analysen bei den Champions-League-Übertragungen sehr spontan übernommen. Wie ist es dazu gekommen?
Klaus Schmidt wurde am Montagabend als Trainer in Hartberg vorgestellt und am Dienstag war ich schon im Studio und übernahm die Taktik-Analyse. Das Format hat mich immer begeistert. Ehrlich gesagt bin ich proaktiv auf meinen Chef zugegangen und habe gesagt: „Wenn du für eine Sendung Hilfe brauchst, dann mache ich es gerne“.
Am Dienstagvormittag kam tatsächlich der Anruf und ich bin sofort ins Studio nach München gefahren. Im Auto habe ich die vorbereiteten Szenen angeschaut. Ich war sehr aufgeregt. Auch, da ich das Tool noch nicht kannte. Ich habe mein Glück damals selbst in die Hand genommen und habe es anscheinend ganz ordentlich rübergebracht.
Wie ist es, im Studio mit Leuten wie Lothar Matthäus und Co. zu diskutieren?
Mit dem ganzen Team zu arbeiten, ist ein purer Genuss und macht Spaß. Beginnend bei Moderatorin Constanze Weiss oder Martin Konrad, der mein Mentor bei Sky ist. Unsere Experten sind auch abseits der Kamera unglaublich tolle Typen. Wenn ich mit Lothar (Matthäus), Didi (Hamann), Peter (Stöger), Marc (Janko) oder Stranzi (Martin Stranzl) über Fußball diskutiere, macht das einfach extremen Spaß. Auf die Dienstage und Mittwoche seit März habe ich mich jedes Mal gefreut wie ein kleines Kind auf den Christbaum.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz für Sky erinnern?
Ja! Ich war besser vorbereitet als auf meine Matura. Das war St. Pölten gegen Rapid in der Bundesliga. Martin Konrad hat mir zuvor sehr viele Tipps gegeben. Dennoch war ich nervöser und angespannter als vor meinem ersten Bundesliga-Spiel für Sturm. Das erste Interview war gleich mit Didi Kühbauer, damals noch Trainer bei den Hütteldorfern. Das war natürlich ein Schmankerl, weil wir uns am Platz nichts geschenkt haben. Ich war ein junger, eher frecher Spieler vom Mundwerk und er ein reifer, impulsiver Spieler. Im Endeffekt hat das Interview aber super gepasst.
Haben Sie ein bisheriges Highlight als Journalist?
Obwohl ich das Privileg hatte, die Champions League, Europa League und Europa Conference League mit Einsätzen in Helsinki, Zagreb oder bei Salzburg gegen Sevilla begleiten zu dürfen, war mein absolutes Highlight bisher Austria Klagenfurt gegen WSG Tirol. Es gab eine 97-minütige Unterbrechung und alles Vorbereitete musste ich wegschmeißen. Es war pure Improvisation. An den Einsatz erinnere ich mich wahnsinnig gern zurück. Das Spiel hat mir extrem viel an Erfahrung gegeben, weil ich gemerkt habe, dass ich bis dahin noch nicht so authentisch war.